Das dritte Brötchen
Das dritte Brötchen (RockyP)
Just als ich zur Wohnungstür reinkam, hörte ich Emmas laute Stimme aus der Küche. »Bist du das Gusti?«
An sich eine komische Frage, wer sollte es sonst sein? Und deshalb antwortete ich scherzhaft:
»Ich weiß nicht genau, aber ich schaue nach und sag dir Bescheid.«
In der Küche sah ich, wie meine Frau Emma als Wischmob unterm Küchentisch rumwuselte. Sie hatte Mühe wieder auf die Beine zu kommen. Leider konnte ich mir bei dem Anblick das Grinsen nicht verkneifen und bekam dafür auch prompt die Quittung. »Du kannst das alberne Gekicher ruhig lassen Gustav und mir lieber auf die Beine helfen.«
Gesagt getan. Jetzt sitzt sie auf dem Stuhl und schaut suchend in die Runde. »Suchst du etwas Bestimmtes mein Schatz?«
»Ja Gustav allerdings, ich suche mein drittes Brötchen, hast du vielleicht?«
Der Haussegen wackelte, dicke Luft war im Anflug. Von Gusti auf Gustav, das hörte sich von Emma nicht gut an. »Ich – nein, ich weiß doch gar nicht, dass du überhaupt drei Brötchen hast.« »Na toll, das sind so typisch deine blöden Sprüche. Lass doch einfach dein albernes Geschwafel und gib zu, dass du die Semmel geklaut und aufgefuttert hast.«
»Einmal Semmel und einmal Brötchen, was denn jetzt? Und wie bitteschön soll ich das gemacht haben? Ich war doch mit Poldi fast zwei Stunden Gassi und gar nicht zu Hause.«
»Was weiß ich, wie du das gemacht hast? Vielleicht hast du mit dem geklauten Brötchen auch die Enten gefüttert und tust jetzt so scheinheilig, nur um mich zu ärgern. Dabei brauche ich es dringend für mein neues Rezept.«
So langsam hatte auch ich den Tee auf. Mit dieser Frau war heute einfach kein Auskommen und Recht musste sie immer haben, koste es, was es wolle. Dennoch startete ich einen neuen Versuch, um den Hausfrieden zu retten. »Hast du schon in deiner Tasche nachgeguckt, vielleicht !?«
»Und warum sollte ich? Die leere Einkaufstüte liegt auf dem Tisch und eins fehlt.« »Vielleicht weil die Papiertüte unten ein Loch hat und das Ding jetzt lose in der Tasche liegt.«
»Papperlapapp mein Freund, das könnte dir so passen. Erst die Semmel klauen, auffressen und dann mir einreden der liegt in der Tasche. Nicht mit mir mein Gustav.«
»Du weißt doch noch nicht mal, was du suchst? Erst ist es nur ein simples Brötchen und jetzt eine Semmelversion.«
Dabei beobachtete ich, wie Emma in der Tasche kramte, fündig wurde und das gesuchte Etwas in der Hand hielt. Meine Schadenfreude kam erneut zum Durchbruch und ich wagte zu bemerken: »Na endlich gefunden was du gesucht hast?« Sie schaute mich mit großen Augen vorwurfsvoll an und sagte:
»Wenn ich mich recht erinnere, habe ich sogar vier Stück gekauft, also sag schon, warum du das Brötchen geklaut hast.«
Das war für mich heute endgültig genug. Ich habe Poldi genommen und mich auf mein Zimmer zurückgezogen. Dann lieber meinen Hund streicheln, der das dankbar annimmt, als weiterhin einen Ehekrieg anzuheizen.
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