Wir Ost - 68ger

  • Wir Ost - 68ger

     Mondin antwortete vor 4 Jahren, 7 Monate 6 Teilnehmer · 30 Beiträge
  • Driftwood

    Teilnehmer
    24. März 2021 um 12:31

    @Syringia Danke für deinen erhellenden Beitrag, liebe Syringia. Ich wußte garnicht, dass die Milch von damals einen so weiten Weg bis in unsere Schulen nahm……..Wink LG Driftwood

  • Driftwood

    Teilnehmer
    24. März 2021 um 12:50

    @Momo37 Liebe Momo, auch dir recht herzlichen Dank für die Erklärung. Ja, manchmal war man einfach dran und hatte ein gewisses Privileg. Kaum vorstell- oder erklärbar, doch das war der Alltag.

    Und sicherlich gibt es noch so manche Abkürzungen aus der Welt von Früher, welche damals ganz normal waren, stimmt`s?

    ABV; AGL; ASAO; AWG; BGL; DTSB; FDJ; VEB; MfS; IM; KWV oder LSK/LV (18 Monate)

    Viele Grüsse, Driftwood

  • happyday

    Teilnehmer
    24. März 2021 um 13:21

    @Driftwood Sicher kennst du den Spruch aus DDR-Zeit, Driftwood, alles was südlich von Berlin lebt, spricht sächsisch. Mein Vater konnte den sächsischen Dialekt nicht ausstehen und ist Zeit seines Lebens über den “spitzen Stein” mancher Hamburger gestolpert. Das war einer meiner Gründe, warum ich Helmut Schmidt gern sprechen hörte…

    Da ich ein “Papakind” war, habe ich mir viel Mühe gegeben, hochdeutsch zu sprechen. Doch die sogenannte Klangfarbe der Stimme wird geprägt nach der Gegend, in der man groß wird. – Wie sehr ich mit sächsischem Dialekt unterwegs war, erlebte ich als Kind in meinen Ferien in Hamburg. Wieder und wieder wollten meine Cousine und ihre Freundinnen von mir das Wort “Papagei” hören. Je öfter ich es sagte, um so mehr lachten sie, bis sie sich vor Lachen kugelnd auf der Wiese wälzten. Da hat es mir gereicht und ich wollte wissen, warum sie lachen. Keine Antwort.

    Jahre später erhielt ich die Antwort, unbewusst und von meinem Sohn. Wir waren in Mecklenburg zu Besuch bei meinen Schwiegereltern und mein Sohn spielte mit seinen beiden norddeutschen Cousinen “Stadt, Name, Land”…Als ich dazu kam, las mein Sohn gerade seinen Worte vor, die mit “B” anfingen. Als er beim “Tier” war und ich “Babagei” hörte, war mir schlagartig klar, worüber die Mädchen in Hamburg damals gelacht haben, und ich brach gemeinsam mit meinen Nichten in schallendes Gelächter aus. – Meinem Sohn habe ich dann umgehend erklärt, dass wir ihn nicht auslachen, sondern warum wir lachen…

  • Momo37

    Teilnehmer
    24. März 2021 um 20:42

    Ach ja @Happyday,da fällt mir ja so manches auch ein:

    Als Lehrerstochter wurde bei mir sehr auf gute Erziehung und Sprache geachtet und wenn mal Fremde kamen, wurde auch schon mal gefragt “Ach Kleine, du bist aber nicht von hier?”…doch in der Schule mußte man sich ja dem Jargon der anderen anpassenSmileobwohl ich oft Gedichte vortragen mußte oder auch im Laienspiel war, wo meine Aussprache nie bemängelt wurde. Mit den anderen, zum Deutschlandtreffen in Berlin, da hörte ich zum ersten mal von Fremden dann : “Oh-ne Sachsenschnauze”…und ich war doppelt wütend, kam ja schließlich aus Thüringen !!!Rage Ausbildung dann in Leipzig, da wurde es nicht besser mit dem Singsang unseres Dialektes, war eher “wie derheeme ehmd”Grin

    Ich hätt ne Sprecherziehung machen müssen, konsequent !!! Oder ? Man hört es heute noch..ich hör’s ja selber …bei Whats-App-auf Sprachnachrichten !! Und wehe, wenn ich mal zum Klassentreffen war…..sowas färbt ab !

