Disneyland Paris
Mit 80 über die Autobahn, na prima. So stelle ich mir zügiges Reisen vor. Für Matthias ist das ok, alter Trucker, der ist diese atemberaubende Geschwindigkeit gewohnt. Mir juckt es im Gasfuß. Ich zwinge mich, die Geschwindigkeit zu halten. Eine Schnecke ist hat auch nicht so schnell, dafür hat sie ihr Häuschen auch immer dabei. So wie ich jetzt mit dem Wohnmobil. Aber es gibt ja auch Nacktschnecken. Die sind aber auch nicht schneller als Schnecken mit Häuschen. Oder doch? Man müßte das mal recherchieren ...
Ich habe viel Zeit zum nachdenken, immer schön im Päckchen zwischen den Trucks. Und Paris ist noch weit und die Mannschaft hinten hat sich inzwischen zur Ruhe begeben und Matthias hat das blöde Navi nun weggelegt und hat nun Langeweile.
Plötzlich, er hat eine Weile den Tacho beäugt, beschließt Matthias, es wäre besser wir würden erst mal schlafen und dann weiterfahren wenn es wieder hell ist. Wir nehmen den nächsten Rastplatz und nach kurzer heftiger Diskussion, die Mannschaft ist auch wieder wach, folgen wir dem Vorschlag - Nachtruhe.
Ich werde wach, der Motor brummt. Matthias ist wieder auf Kurs, straff mit 80. Kurz vor Mittag sind wir endlich doch noch in Disneyland bei Paris angekommen. Ein riesiger Parkplatz, ein Sonderareal für Wohnmobile und für schlappe 15 Euro pro WoMo darf man sogar bis zum nächsten Tag 8 Uhr bleiben. Das ist schon mal was. Wir machen uns landfein und dann auf den Weg.
Die Franzosen scheinen auch nicht viel von langen Fußmärschen zu halten. Lange Laufbänder führen zum Ziel. Taschenkontrolle, jeder der nach Disneyland rein will, muß seine Taschen präsentieren, dahinter Dreierposten mit Maschinenpistolen. Da muß jemand sehr viel Angst haben.
Kassen, nur wenige sind besetzt und vor jeder eine lange Schlange. Es geht nur ganz, ganz langsam vorwärts. Was machen die da, handeln die individuelle Preise aus? Endlich sehe ich die Preise und oh Mama, ich wollte doch den Laden nicht kaufen. Was solls, endlich sind wir dran. Der Preis ist klar, da gibt es auch nichts zu feilschen. Aber die Bezahl-Prozedur gestaltet sich zum Drama.
Uralt-Technik, Kartenleser zum durchziehen. Der Kartenleser kann die Visa-Karte nicht lesen. Der Supervisor wird hinzugebeten. Der kann aber noch nicht. Wie ich mitbekomme, läuft am Nebenschalter das gleiche Spiel, die Karte wird nicht erkannt.
Endlich kommt der Supervisor, man berät sich. Es wird telefoniert. Der Supervisor erklärt uns in holprigen Englisch, man habe versucht die Bank zu erreichen, da gehe aber niemand an das Telefon. Ich sage ihm auf Französisch, er könne mit mir Französisch sprechen und auch in Deutschland wäre heute, genau wie in Frankreich, Samstag und da ... Hmmm!
Hmmm, ob wir nicht Bares hätten? Hätten wir, wollen wir aber nicht. Das sagen wir ihm natürlich nicht und schütteln nur die Köpfe. Alle, auch die Kinder. Er ist ratlos und geht erst mal wieder rüber zum Nebenschalter, an dem zum gleichen Thema auch immer noch gekämpft wird. Wir präsentieren nun der gut aussehenden, freundlichen, aber ziemlich unbeholfenen Kassiererin diverse andere Karten. Keine kann gelesen werden, weder auf dem Chip, noch auf dem Magnetstreifen. Rubbeln am Pullover hilft auch nicht.
Wir haben inzwischen vier oder fünf Karten im Umlauf. Chip reinstecken, Magnetstreifen durchziehen, rubbeln, Magnetstreifen durchziehen, Karte wird abgelehnt. Nächste Karte, Chip reinstecken, Magnetstreifen durchziehen, rubbeln, Magnetstreifen durchziehen, Karte wird abgelehnt. Nächste Karte, Chip reinstecken ...
Plötzlich hellt sich das Gesicht der gut aussehenden Kassiererin auf, sie sieht jetzt noch besser aus, der Bezahl-Vorgang läuft. Wir bekommen unsere Eintrittskarten, wir sind fast drin. Nebenan wird immer noch gekämpft, unter Leitung des Supervisors höchstpersönlich, der wieder das Telefon am Ohr hat. Wenn der in der Türkei anruft, könnte er Glück haben. Hinter uns stehen die Menschen geduldig in der Schlange und werden sich fragen, warum es nicht vorwärts geht. Sie werden es bald wissen.
Drehkreuz, wir sind drin. Wir verabreden Treffpunkt und Zeit und teilen uns in zwei Dreiergruppen. Christel und Matthias mit der kleinen Emily wollen Parade gucken. Paul, Paula und ich wollen die Fahrgeschäfte ausprobieren. Im nächsten Artikel werde ich davon berichten, wie man sich in Disneyland Paris einen Satz heiße Ohren einhandelt.
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