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Öffentlich / Hobby & Freizeit
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Gibt’s noch mehr Foristen hier, die – wie ich – in Ihrer Freizeit schreiben? Ich würde hier gern über Selbstverfasstes reden, Ideen entwickeln oder auch einfach nur mal “lesen”. Schreibst du gerne Geschichten? Lass uns daran teilhaben.
Von Göteborg zum Nordkap in vier Tagen - Tagebuch einer Reise
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Von Göteborg zum Nordkap in vier Tagen - Tagebuch einer Reise
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Wer Skandinavien als Reiseziel entdeckt hat, ist irgendwann von dem Wunsch beseelt, die Mitternachtssonne am nördlichsten Punkt Europas, dem Nordkap, zu erleben. Mir ging es jedenfalls so, und ich hatte Glück, mein schwedischer Freund Tommy träumte seit Jahren von dieser Reise.
Durch meinen persönlichen Reisebegleiter unterschieden sich meine Erlebnisse sicher von einer für Touristen organisierten Tour. Im Juli 2000 starteten wir mit dem neuen Volvo S 80 von Göteborg zum Nordkap.Vier Tage durch Schweden, Finnland und Norwegen zum monumentalen Felsen, der dem Polarmeer trotz, lagen vor uns.
Erster Tag: Der Himmel hat seine Schleusen voll geöffnet, es regnet in Strömen und wir wollten vorwärts kommen. Für eine größere Pause stoppen wir in Dalarna,. Die Stadt ist über Schweden hinaus bekannt geworden durch eines der schwedischen Wahrzeichen, den Dalahäst, den Hengst von Dalana, ein rotes geschmücktes Holzpferd, das in Schwedens Souvernierläden in allen Größen auf Käufer wartet. In Dalana steht der größte Dalahäst der Welt, das Wahrzeichen der Stadt.
Weiter geht unserer Fahrt, vorbei am weltgrößten Ypsilon, einer bunt bemalten Skulptur von 30.5 m Höhe, direkt an der E4.
Die nächste Station ist Höga Kusten, Hohe Küste. Hier begegnen sich durch die Högakustenbror, die Hohe Küstenbrücke, Himmel und Meer, sagen die Schweden. Die siebtgrößte Hängebrücke der Welt ist ein bemerkenswertes Wahrzeichen von Mittelschweden.
Wir bestaunen die phantastische Aussicht am Ende der Brücke und suchen uns wenige Kilometer weiter eine Hütte für die erste Nacht. Nach dem Essen sitzen wir noch lange vor unserer Hütte am Stor sjön, dem großen See, und genießen die ganz besondere Stimmung der hellen Nächte.
Jeden Augenblick erwarte ich, hinter den Bäumen Trolle und Elfen kichern zu hören.
Fortsetzung folgt…
Die Qualität der Fotos ist nicht berauschend, stelle sie trotzdem ein.-
Dalahäst und Högakustenbror
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@happyday….oh ja, happyday, du glaubst garnicht, wie sehr ich das alles verstehen und nachvollziehen kann…war ja selbst zweimal am Nordkap, einmal mit Womo und einmal mit Auto. Wir fuhren über Schweden nach Finnland, direkt an der russischen Grenze nach oben und über Norge an den Fjorden entlang zurück. Ja, wenn man einmal dort oben war, ist man verliebt in diese tolle Landschaft. Die dichten Wälder, die Landschaft, oft liefen Elche über die Straße, wo ich sofort stoppte und mit der Kamera hinterher lief. Die riesigen Rentierherden, wo wir oft stundenlang langsam hinter her fuhren, in Norge aber nur, oh ja, wunderschön. Überall konntest du anhalten und übernachten, nach dem nordischem ” jeddermans redden” , jedermans recht. Darum wollte ich in Norge immer nochmal zum Hangader Vidda, wo es die größten Rentierherden geben soll. Meine jüngste Tochter damals, 1994, sagte noch, wenn sie einen Elch sah ” Guck mal Papa, die komischen Pferde mit den langen Köpfen”, darüber muss ich heute noch oft lächeln.
