Besuch im Pfannkuchenhaus

Besuch im Pfannkuchenhaus (RockyP)

Ich hasse es wie die Pest, irgendwo in einer Lokalität rumzusitzen und auf eine Verabredung zu warten, welche nicht kommt. Es sieht immer so aus wie bestellt und nicht abgeholt. Heute saß ich schon geschlagene 30 Minuten in der Warteschleife und das dritte Glas Wasser blubberte im Bauch. Ich hasse diese Plörre, wenn ich sie nur so zum Zeitvertreib in mich reinschütten muss. Dazu war das Lokal noch gerammelt voll und Gäste standen in der Warteschleife.

Einige dieser Aasgeier umkreisten schon seit Minuten den Tisch, um mir den Platz streitig zu machen. Mein Blick wandert immer wieder zur Tür, doch alles, was da kommt und geht, war mir unbekannt. So unauffällig wie es nur geht schaue ich auf meine Uhr - alles Okay der Zeiger dreht sich weiter und die Zeit schreitet voran. Von meinen zwei Bekannten, mit denen ich mich verabredet hatte, ist nichts zu sehen.

Einer von diesen penetrant aufdringlichen Tischsuchern hatte sich hinter meinem Rücken aufgebaut, hüstelt so ab und an und nervte mich kolossal. Ich schlürfe weiter mein Wässerchen und versuche betont, gelangweilt dreinzuschauen. Na ja, so ganz will es mir nicht gelingen. Da klingelt mein Smartphone. Es ist Hans, er steckt im Stau und kommt eine halbe Stunde später. Immer dasselbe, konnte er nicht eine halbe Stunde früher abfahren, um pünktlich zu erscheinen?

Der aufdringliche Aasgeier, welcher hinter meinem Stuhl rumturnte, hatte Verstärkung bekommen. Jetzt waren es schon zwei, welche mich nervten und mich liebend gerne vom Stuhl geschuppt hätten. Mein Bekannter hatte schon längst das Gespräch beendet, doch das wussten die Stinker hinter mir nicht. Das Handy klebte an meinem Ohr. »Ja mein Schatz«, hauchte ich in die Muschel. »Der Tisch ist reserviert. Ich freue mich auf dich bis gleich!« Mit einem tiefen Seufzer legte ich das Handy beiseite. Die Aasgeier beendeten darauf die Tischblockade und räumten das Feld.

Jetzt galt es die Nerven zu behalten und vor allen Dingen keinen Harndrang verspüren. Das war so an sich im Moment das Schlimmste, was passieren konnte. Denn der freie Tisch würde in meiner Abwesenheit bestimmt einige Besucher auf sich ziehen. Doch alles blieb paletti. An sich war es untypisch, dass mich auch der zweite Bekannte heute versetzte. Pfannkuchenessen mit Blaubeeren war angesagt, wer lässt sich so was entgehen?

Langsam keimte in mir ein Verdacht - Pfannkuchenhaus? Mein Blick erkundete vorsichtig die Speisen der Nachbarn. Pfannkuchen waren nicht dabei. Hatte ich mich im Lokal geirrt? Ich hatte. Da bimmelte erneut das Handy. »Wo bleibst ihr denn um Himmelswillen, ich sitze mir schon Blasen am Hintern und warte auf euch.« Es war Paul und ich der Unfehlbare hatte mich im Lokal geirrt. »Ober bitte zahlen«, rief ich durchs Lokal. Jetzt musste ich Vollgas geben, wer weiß, wie es Paul im Pfannkuchenhaus erging. Das Navi im Auto sagte: »Noch 20 Minuten bis zum Ziel.«

Ein Text von: RockyP

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