Wie man Elefanten fängt

  • Wie man Elefanten fängt

     happyday antwortete vor 4 Jahren, 6 Monate 7 Teilnehmer · 13 Beiträge
  • happyday

    Teilnehmer
    16. April 2021 um 14:06

    Diese Geschichte, die ich erzählen möchte, hat mein lieber Freund Rolf vor vielen Jahren in geselliger Runde erzählt. Zwar kannten alle in seinem Freundeskreis diese Geschichte, die er jedes mal anders und sehr lebendig ausschmückte. Trotzdem wurde er wieder und wieder aufgefordert, sie noch mal zu erzählen.

    Hier nun die gekürzte Geschichte von dem Fang von Elefanten, und zwar von

    großen schwarzen Elefanten, großen weißen Elefanten, kleinen schwarzen Elefanten und kleinen weißen Elefanten.

    Die Jagd beginnt mit den großen schwarzen Elefanten. Um sie zu fangen, muss man die Nacht abwarten, dann legen sich die großen schwarzen Elefanten unter einem großen Affenbrotbaum zum Schlafen nieder. Und schon ist es ganz einfach. Man schleicht sich leise an, bindet ihnen die Beine zusammen und kann sie abtransportieren, die großen schwarzen Elefanten.

    Nun gibt es auch große weiße Elefanten. Um sie fangen zu können, müssen aus ihnen großen schwarze Elefanten werden, weil nur die großen schwarzen Elefanten unter dem Affenbrotbaum schlafen. Also bindet man ein Bündel Zeige zusammen, an deren Enden saftige Blätter hängen, und befestigt das Ganze an einer langen Angelrute. Diese hängt man vor den Rüssel der großen weißen Elefanten. Immer wenn sie nach dem Leckerbissen schnappen, zieht man die Angelrute schnell weg.

    Das wiederholt man so lange, bis sich die großen weißen Elefanten schwarz ärgern. Nun kann man sie nachts fangen, wenn sie unter dem Affenbrotbaum schlafen.

    Um die kleinen schwarzen Elefanten fangen zu können, braucht man viel Zeit und Geduld, weil es lange dauert, bis sie groß sind. Beschleunigen kann man das, indem man ihnen die Angelrute hoch genug vor den Rüssel hängt, dass sie nicht heran kommen. Darüber ärgern sie sich so sehr, dass sie schneller wachsen. Und dann fängt man sie wie die großen schwarzen Elefanten.

    Die kleinen weißen Elefanten zu fangen, dauert am längsten. Zuerst muss man mit ihnen, wie mit den kleinen schwarzen Elefanten, viel Geduld haben, bis sie groß sind. Dann fängt man sie wie die großen weißen Elefanten.

    Während wir schon Tränen lachten, vor allem über die wunderbare Art von Rolf, zu erzählen, blieb er ganz ernst. Wer ihn gut kannte, sah in seinen Augenwinkeln Schalk und Humor blitzen…

    Rolf war durch und durch Mathematiker und zeigte u.a. mit dieser Geschichte seinen Studenten, dass es verschiedenen Lösungswege gibt. Nicht zuletzt wegen seines unvergleichlichen Humors war er bei seinen Studenten sehr beliebt.

    Rolf ist sei 25 Jahren tot. Auch mit der Geschichte, wie Elefanten gefangen werden, lebt er in meiner Erinnerung.

  • renata21

    Teilnehmer
    16. April 2021 um 19:31

    Sehr schön @happyday , die Geschichte von den Elefanten von deinem Freund Rolf, die du uns hier reingestellt hast. Er wird dir immer in liebevoller Erinnerung bleiben, meint renataBlushWoman

  • happyday

    Teilnehmer
    16. April 2021 um 20:15

    Danke dir @renata21 für deinen Kommentar…Die Geschichte konnte ich heute erzählen, weil ich vor paar Tagen alte Aufzeichnungen wieder gefunden habe. Zum Glück hatte ich es damals aufgeschrieben, wie Rolf den Elefantenfang erklärte…

    Grüße von happyday

  • Mondin

    Teilnehmer
    17. April 2021 um 15:32

    Danke Happy für diese skurile Geschichte. Als Kinder gab es bei uns folgenden Dialog:

    Warum haben Elefanten rote Augen?
    Weil sie sich damit besser im Kirschbaum verstecken können!
    Hast Du schon mal Elefanten im Kirschbaum gesehen?
    Nein, und daran siehst Du, wie gut sie sich im Kirschbaum verstecken können!

    Mondin

  • happyday

    Teilnehmer
    17. April 2021 um 17:27

    @Mondin danke für die lustige Ergänzung…Es stimmt wohl, auch ich habe noch nie Elefanten in Kirschbäumen gesehen. Relaxed

    Grüße von happyday

  • happyday

    Teilnehmer
    19. April 2021 um 12:52

    Das habe ich mir damals auch gedacht, @Syringia und die Vorgehensweise kurz nach dem Tod meines Freundes notiert…

    @Hoboo vermutlich sollten es vier “Fänger” sein, um die großen Beine zu sichern Relaxed

