Die Ballonfahrerin
Die Ballonfahrerin (Ashtar)
Zuerst ist er ganz klein. Je näher ich komme, desto mehr nimmt er Form und Farben an: Ein Sonnenschirm mit einem regenbogenfarbenen Stoff. Mein Ballon in den gleichen Farben senkt sich langsam auf den sonnenbeschienenen, einsamen Strand.
Ich drehe noch einmal kurz den Brenner auf volle Leistung. Der Korb zittert und ächzt und macht einen Sprung über die einsame Palme, die den Sonnenschirm wie ein Wächter beschützt. Ich ziehe an der Leine und setze meinen Fahrkorb fast lautlos in den weißen Sand. Erst jetzt sehe ich die Gestalt, die scheinbar schlafend in einem Liegestuhl unter dem Sonnenschirm liegt.
Ich steige aus und gehe in Richtung des Schirms. Als ich näher komme, muss ich lachen. Was ich für einen schlafenden Menschen hielt, entpuppt sich als ein aufgeblasener Delphin, der mit einem Handtuch zugedeckt ist. Ich schaue mich nach allen Seiten um, ohne einen Menschen zu entdecken, nehme dann den Delphin vom Liegestuhl und lege mich selbst hinein. Zufrieden mit mir und der Welt schaue ich hinaus aufs Meer und denke: Endlich allein auf diesem herrlichen Fleckchen Erde.
Erst jetzt bemerke ich die Kühlbox neben dem Sonnenschirm und werde mir meines Durstes bewusst. Bilder von kühler Cola und Schweppes Bitter Lemon machen sich in meiner Phantasie breit. Ich öffne den Deckel der Box und erstarre! Ein herzzerreißendes Stöhnen und Seufzen ertönt aus der Box. Es scheint aus einer Flasche zu kommen, die in grün phosphorizierenden Farben leuchtet. Vorsichtig nehme ich die Flasche heraus, bin aber unschlüssig, ob ich sie öffnen soll. Vom Geist in der Flasche hatte ich bisher nur in Märchen gehört; sollte es ihn wirklich geben? Das Glas der Flasche ist milchig und ich kann den Inhalt nicht erkennen. Im Sonnenlicht ist von den phosphorizierenden Farben nichts mehr zu sehen und auch das Stöhnen und Seufzen hat aufgehört.Langsam drehe ich die Flasche in meinen Händen aber nirgendwo finde ich einen Hinweis auf ihren Inhalt. Einen guten Geist, der mir alle meine Wünsche erfüllt, konnte ich wahrlich gebrauchen. Mein erster Wunsch wäre eine eisgekühlte Cola. Die Flasche in meinen Händen kommt mir jetzt ganz normal vor. Sollte mir die Hitze einen Streich gespielt haben oder leide ich schon an Halluzinationen? Schließlich habe ich seit Wochen keinen Menschen mehr gesehen, das verwirrt bekanntlich den Geist. Vielleicht haben mir meine Ohren ja einen Streich gespielt. Diese Überlegung und mein immer stärker werdender Durst lassen mich in der Kühlbox nach einem Flaschenöffner suchen. Ich finde nichts, womit ich die Flasche öffnen kann und werfe sie wütend und enttäuscht ins Meer.
Da höre ich wieder dieses Seufzen und Stöhnen. Es kommt aus der Kühlbox und das wunderte mich sehr. Sie ist nämlich so leer, wie es leerer nicht geht. Ich nehme sie hoch und betrachte sie von allen Seiten. Unter dem Boden klebt ein halb zerquetschter Frosch. Diese arme Kreatur hatte also so laut gestöhnt und geseufzt. Ich bin wütend und gebe dem Frosch die Schuld, dass ich nicht an ein kühles Getränk gekommen bin. Ich nehme ihn und schleudere ihn gegen den Stamm der Palme. Es machte laut PLATSCH und vor mir steht ein nackter, hochgewachsener Eingeborener mit seinem gewaltigen Männlichkeitssymbol in der Hand. Mir läuft ein kalter Schauer den Rücken hinunter, denn eine Waffe solchen Ausmaßes habe ich bisher weder gesehen, geschweige denn unschädlich gemacht. In der anderen Hand hält er ein Glas Cola, in dem Eisstücke schwimmen. Er spricht mit etwas knarrender Stimme: "Dein erster Wunsch war eine eisgekühlte Cola!"
Nach dem ersten Schrecken nehme ich dankend die Cola, während ich irritiert auf seinen riesigen Apparat starre. Damit möchte ich es nicht aufnehmen. In einem Zug trinke ich die Cola aus und suche verzweifelt nach einem Ausweg aus dieser Situation. Schließlich sehe ich grinsend auf sein keulenartig geschwungenes Glied und frage: "Mehr hast du nicht zu bieten?" Diese Frage zeigt sofort Wirkung: Sein Penis schrumpft zusammen und ähnelte nur noch einem kleinen Wurm.
Er aber spricht: "Du glaubst, du kannst mich beleidigen, nur weil ich schwarz bin und du blond. Du hattest die Möglichkeit, dir einen Wunsch zu erfüllen, der dich die höchsten Wonnen hätte genießen lassen. Schade, dass du diesen Wunsch nicht ausgesprochen hast. Aber ich will dir noch einen weiteren Wunsch erfüllen. Bitte überlege genau, bevor du sprichst."Mir ging dieser Kerl langsam auf die Nerven und ich sage: "Noch eine Cola und einen Sandwich dazu - und zieh dir bitte was Anständiges über."Im selben Augenblick gibt es einen lauten Knall. Der schwarze Riese ist verschwunden, der Gummidelphin geplatzt und ich wache auf dem Fußboden auf, weil ich aus dem Bett gefallen bin. Nur was es mit der Flasche auf sich hatte, bleibt ungeklärt.
Ein Text von: Ashtar
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