Mit dem Pkw hatte ich mir die Strecke vom Adac vorgeben lassen, das war auch schön, Strecke war fertig, alle 500 km ein rotes Holzhäuschen vorbestellt, da konnte man sich mehr auf die Umgebung konzentrieren.
Nun fahre ich nur noch jährlich bis Dänemark nach Lökken in Nordjütland, meist Spätherbst, da ist alles frei und du kannst mit dem Auto auf dem Strand bis nach Skagen fahren, was ich hoffentlich dieses Jahr noch mal schaffe…Bis dahin sind es von mir 830 km und wenn ich Mitternacht losfahre, bin ich Mittag in Nordjütland. Bis zum Nordkap waren es hin und zurück immer rd 8000 km und reine Fahrzeit waren immer zw 4 und 5 Tagen…
Bin auf deine Fortsetzung gespannt….LG Hundefreund1…..
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@Hundefreund1 ,herzlichen Dank an dich, Hundefreund1, für die Schilderung deiner Reiseeindrücke zum Nordkap. – Anderen etwas zu erzählen, das ist eine Seite, eine Reise selbst ähnlich zu erleben, nochmal eine ganz andere Seite der Betrachtung.
Wir hatten überhaupt keine Übernachtungsmöglichkeiten vorher bestellt, und ich hatte volles Vertauen in meinen Freund, dass er weiß, was er tut. So fuhren wir täglich solange, bis er keine Lust mehr zum Fahren hatte, und dann suchten wir uns eine Unterkunft. Mein Vertrauen in ihn wurde nicht enttäuscht.
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@Hundefreund1 und @Driftwood und @alle Interessierten
Fortsetzung meiner Reise…
Zweiter Tag: Wir starten um 7 Uhr. In den Hütten schlafen noch alle. Ich bin, wie auf der ganzen Reise, Beifahrer und Kartenleser. Ziemlich verschlafen schaue ich aus dem Fenster und sehe im Frühnebel eine Elchfamilie stehen. „Tommy“, rufe ich, sofort hellwach, „da sind Elche !“ „Ich habe nichts gesehen, bist du sicher?“ fragt Tommy. „Drei Elche, zwei Große und ein Jungtier standen dort“, antworte ich. „Das glaube ich nicht, die Familie ist nur äußerst selten zusammen zu sehen. Ich drehe um“, vielleicht sind sie noch da“ , sagt Tommy. Wir fahren zurück, und ich bin sehr gespannt.
Jedes Jahr lese ich die verrücktesten Geschichten über Elche in Göteborgs Zeitung, wenn ich zu Besuch bei Tommy bin. An einem Sommertag spazierte ein Elch durch Göteborgs Einkaufsviertel und wurde in einem Schuhgeschäft von der Polizei außer Gefecht gesetzt. Ein anderes Mal behinderten zwei Elche den Verkehr auf der Straße zur Westküste. Etwa 15 Minuten zuvor sind wir diese Straße entlang gefahren. Immer wieder verwüsten Elche Bungalows, irritiert durch die spiegelnden Scheiben, in denen sie einen vermeintlichen Artgenossen sehen. Tommy erklärt mir, dass die einjährigen Elche, die so unternehmungslustig sind, noch keine Orientierung haben. Sie werden von der Mutter verstoßen, weil dies bereits das nächste Junge erwartet. Die Abenteuer ende für die Jungtiere immer tödlich, manchmal auch für Menschen.
Nun bin ich gespannt, ob die Elche noch da sind. Tommy sieht sie zuerst, stoppt den Volvo und lacht: „Da hast du deine Elche“. Die Elchfamilie ist ein Geck für vorbeifahrende Touristen. Ich bin sauer über die Täuschung.