  • Driftwood

    Teilnehmer
    19. April 2021 um 14:26

    @happyday Liebe happyday, eine wirklich sehr unterhaltsame, lehrreiche und erinnerungswürdige Geschichte, welche du uns hier offeriert hast. Sie hat, ohne es zu wissen, eine Lücke zum Thema “Elefant – und was nun” gefüllt. Und da ich hier (fast) alle Beträge äußerst ernst nehme, kann ich dir nur bestätigen, das es eine Menge Geduld und Zuversicht braucht, wenn man mit diesen großen wie auch kleinen Riesen umzugehen hat. Dabei hatte ich noch nicht einmal ans Fangen gedacht, und das aus einem einzigen Grund: Wohin mit 2 bis 5 Tonnen lebendig gefüllter Körper – ob nun weiß oder eher schwarz? Nun, persönlich habe ich ein paar Erfahrungen gemacht, welche hier eventuell von Nutzen sein können und den Teilnehmern dieser Geschichte eine mögliche Alternative zur, von dir erwähnten “traditionellen” Jagt bietet. Das Geheimrezept heißt: W-W-W ! Walken – Wasser -Wellness. Ein leichter Spatziergang durch den Wald; ein entspanntes Bad mit Massage und schließlich leichte Kost, eine Streicheleinheit und ein entspanntes Gespräch. Wichtig, sofern vorhanden – gern auch mal fragen, wie es denn den Kleinen so geht.

    Ich hatte mich mit diesen drei W`s begnügt, denn wie schon erwähnt, für 2 bis 5 Tonnen hatte ich weder ein Flugticket, noch den Platz zu Hause, ganz zu schweigen von den 200 Kg der täglichen Malzeit und dem, was schließlich herauskommt. In diesem Sinne, viel Erfolg, Driftwood

  • happyday

    Teilnehmer
    19. April 2021 um 15:16

    Hallo @Driftwood herzlichen Dank für deine interessante und auch für die Elefanten einfühlsame Ergänzung. Vielen Dank auch für die wieder tollen Fotos.

    Zu schade, dass ich das Rolf, dem guten Freund, nicht mehr erzählen kann. Was mir aber beim Lesen deines Beitrages wieder einfiel, was ich in meiner Studienzeit erlebt habe. Elefanten merken es sich gut, wenn jemand wenig liebevoll mit ihnen umgegangen ist.

    In Rostock haben wir oft den Zoo besucht. Einer meiner Kommilitonen hatte eine Art “sportlichen Ehrgeiz” entwickelt, einen bestimmten Elefanten zu ärgern. Wir haben ihn mehrfach davor gewarnt, dass das mal schief gehen kann. Er lachte nur…Eines Tages hatte er wieder seinen Arm mit Futter in der Hand durchs Gitter des Elefantengeheges gesteckt. Wie sonst auch wollte er schnell den Arm zurück ziehen, sobald der Elefant den Rüssel hob. Dieses Mal war der Elefant schneller, umklammerte mit seinem Rüssel den Arm von seinem “Ärger-Menschen” und hielt ihn fest. Alle unsere gemeinsamen Bemühungen, den Arm vom Rüssel zu lösen, gelangen nicht. Dann ist einer von uns los gegangen und hat einen Tierpfleger gesucht. –

    Lustig fand es mein Kommilitone nicht, was ihm passiert ist, außerdem erhielt er ein Jahr lang Besuchsverbot für den Zoo. Da traf das Sprichwort zu: wer nicht hören kann, muss fühlen…

    LG happyday

  • Driftwood

    Teilnehmer
    19. April 2021 um 16:14

    Ja, @happyday – so ist es, wenn man nicht hören will. Ob Fühlen auch immer von Dauer ist…nunja. Eigentlich hätte dein Kommilitone ein paar Stunden gemeinnützige Arbeit im Zoo verordnet bekommen sollen. Ich denke, der nachhaltige Effekt wäre größer gewesen und vielleicht auch ein Stück Einsicht und Verständnis statt eventuellem Frust oder Zorn wegen des Verbots. Naja, alles verjährt, so denke ich.

    Die Bilder sind aus der Zeit, als ich für 7 Tage in einem Elefantencamp in Nordthailand war. Ganze 7 Leute waren erlaubt und es gab Elefant pur – jeden Tag, vom “aus dem Wald holen, wo sie schliefen” über das Füttern und Satteln zum Ausritt durch den Regenwald bis zum gemeinsamen Bad am Nachmittag. Das einschließlich der Nähe und Interaktion mit den zumeist burmesischen Mahouts und der urbanen Schönheit des Doi Inthanon National Parks und seiner Hill Tribes. Ach, ich könnte schon wieder eine oder mehrere Geschichten schreiben…..Jedenfalls hat mich diese Zeit zu einer gänzlich anderen Sichtweise geführt. Und nicht nur im Bezug auf Elefanten.

    Ich habe Mae Gaeo vertraut, wie sie mir. In dieser Zeit lebte ich ausserhalb der Grenzen und Zeiten der Zivilisation. Es war nicht immer einfach aber schließlich einfach nur schön und unvergeßlich. VG Driftwood

  • Piccoloechen

    Teilnehmer
    22. April 2021 um 9:01

    Deine hübsche Geschichte ist skurril und lehrreich zugleich, liebe @happyday und ich habe sie mehrfach gelesen, um mir die Vorgehensweise genau zu verinnerlichen, damit ich auch nichts verkehrt mache, im Falle eines Falles. Das dabei entstandene Kopfkino entfachte immer mehr Lachsalven bei mir und es fühlte sich fast so an, als sei ich dabei gewesen. Und die Kommentare rundeten es zusätzlich ab, einfach toll.

    Vielen Dank und liebe Grüße

    von Picco

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