Das Schaumweinsektbad

Diese Geschichte schrieb ich auf, lange Zeit bevor der dreiteilige Film "Hotel ADLON" prduziert wurde. Und als der Film unlänst zu sehen war, stand meine Gechichte schon lange in meinem Buch KAPRIOLEN.
Das Sektschaumbad

Noch nichts Neues, keine Post und die Zeitung habe ich auch noch nicht gelesen. Das Duschen dauerte heute etwas länger, weil ich, so glaube ich, noch unter der Dusche weiterschlief und erst wach wurde, als ich das kalte Wasser aufdrehte. Das wurde dann zur Wechseldusche und machte mich endgültig wach.

Das erinnerte mich sogleich an eine Geschichte aus meinen frühen „Zauberjahren“. Wir arbeiteten zu zweit und damals im Frack. (siehe auch Dachzeltbuch, Seite 88). Eine bekannte Sekt-Kelterei hatte uns nach Berlin-Friedrichstraße zum Betriebsfest eingeladen und wir zauberten natürlich mit Sektflaschen, Gläsern, Flüssigkeiten, Tüchern und Bällen. Am Ende überreichte man uns sechs Sechserkartons mit Sekt. Die Firmenleitung hatte wohl geahnt dass es spät werden würde, und hatte uns ein Zimmer schräg gegenüber im Hotel „“ADLON“ reserviert. Damals stand kaum noch etwas von der Fassade und das frühere Wirtschaftsgebäude über dem Hof war zum Hotel umfunktioniert worden. Wenn man sich nicht ganztags, sondern nur nachts im Zimmer aufhielt, war es erträglich. Die Fenster, die nach Westberlin zu gingen, waren mit Glasbausteinen oder verputzten Ziegelsteinen dicht gemacht worden.
Dafür hatten die Räume riesige Ausmaße, in das Doppelbett hätten sechs Personen gepasst. Das tollste aber war das Bad mit riesengroßen Spiegeln an Wänden und Decken, chromverzierten Griffen und Armaturen und eine Wanne vom flächigen Ausmaß eines Kombis der Mittelklasse. Zwei Armaturen sorgten für eine schnelle Füllung und aus den Wänden konnte man kleine Abstellbrettchen herausziehen. Auch in der Zimmerbar stand Sekt.
Es war November und schon recht frisch, weshalb wir einen Karton Sekt schon ins Zimmer mitgenommen hatten.
Ich ließ das Wasser in die Wanne laufen und stellte schon mal ein Sektglas bereits. Und während ich noch mit dem Öffnen der Flasche im Gange war, saß Gerd schon in der Wanne, umgeben von Gerüchen eines Schaumbades, dessen Tütchen massenweise in einem Körbchen bereit lagen.
Nun stieg auch ich in die Wanne, in die gewiss noch zwei weitere Personen Platz gefunden hätten. Wir stießen auf den Erfolg der Vorstellung an und es tat uns richtig gut, vom warmen Wasser umgeben, den kalten Sekt zu schlürfen.
So stellt man sich in seinen Phantasien die Reichen und Schönen vor beim Sektschaumbad.
Der Kasten leerte sich schneller, als es gedacht war. Das warme Wasser lief ständig nach und es war doch so gemütlich in der Wanne.
Wir knobelten, das Los fiel auf mich. Also etwas überziehen, runter zum Auto und einen weiteren Kasten holen.

Zwei Flaschen waren noch darin, als uns morgens die Zimmerfrau weckte.
Zehn leere Flaschen lagen im Raum verstreut, und zwei gefüllte Gläser standen noch auf den Wandbrettchen. Die boten wir der Zimmerfrau, eine gemütlich aussehenden Dame, an, die ihrerseits uns ansah, dass es schwer werden würde, in die Gänge zu kommen.
Nachdem sie ein Glas ausgetrunken hatte, forderte sie uns auf, aufzustehen. „Keine Bange, ich habe schon mehr nackte Männer gesehen“, so munterte sie uns auf.

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