Ausflug nach Stölln und Linum
Ausflug nach Stölln und Linum
An einem Sonntag im November 2004 unternahmen wir bei gutem Herbstwetter einen Ausflug nach Stölln und Linum. Von Rangsdorf aus fahren wir auf der Autobahn Richtung Hamburg.
Noch vor Nauen verlassen wir die Autobahn und fahren weiter über Friesack nach Stölln.
Entlang der Landstrasse erstrecken sich Laubwälder, kleine Dörfer und weites Wiesenland. Sonntägliche Ruhe liegt über der Landschaft. Die Wolkendecke reißt auf und die Sonne lässt das bunte Herbstlaub aufleuchten.
Die "Otto Lilienthal-Gemeinde Stölln" liegt im Naturpark West Havelland.
Auf dem ältesten Flugplatz der Welt steht seit dem 23. Okt. 1989 eine ausgesonderteIL 62. Der Flugkapitän Kallenbach (IF) landete mit der 80 Tonnen schweren Maschine auf einer 900 m langen Graspiste. Eine fliegerische Meisterleistung!
Die IL 62 erhielt den Namen "Lady Agnes", benannt nach der Frau von Otto Lilienthal. Im Flugzeug wird eine kleine Ausstellung zur Geschichte des Flugpioniers gezeigt. Außerdem kann man sich ein Video von der Überführung der Maschine vom Flughafen Berlin-Schönefeld nach Stölln und der grandiosen Landung ansehen.
Die Gemeinde Stölln hat ihr Standesamt in dem Flugzeug eingerichtet. An den Wochenenden kommen oft "Heiratswillige", um in diesem außergewöhnlichen Standesamt den Bund fürs Leben zu schließen.
Otto Lilienthal wurde am 23. Mai 1848 in Anklam geboren und verunglückte am 9. Aug. 1896 bei einem Gleitflug vom 110 m hohen Gollenberg, der höchsten Erhebung im Ländchen Rhinow. 1893 begann der Flugpionier mit seinem Gleitflieger mit ersten Flugversuchen vom Gollenberg.Die Bürger der Gemeinde Stölln errichteten 1952 auf dem Gollenberg an der Absturzstelle einen Gedenkstein für "Otto Lilienthal". Dieser Stein wurde 1991 rekonstruiert. Man erreicht den Gedenkstein, wenn man den Wanderweg entlang geht.
Nach einem Spaziergang auf dem Wanderweg fuhren wir mit dem Auto in den Ort Stölln und aßen in der alten Gaststätte "Zum 1. Flieger" Mittag. Diese historische Gaststätte wird heute von einem Urenkel der "Minna Herms" geführt. Wenn Otto Lilienthal sich in Stölln aufhielt um seine Flugversuche fortzusetzen, wohnte er in dieser Gaststätte. Damals betrieb Minna Herms die Gastwirtschaft. Im Schankraum kann der Gast seltene Fotos aus dem Leben des Fliegers betrachten. Der Blickfang aber ist der "Lilienthalgleiter", der unter der Decke schwebt.Noch heute findet man auf der Speisekarte das Leibgericht von Otto Lilienthal: "Semmelknödel und Gulasch." Auch wenn wir ein anderes Gericht wählten, hat es doch ausgezeichnet geschmeckt. Das Haus "Zum 1. Flieger" ist Hotel und Restaurant, man kann dort übernachten und die schöne Umgebung erwandern.
Besuch in Linum
Nachmittags fuhren wir zurück Richtung Nauen, über Kremmen nach Linum. Linum ist als Storchendorf bekannt geworden. Auf vielen Dächern sind Storchennester, einige wurden von den Bewohnern angelegt. Im Frühjahr brüten im Ort zahlreiche Storchenpaare und ziehen dann ihre Jungen groß. Die Umgebung ist reich an Teichen, so dass Linum auch den Beinamen Teichland trägt. Zu einigen Teichen führen schöne Spazierwege.
Wenn die Störche längst in den Süden geflogen sind, zieht Linum, besonders von Ende Oktober bis Mitte November wieder Naturfreunde an.
Morgens gegen 7.00 Uhr erheben sich hier tausende Kraniche in die Luft, um auf den umlie-genden Wiesen und Feldern Nahrung zu suchen. "Der Zug der Kraniche". Bevor die Kraniche in das spanische Winterquartier fliegen Grasen sie in Linum und Umgebung.Das obere "Rhinluch, das Havelländische Luch bei Nauen und der Kremmener See" ist der größte Sammelplatz skandinavischer und baltischer Kraniche in Europa.
In dem genannten Zeitraum kommen die Kraniche täglich zwischen 16.00 und 17.00 Uhr um in der Teichlandschaft zu übernachten. Sie bevorzugen diese Plätze, weil sie dort sicher sein können, dass kein Fuchs oder andere Tiere Jagd, besonders auf die Jungvögel machen kann.Im Radio hatte ich gehört, dass der tägliche Flug der Kraniche zu den Übernachtungsquartieren ein faszinierendes Naturschauspiel, ist.
Gleich am Ortseingang führt ein Weg in eine Wiesenlandschaft die von kleinen Bächen durchzogen wird, man kann weit ins Land schauen. Dort hatten wir uns gegen 16.00 Uhr eingefunden. Bald gesellte sich eine Gruppe mit einem Vogelsachverständigen dazu. Gespannt schauten alle zum inzwischen wieder wolkenverhangenen Himmel.
Schon kurz nach 16.00 Uhr trafen die ersten Vögel ein, noch vereinzelt segelten sie, so wirkte der Flug auf uns, über unsere Köpfe hinweg in die Niederungen und ließen sich auf den Wiesen nieder. Die Kraniche haben eine Flügelspannweite von ca. 2 m, sie fliegen sehr ruhig und meist hört man nur das aufgeregte Piepsen der Jungvögel.
Vor den Kranichen zogen mit lautem Geschnatter Graugänse zu ihren Schlafplätzen.Wir mussten nicht lange warten, Scharen von Kranichen flogen ein. In der Umgebung sollen etwa 20 000 Kraniche übernachten. Die Vögel bilden Formationen, ein geordnetes Flugbild bietet sich dem Betrachter.
Bald strömten die Tiere von allen Seiten heran, wie dunkle Wolken sahen sie in der Ferne aus, erst wenn sie näher kamen, manche auch schon ziemlich tief über unsere Köpfe dahin glitten, konnte man sie genauer mit dem Fernglas betrachten. Aber auch mit bloßem Auge waren die Vögel gut zu erkennen. Langsam senkte sich die Dämmerung auf das Land herab, nur noch vereinzelte Grüppchen flogen heran, dann wurde es wieder still in der Luft.
Dieses Naturschauspiel hat uns beeindruckt, das schwindende Tageslicht und morgens die aufgehende Sonne bestimmen den Rhythmus der Vögel.
Manche Bauern beklagen sich, weil die Kraniche Schäden auf den Feldern, oft bei der Wintersaat, anrichten. Darum ist man dazu übergegangen die abgeernteten Maisfelder nicht gleich zu pflügen, dort finden die Vögel reichlich Nahrung und lassen dann die anderen Felder in Ruhe.
Eine friedliche Natur, ein interessanter Tag! Gut, dass es Menschen gibt, die mit dazu beitragen, dass solche Reservate für die Tiere erhalten bleiben und wir die Vögel in ihrer natürlichen Lebensweise beobachten können.
Eine Reisebeschreibung von: Leseliese
Kommentare