    Im Dienst in Berlin rief mich mal meine Schulfreundin an, und ich war sofort im SlangSmilemeine Kolleginnen haben sich gekringelt……

    Wir können’s eben nicht verleugnen…. Aber-wollen wir das überhaupt ? NÖ !!

    MGrinmSmile

  • happyday

    Teilnehmer
    25. März 2021 um 12:51

    Danke an dich, @Momo37 für dein Erleben rund um den Dialekt…Schmunzeln musste ich über deinen Ärger, dass du offenbar nicht als Thüringerin “erkannt” wurdest. – Dass ich aus Thüringen bin, wurde Jahre später immer wieder in Unterfranken vermutet. Widersprochen habe ich nicht.Innocent

    Drei Jahre Rostock hatten sich schon auf meine Sprache ausgewirkt. Von Freunden und Verwandten kam dann immer wieder die Frage: sag mal wie komisch redest du denn ? Als ich dann meine norddeutschen Ehemann nach Sachsen “verschleppt” habe, passte er sich auch bald an. Immer öfter wurde er für den Sachsen gehalten und ich für diejenige, die aus Norddeutschland stammte.

    Nochmal zurück zu meiner Studienzeit in Rostock. Zusammen mit zwei weiteren Studentinnen wohnte ich in einem kleinen Zimmer in der Südstadt. Da beide aus Mecklenburg kamen, unterhielten sie sich immer wieder mal auf platt und meinten wohl, ich verstehe das sowieso nicht. Eine Weile habe ich mich auch “unwissend” gestellt, eines Tages dann doch verraten, dass ich sie verstehe. Das war dann mehr als Erstaunen bei meinen beiden Mitbewohnerinnen.

    Über Jahre hat mein Vater gewissermaßen darauf bestanden, dass ich einmal pro Woche mit ihm gemeinsam plattdeutsche Hörspiele anhörte. Es hat mir nicht geschadet…Wink

    @Syringia ich vermute, die DDR hat die Milchtüten selbst hergestellt, nachdem ihr Schweden “Entwicklungshilfe” geleistet habt. – Wie hätte die DDR das auch bezahlen sollen ? Die sogenannten “Aluchips” ( so nannten wir die DDR-Münzen ) wären auch für das DDR-freundliche Schweden inakzeptabel gewesen.

  • Driftwood

    Teilnehmer
    26. März 2021 um 9:41

    @happyday Vielen Dank für deine so erfrischenden Zeilen, happyday – sie haben diesen Tag schon happy beginnen lassen. Ich freue mich sehr, dass es so unterhaltsame Beiträge bei den Schreibfreunden gibt – schließlich sollten die vielen Mühen der Schule, sich in Wort und Schrift ausdrücken zu können, nicht vergebens gewesen sein. Auch, – wenn Babagei schon zum Lachflash führt! Ich kann noch ergänzen, dass mein Bruder seine Gemahlin während eines (FDGB??) Urlaubes im schönen Sachsenland fand. Ob er dafür auf einen Baum steigen mußte,- du weißt sicher warum, hat er nicht verraten. Verraten hat sie sich aber durch ihre akzentuierte Aussprache. Und nicht nur Das. Seitdem weiß ich, was ein “Hieeträubraatel” ist, und noch so paar Dinge mehr, die unseren Alltag in ihrer Bezeichnung – nunja, schwerer machen. Sie zog zu meinem Bruder, vor mehr als 25 Jahren – Berlin und seine Sprache hat bis heute keine phonetischen Spuren hinterlassen. Andererseits versteht mein Bruder sie nun vollkommen – also phonetisch zumindest.

    Viele Grüsse aus Bärlin, Driftwood

  • Momo37

    Teilnehmer
    26. März 2021 um 11:22

    @Driftwood,Hallo ….

    wem sachste das ? Wink

    Berlin ist so ein herrlicher Schmelztiegel von Multi-Kulti und Sprachengewirr-da ist alles möglich und da fällt keiner auf.

    Deshalb fühle ich mich ja auch so wohl hier !

