Das Rad
Eine Erfindung, um die sich, de facto, alles auf dieser Welt dreht. Egal ob Wasserrad, Schwungrad, Zahnrad, Reserverad oder - wie in meiner Erzählung geschildert - das Fahrrad
Ist ein wunderschöner Tag. Wolkenloser Himmel, Windstille. Ideal für eine kleine Radtour, denk ich mir. Gesagt, getan. Da ich kein eigenes Fahrrad mein Eigen nenne obwohl Sieben an der Zahl in der Garage herum lehnen, schnapp ich mir das neue Fahrrad meiner Tochter. Warum? Weil es, sage und schreibe, 24 verschiedene Übersetzungen hat. Da könnte man meinen, damit wäre sogar der Mount Everest bezwingbar. Citybike, nennt sich das technische Wunderwerk. Da ist man versucht zu glauben, das Rad läuft von alleine. Dass dem nicht so ist, merke ich schon bei der ersten kleineren Steigung. Trotz Mehrfachschaltung muss ich aus dem Sattel, um die Pedale besser bearbeiten zu können. Ein leises ziehen in den Oberschenkeln signalisiert mir: Hopsala, die Kondi. Hab ich eh gewusst. Hab halt gemeint, weil das Rad so viele Gänge hat... Ist auch egal. Tatsache ist auf jeden Fall dass ich, schon sehr bald in Schweiß gebadet, merke: Ohne entsprechendes Konditionstraining geht halt nicht viel, zumal urplötzlich ein surrendes Geräusch ertönt. Das Fahrrad, es lässt sich auf einmal nur mehr mit äußerster Kraftanstrengung fortbewegen. Nach satten 5 Kilometern ist Schluss. Aus
Die vorprogrammierte 20 km Tour wird abgeblasen.
Prustend und keuchend fahre ich den kürzesten Weg nach Hause, und der führt quer durch die Stadt. Als ich am Autobusbahnhof vorbeikurble, steht da ein Dreikäsehoch, die Schultasche lässig ans rechte Bein gelehnt. "Der Scheinwerfer brennt, Opa!" Ruft er mir zu. So ein Lümmel, denk ich, seine Bemerkung irrtümlich auf mein hochrotes Gesicht beziehend. Doch an der nächsten Ecke fällt dann endlich bei mir der Groschen. So schnell war ich nicht einmal in meiner Jugend vom Rad gestiegen. Der Scheinwerfer? Na klar! Darum ließ sich das Vehikel so schwer fortbewegen. Und in der Tat, war ich Trott... Naja. War ich Rindvieh am helllichten Tag, bei strahlendstem Sonnenschein mit eingeschaltetem Licht durch die Stadt geradelt. Der interessierte Leser wird nun zu recht anmerken: Was hat das Scheinwerferlicht mit der Kondi zu tun? Der Dynamo, bei meinem Drahtesel am Hinterrad montiert und dadurch von mir nicht bemerkt, rotierte an der Felge, und daher auch der vermehrt erforderliche Kraftaufwand an der Tretkurbel!
Hab mich selbstredend sofort getröstet, weil meine Kondi dann doch nicht so schlecht sein kann und außerdem: Ich bin ein Schreiberling und kein Techniker. Also, was soll's?
Habe alle Tagebucheintragungen mit Interesse gelesen.
Was so ein Leben doch an schönen, trügerischen u. sinnlosen Ereignissen zu bieten hat.
Toll beschrieben von belami.
Mit Lachfalten, aber auch Denkerstirn habe ich jede Zeile verfolgt.
Leg die "Feder" nicht aus der Hand mein Lieber; lass den Stoff nicht ausgehen.
Die Wochen sind voll mit neuen, erzählbaren Geschichten.
Vielen lieben DANK - es hat mich sehr erfreut! lara45