Inneneinrichtung

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     Constantia antwortete vor 4 Jahren, 6 Monate 5 Teilnehmer · 7 Beiträge
  • Constantia

    Organisator
    2. Oktober 2019 um 10:07

    Heute soll es mal nicht um das Bauhaus gehen. Obwohl so ganz versprechen kann ich es nicht 🙂 .

    Dresdner und seine Gäste bekamen am vergangenen Wochenende die Königlichen Paraderäume August des Starken und das Porzellankabinett im Residenzschloss. Eine Meisterleistung von Bauleuten, Handwerkern, Kunsthandwerkern, aber auch Historikern und ich weiß nicht wem noch alles.

    Die ersten beiden Tage war der Eintritt frei, lediglich eine Anmeldung in einem Zeitfenster war notwendig. Nicht jeder kann sich den Eintrittspreis (vielleicht sogar für die ganze Familie) leisten. Also bin ich diesmal in die zweite Reihe getreten. Mit meiner Jahreskarte kann ich ja nun täglich (außer dienstags) von Gemach zu Gemach schlendern, die Deckengemälde betrachten und mich an all den Kunstwerken erfreuen. So sind hier noch Quecksilber-Spiegel zu bewundern. Es gibt kaum noch Werkstätten, die das herstellen können und dürfen.

    Von Anfang an habe ich den Wiederaufbau verfolgt, jede Teilfertigstellung mit gefeiert. Auch wenn das der eine oder andere nicht versteht, ich erlebe immer wieder glückliche Momente, wenn ich das alles auf mich wirken lasse. Schön, dass zu erleben.

    Fotografieren ist schwierig in den Räumen. Meine kleine Kamera gibt es nicht her, Blitz sollte frau tunlichst lassen. Aber viele haben ja schon einen Blick in die Räume werfen dürfen. Die Eröffnung hat es bis in die tageschau und die heute-Nachrichten geschafft.

    https://up.picr.de/36892197yy.jpg

    https://up.picr.de/36892230rs.jpg

    Als ich wieder an der Straßenbahnhaltestelle stand entschloss ich mich zu einem Kontrastprogramm. Die entsprechende Linie fuhr gerade ein, die Fähre brachte mich anschließend über den Fluss. Ich dachte "Auf ins Schloss Pillnitz!" Dort wird bis Anfang November (3. 11. 2019) im Kunstgewerbemuseum über Rudolf Horn und sein "Wohnen als offenes System" gezeigt. Der heute 90jährige Horn (auch er hat es bis in die Nachrichtensendungen gebracht) entwickelte 1969 ein Modellprojekt Möbelprogramm für die Wohnungsbauprojekte des DDR-Bürgers. Ich erfahre von einem interaktiven Wohnlabor, von der Mitarbeit so manchen Mieters. In einen Film erzählt Rudolf Horn die Geschichte "seiner" Möbel.

    Allerdings klaffte dann zwischen der genialen Idee und der Produktion für all die Neubauwohnungen eine riesige Lücke. das MDW-Programm war Mangelware par excelence. Ich erinnere mich noch an den Laden auf der damaligen "Ernst-Thälmann-Straße". Unsere Möbel kauften wir anderswo. Ein Blick durchs Schaufenster musste genügen.

    Die Ausstellung zeigt an einer Wand Briefe von Besitzern dieses Programms, die die Möbel noch heute nutzen, ich kann alte Rechnungen studieren. Überlege, wieviel eigentlich die "normalen" Möbel kosteten. Ein bisschen "Bauhaus" ist dann schon in meinem Kopf.

    https://up.picr.de/36892211cp.jpg

    https://up.picr.de/36892219hh.jpg

    Irgendwann bin ich dann wieder auf dem Heimweg. Mir wird bewusst, welch großem Bogen ich an diesem Tag geschlagen habe. So mancher stolzer Besitzer war privilegiert (ich weiß es, aus dem Verwandtenkreis), wenn auch kein König. Das war dann noch mal einige Stufen mehr.

    Constantia

  • Heli

    Teilnehmer
    2. Oktober 2019 um 13:56

    Hier in Berlin gab es einen Laden von Hellerau, unmittelbar neben meinem damaligen Arbeitsplatz. Ich ging oft dorthin, um mir die klug ausgedachten neuen MDW-Modelle anzusehen. Und tatsächlich kaufte ich Mitte und Ende der 80er Jahre für zwei meiner Zimmer dort praktische Möbel in sehr guter Qualität und zeitlosem Design. Diese Möbel besitze ich heute noch und würde sie niemals freiwillig hergeben.
    Ich bedauere es sehr, dass es so etwas nicht mehr gibt.
    Heli

  • Tina41

    Teilnehmer
    2. Oktober 2019 um 21:20

    Danke Constantia,

    für Deine wunderbaren Erklärungen und Fotos
    von Deiner Umgebung und Deiner schönen Stadt.
    Bin zwar kein Single, aber ich lese Deine
    Berichte immer gerne, sie sind sehr informativ
    für mich und so lerne ich noch hinzu und erfreue
    mich. Tina41

  • Constantia

    Organisator
    2. Oktober 2019 um 22:17

    Vielen Dank für eure beiden Beiträge. Ähnlich wie Du es beschreibst Heli, waren auch die Briefe und Fotos von Besitzern der MDW-Möbel an einer Art Pinnwand. Interessant auch die Kreativität der Käufer. Was die alles aus den genormten Wohungen und Möbelteilen machten.

    Übrigens produziert man in Hellerau immer noch Möbel. Heute allerdings Innenausstattungen für kleine feine Jachten. Sie haben da wohl eine Nische gefunden und besitzen auch die entsprechende Qualität. So war es zumindest in einem Film zu sehen.

    Euch allen einen schönen Feiertag.

    Constantia

  • Constantia

    Organisator
    3. Oktober 2019 um 17:39

    Vielen Dank uhuline für die Ergänzung. Sehr interessant. Nur der Satz im Text und im Hörbeitrag, dass diese Möbel in fast jeder DDR-Wohung standen, ist glaube ich, nicht so richtig zutreffend. Das hatte aber mehr mit den produktiven Möglichkeiten in der DDR.

    Ja, es ist ein über lange Zeit gehendes, spannendes Erlebnis, gleich ob Frauenkirche oder Residenzschloss. Ich hätte es nie für möglich gehalten, mit staunenden Augen durch die Räume schreiten zu können.

    Noch ein Foto zum Schluss. Ich hoffe nicht, dass sich hinter den Rüstungen Mitglieder des Seniorenforums verbergen. Ich habe die Typen in der Rüstkammer getroffen.

    https://up.picr.de/36901350mh.jpg

    Schönen Restfeiertag

    Constantia

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