    Momo grüßt in die Runde der LesendenSmiley

  • happyday

    Teilnehmer
    26. März 2021 um 17:30

    @Driftwood Wer oder was ist denn “Hieeträubraatel” ??? Du wirst mich sicher nicht dumm sterben lassen und verrätst mir, was sich dahinter verbirgt ? Upside Down – Eine Studienfreundin von mir ist 1978 im Kofferraum ihres späteren Mannes nach Unterfranken “gereist”. Ihre beiden Kinder sind dort geboren und konnten ( zu ihrem Glück…? ) kein sächsisch, verstanden auch vieles nicht. Als wir eines Tages uns an unseren vergessenen Vorrat an Worten erinnerten, habe sich beide Kinder am meisten über “Katscher” amüsiert. – Themenwechsel…Die DDR-Jahre hatten wir Briefkontakt, auch weil wir beide aus einer Kleinstadt bei Chemnitz stammten, die Stadt, die damals noch drei “O” hatte, “Korl-Morx-Stodt”…Als wir uns Mitte der 90iger Jahre erstmals wieder trafen, erzählte sie mir, ich wäre in ihrer Stasi-Akte verewigt. Mein Erstaunen war groß…Alle meine Briefe waren in Kopie säuberlich in ihrer Akte abgeheftet. – Ohne Worte –

  • happyday

    Teilnehmer
    27. März 2021 um 15:01

    Nochmal zurück nach Rostock ins Jahr 1968… Auch das habe ich in diesem für mich denkwürdigen Jahr erlebt. Eingeladen war ich zu einer “Überraschungs-Party” im Wohnheim der Jungen. Die Musik war wie immer aus dem “Westen”. Und dann begann folgendes Lied – ” A taste of honey”, der deutsche Titel ist “Ein Kuss zum Abschied”.

    Wie auf Kommando ging die Tür auf, herein kam ein junger Mann, den ich noch nie gesehen hatte. Alle Tanzpaare hielten inne, der junge Mann ging auf ein Mädchen zu, umarmte es und tanzte mit ihr den Rest des Abends eng umschlungen, fast wie ein Ertrinkender.

    Was da gerade passierte, ich hatte keine Ahnung und fragte meinen Tänzer, wer der mir Unbekannte sei.

    Und mein Tanzpartner erzählte mir seine Geschichte, die mich nicht nur damals zu Tränen gerührt hat.

    Der beste Freund dieses mir Unbekannten wusste, dass er vor paar Tagen aus dem “Stasiknast” entlassen wurde, und hatte diese Party für ihn organisiert.

    Gemeinsam mit seiner Freundin hatten sie versucht, die DDR zu “verlassen”. Er wurde geschnappt und hat seine Freundin nicht verraten. So konnte sie weiter studieren, während er in den Knast musste und sein Studium in der DDR für immer vorbei war.

    Das Mädchen, das er den ganzen Abend nicht los ließ, war seine Freundin. Dass er seine Freundin nie verraten hat, hat mich damals unglaublich beeindruckt.

    Auch heute noch habe ich das Bild dieser beiden Verliebten vor mir, wenn ich diesen Titel anhöre.

  • Driftwood

    Teilnehmer
    30. März 2021 um 10:02

    @happyday Hallo happyday, danke für deine ergreifende Story aus dieser doch so wechselhaften Zeit. Ich für mich hatte damals schon beschlossen, keine Akteneinsicht zu nehmen, wußte aber von Gesprächen über die vergangene Zeit, wer im näheren Umfeld so eine “Notizen” gemacht hat. Das hat mich einerseits betroffen gemacht, – es waren engste Kollegen, andererseits hatte ich keine nennenswerten Einflüsse oder Einschränkungen erfahren. Somit entschied ich mich, dieses Kapitel zu schließen und meinen Frieden damit zu machen. Durch eine neue private Konstellation erschloss sich auch ein neuer Kreis und ich erfuhr auch von dessen Geschichten. Das war Jahre später, nach der Wende. Sollte man deshalb Altes wieder aufwärmen? Auch damit konnte ich mich arrangieren und es sind Freunde geworden.

    Noch ein “aufklärendes” Wort, happyday: ein Hieeträubraatel wäre übersetzt ein Hintragebrett also ein Servierbrett mit dem man etwas trägt. Ich denke, jeder Haushalt hatte solch ein nützliches Ding an der Wand lehnend – auch in Korl-Morx-Stodt Wink Viele Grüsse, Driftwood

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