Auf dem Weg nach Jokkmokk halten wir an den Storfosten, den Großen Stromschnellen. Das Getöse ist so heftig, dass man sein eigenes Wort nicht versteht. Mit welch unbändiger Kraft das Wasser über die Felsen donnert ist beeindruckend.
In Älbsbyn essen wir Mittag, gut und erstaunlich preiswert. Wir sitzen in einer Gaststätte für Senioren, merken das erst, als wir unser Essen bestellen. Deshalb die niedrigen Preise. Niemand stört sich an uns. Es ist sicher hilfreich, dass Tommy Schwede ist.
Die nächste Station ist der Polarkreis. Völlig unspektakulär zeigt eine große Tafel, wo wir uns befinden. Natürlich muss ich eine Urkunde kaufen, in der mein Name und das Datum der Überquerung des Polarkreises eingetragen werden.
In Jokkmokk beenden wir die Reise des zweiten Tages und finden ein freies Zimmer in der Jugendherberge. Als wir später im Garten des Rasthauses ein Bier genießen wollen, flüchten wir vor dem Angriff von Hunderten von Mücken ins Innere. Wir sind in Lappland und die Mückenplage erleben wir die nächsten Tage ausgiebig.
Fortsetzung folgt – auch einige Fotos, die Qualität wieder “mäßig”
An den Stromschnellen und am Polarkreis
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@happyday ich folge deinen Spuren durch den Norden und versuche es mir vorzustellen. Wer solch einen Reisebegleiter hat, der kann sich glücklich schätzen und wird belohnt mit Authentizität und das losgelöst vom üblichen Tourismus. Ich freue mich auf die Weiterfahrt, happyday.
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@happyday Pappelche – großartig beschrieben, happyday. Doch tröste dich, du bist mit Sicherheit bei Weitem nicht die Einzige gewesen. Ich las auch schon über diese Tiere und deren “Angewohnheiten”, sich sehr nahe den Menschen zu offerieren und damit beiderseits ungewollte Gefahren herauf zu beschwören. Ich hoffe sehr, du kommst noch in den Genuss, diese Tiere in real zu sehen.
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@Driftwood , danke für deine Worte. Das kann ich ohne jegliche Einschränkung sagen, mein schwedischer Begleiter war für mich ein Glücksfall. Allein als Autofahrer war er das, was nicht wirklich verwunderlich war. Er war Testfahrer bei Volvo. So hatten wir für jeden Urlaub das neueste Modell von Volvo zur Verfügung. – Selbst wenn eine Situation mal “brenzlig” war, er behielt stets die Nerven und den Überblick. – Wenn ich damals nicht in Stichpunkten Tagebuch geführt hätte, wäre jetzt so manches meinem Gedächtnis entfleucht.
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@Driftwood , real gesehen habe ich Elche jeweils nur im Tierpark von Göteborg und Stockholm. – Real zu sehen war 1914 ein junger Elch in Dresden. Er marschierte durch die Glasfront ins Bürohaus von Siemens. Wer weiß, was er testen wollte.
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@happyday Ich nehme also an, du bist auf dieser Route nicht gefahren. Dafür hast du die Karten gelesen und auf vermeintliche Elche geachtet. Das nenne ich Urlaubsteilung. Stichpunkte sind bei solchen Reisen eigentlich unerlässlich, auch wenn es einen gewissen Aufwand bedeutet. Ich hatte diesen früher auch mal betrieben. Ich verlasse mich nunmehr auf kurze Notizen und synchronisiere diese dann später mit den Fotos (welche ja eine digitale Signatur haben) und, wenn es passt entsteht daraus vielleicht eine Story.
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@Driftwood , das vermutest du richtig, und ich schrieb es zu Beginn des zweites Tages. Die ganze Reise über war ich Beifahrer und Kartenleser. – Das war vor 21 Jahren, heute wird die Route sicher nicht mehr mit griffbereiter Karte verfolgt. Auch Smartphon und ähnliche digitale “Hilfen” hatten wir noch nicht.
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