18. Dezember

  • 18. Dezember

     Constantia antwortete vor 4 Jahren, 4 Monate 2 Teilnehmer · 4 Beiträge
  • Constantia

    Organisator
    18. Dezember 2019 um 10:27

    Was sind eigentlich Weihnachtsgeschichten? Geschichten die sich am Weihnachtsfest ereignen? Oder Stories die weihnachtlich anmuten?

    Mir fielen dieser Tage Papiere meiner Familie in die Hände, die auf die Zeit im Dezember hinweisen. Aber deshalb gleich weihnachtlich?

    Ich erinnerte mich an Doppelt-A4-Blätter (oder A3 gefaltet könnte man auch sagen), die meine Mutter mit Gedichten beschriftet hatte. Auf der Vorderseite waren Bilder gedruckt. Meine Mutter hatte stets auch die Jahreszahl angegeben: 1935, 1936, 1937.

    Jetzt entdeckte ich auch die Taufbescheinigung, ausgestellt am 16. Januar 1936, empfangen hat sie die Taufe am 1. Dezember 1935 in der Frauenkirche. Da war sie bereits 12 Jahre. Warum wurde sie erst so spät getauft? Hat das was mit der politischen Lage in Deutschland zu tun?

    Übrigens kann man an den oben erwähnten Bildern der Wünsche die Veränderungen der Zeit erkennen. Zunächst noch an Caspar David Friedrich erinnernd, zeigt der 1936 aufgedruckte Bergmann samt Wunsch schon sehr besondere Züge.

    Das Evangelische Gemeindeblatt in Sachsen für den Dom zu Dresden Frauenkirche (April 1938) liegt auch dabei und dort kann ich lesen, dass meine Mutter zu den Konfirmandinnen gehörte. Kurze Zeit später im gleichen Jahr wurde die Frauenkirche geschlossen. Baumängel machten ihr zu schaffen. 1942 war sie für wenige Monate noch einmal offen, bevor sie dann im Bombenhagel für lange Zeit zur Ruine des Gedenkens wurde.

    Als nach der Wende die Christvesper am 23. Dezember ins Leben gerufen, zur Tradition wurde und der Wiederaufbau reale Formen annahm, war meine Mutter oft unter den vielen Dresdnern auf dem Neumarkt.

    Irgendwann wurde öffentlich nach Menschen gesucht, die eine besondere Beziehung zur Kirche haben, Taufe, Konfirmation, Trauung. Sie waren dann auch ganz besondere Gäste bei der Weihe der Unterkirche.

    In diesem Jahr zeigte der mdr einen dreistündigen Film über das Bauwerk mit zum Teil unveröffentlichten Bildmaterial. Darunter ist auch ein Interview mit meiner Mutter. Sie hatte uns erzählt, dass man sie befragt hätte, gesehen hatten wir es aber nicht. Die Fertigstellung der Kirche, auf die sie sich so freute und wohl auch schon einen Platz sicher hatte, hat sie leider nicht mehr erlebt.

    Wer sich als junges Mädchen für den Glauben entscheidet und am 1. Advent getauft wird, ist irgendwie doch wohl auch mit Weihnachten verbunden.

    Ich glaube, dass kommende Fest ist eine gute Gelegenheit sich den Film noch einmal anzusehen.

    Constantia

  • Mondin

    Teilnehmer
    18. Dezember 2019 um 10:46

    Guten Morgen, Constantia,
    welch bewegende persönliche Geschichte! Wie schade, dass Deine Mutter die Frauenkirche nicht mehr in neuem Glanz erleben konnte.

    Den Film werde ich auf alle Fälle versuchen irgendwo anzusehen. Immerhin habe ich die Frauenkirche als Schutthaufen, ganz zu Anfang des Wiederaufbaus und vollendet gesehen. So verbindet sich in meinem Leben auch ein kleines bisschen mit ihr.

    Hast Du diese Sachen von Deiner Mutter noch alle aufbewahrt? Von meinem Vater habe ich noch ein Tagebuch, das er 1946 rückblickend angefangen hat. Er gab es leider bals wieder auf, aber der Rückblick ist schon interessant genug. Ich finde vieles interessante hier im Kirchenarchiv, in dem ich ehrenamtlich mitarbeite. Ist es eigentlich ein Alterszeichen, dass man sich für die "alten Geschichten" vermehrt interessiert oder liegt es einfach daran, dass man nun mehr Zeit dafür hat?

    Mondin

  • Constantia

    Organisator
    18. Dezember 2019 um 11:04

    Liebe Mondin, vielen Dank für Deine Zeilen. Das wenige, was noch da war, habe ich hier gut aufbewahrt. Aber da meine Großeltern und damit auch meine Mutter fast alles beim Bombenangriff verloren haben, ist es ganz wenig. Ich muss es also wie ein Puzzle aus ein paar Papieren, Erzählungen meiner Mutter und Aufsuchen der Orte (die ja heute meist ganz anders aussehen) zusammensetzen.

    So erzälte meine Mutter auch immer von Hammers Hotel, dass in Flammen stand. Erst als die Fläche neu bebaut wurde konnte ich den Platz zuordnen. Ich hatte es in einer völlig anderen Himmelsrichtung vermutet. Bei Baubeginn fand man dort innerhalb von 24 Stunden zwei Blindgänger und die ganze Stadt war in Aufregung. Besonders auch der Baggerfahrer, der beide Bomben entdeckte. Da fiel dann wieder der Name Hammers Hotel und ich hatte einen genauen Standort.

    Constantia

  • Constantia

    Organisator
    19. Dezember 2019 um 8:30

    Ja Sanao, der Spruch trifft es gut. So komme ich mir mitunter vor. Manchmal fehlen nur Seiten und die muss man mit den eigenen Erinnerungen füllen.

    Constantia

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