Der Einsiedler II

Wie wird mir das Gewühle
Der Welt doch gar zur Last;
Es rauscht der Wald so kühle,
Und lockt zu süßer Rast;
Fahrt wohl denn ihr Beschwerden,
Fahr wohl o Lust der Erden,
Ein Siedler will ich werden,
Der Wildniß stiller Gast.

Mein Wams von Purpursammet,
Ich muß dich von mir thun;
Mein Schwert hast ausgeflammet,
Ein Grabscheid wirst du nun.
Fleuch auf mein Falk mit Schalle,
Trab heim mein Roß zum Stalle,
Der Goldsporn bricht, ich walle
Fortan auf Sandelschuh’n.

Ich will ein Haus mir bauen
Hier zwischen Eich und Tann’
Aus Stämmen unbehauen
Mit Moos und Flechten dran;
Ein Kreuzlein will ich schneiden
Aus jenen Hängeweiden,
Und mich in Felle kleiden,
Wie weiland Sankt Johann.

Emanuel Geibel

Ähnliche Beiträge

Sehnsucht

Jedweder Geselle, sein Mädel am Arm,Durchwandelt die Lindenreihn;Ich aber, ich wandle, daß Gott erbarm,Ganz mutterseelenallein.Mein Herz wird beengt, mein Auge wird trüb,Wenn ein andrer mit…

Kommentare

Verstoß melden

Schließen