Schreibfreunde
Öffentlich / Hobby & Freizeit
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Gibt’s noch mehr Foristen hier, die – wie ich – in Ihrer Freizeit schreiben? Ich würde hier gern über Selbstverfasstes reden, Ideen entwickeln oder auch einfach nur mal “lesen”. Schreibst du gerne Geschichten? Lass uns daran teilhaben.
Tagträume
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An alle Schreiberlinge und Leser!
Ein neues Thema, so denke ich.
Jedenfalls ertappte ich mich dieser Tage wieder einmal dabei, einem Traum, am ach so trüben Tage, zu folgen. Vielleicht ist es auch einfach der Kopf, der sich seinen Freiraum sucht und einen Traum impliziert – etwas, was mich driften läßt, – für kurze Zeit in eine andere Welt tauchen läßt.
Wem es ähnlich geht, ist herzlich eingeladen, seine Träume einmal zu publizieren.
Ich fange mal damit an.
Vor 10 Jahren unternahm ich eine Campertour durch den Süden Neuseelands.
Es war genau zu dieser Zeit, es war November und Sommer auf der südlichen Halbkugel.
Eigentlich wollte ich nie soweit fliegen, obwohl ich schon mehrere male in Australien war.
Der simple Grund, den kaum jemand, der mit mir darüber sprach auch verstehen konnte: viel zu lange fliegen! Ich fügte, nachdem ich eine unverständliche Miene vernahm hinzu: “Es sind nochmals circa 5 Stunden mehr fliegen als nur nach Sydney…”. Wieder verstand man es nicht. Wie auch, sprach ich doch aus einer ganz anderen Erfahrungsecke. Von Deutschland nach Sydney sind es etwa 19 Stunden reine Flugzeit……Ganz zu schewigen von der Anreise mit der Bahn nach Frankfurt (4-5 Stunden, der Check-in Zeit vor Abflug, ca 3 Stunden), der Transitzeit in Singapur und….nunja, Economy.
Um es kurz zu machen: Ich flog nach Christchurch; schlief eine Nacht im Gästezimmer in einem kleinen Holzhaus bei einer sehr netten alten, englisch annutenden Lady und war am nächsten Morgen überrascht, ob ihrer Nachfrage. Ja, natürlich hatte ich gut geschlafen, war ja lange in der Luft, – wieso? Ihre Antwort traf mich wie ein Fausthieb auf nüchternen Magen: es gab ein leichtes Erdbeben, eines von vielen in der letzten Zeit. Doch das Haus – aus solidem Holz erbaut, wankte mit, und ist somit sicherer als so manches Steinhaus.
Ich hätte es wissen müssen, denn 3 Wochen vor meiner Ankunft gab es dieses verherende Erdbeben, welches fast die ganze Stadt in Schutt und Asche legte. Und davor – Fukushima.
Die News über den Reaktorgau nach einem Seebeben überschattete alles – auch die Tragik in Neuseeland.
Ich hatte also ein Beben in der Nacht in einem Holzhaus überlebt, ohne es wissentlich erlebt zu haben. Anders als in Thailand, im Jahre 2006. Damals stand ich im Türrahmen….Doch das ist eine andere Geschichte.
Ich fuhr also mit dem Camper über die Südinsel, erlebte Klima und Landschaft wie bei einer Fahrt von Norwegen nach Italien und wußte schon nach den ersten 100 Kilometern: welch gute Entscheidung!
Ich hätte im Nachgang ein Buch schreiben können, so vielfältig waren die Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen, – gespickt mit recht annehmbaren Fotos.
Doch mal ehrlich – reichen nicht schon 3 Bücher über das Reisen, eigens geschrieben. Einmal abgesehen von den Tonnen Reiseliteratur im Netz, auf dem Reader oder gedruckt?
Deshalb beschränke ich mich auf einen klitze kleinen Teil – meinen Tagtraum.
Ich befand mich für 2 Tage in der Stadt Queenstown und hatte somit Zeit, mich dem Leben und der Historie hinzugeben. Am Hafen dieser historisch durchdrungenen Stadt verkehrt noch heute ein Dampfschiff. Liebevoll restauriert und aktiv bewirtschaftet fährt es noch heute auf alten Routen durch südlichen Gewässer.
Ich saß etwas abseits des Geschehens im Hafengelände und beobachete die Szenerie.
Später kamen die Gedanken, welche in diesen Tagtraum endeten.
Queenstown, New Zealand – eine Zeitreise
Ausgezehrte Körper, verschwitzt und überzogen von Ruß und Staub, sie schaufeln Berge von Kohle in den gusseisernen Schlund.
Der Captain klappt den Deckel seiner goldenen Taschenuhr zu: “Wir wollen pünktlich sein, Mister Smith – volle Fahrt!”. “Yes Sir, volle Fahrt”. 1000 PS lassen den Rumpf aus Siemens-Martin Stahl vibrieren, während beide Schrauben 330 Tonnen auf Fahrt bringen und eine lange Spur brodelndem Wassers auf dem Lake Wakatipu hinterlassen. Frischer Seewind verdrängt den Geruch von Schafen und Rindern im Bauch des Dampfers “Earnslaw”. Auf dem Deck aus Kauriholz versammeln sich sonnengegerbte Farmer, Bedienstete mit Körben und Kisten, Glücksritter auf der Suche nach Gold und solche, die es gefunden haben. Und – eine bezaubernde Lady, in sommerlichem Weiß gekleidet. Tief Luft holen, um etwas Belangloses zu sagen… Verlegen vergrabe ich die Hände in meinen Taschen und finde, mein Handy und damit – das Ende dieser Zeitreise.
Es war vor einhundert Jahren.
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Bevor das Jahr zu Ende ist, lieber Driftwood, möchte ich einen meiner Tagträume erzählen. Tanze mit mir in den Morgen, könnte er heißen.
Es ist mehr als 25 Jahre her, da rief meine beste Freundin aus Berlin an und war sehr aufgebracht. Wenn sie sich sehr freute oder richtig wütend war, sprach sie so schnell, dass ich nach einer Weile erst mal “STOP” sagen musste, weil ich nicht mal die Hälfte von dem verstand, was sie sagen wollte. – Es war drei Wochen vor Ostern, sie wünschte sich Urlaub im Süden, ihr Mann dagegen wollte Urlaub im Schnee erleben und Ski fahren. Sie wetterte noch eine Weile und meinte dann, immer noch sehr aufgebracht, dass er sich auf den Kopf stellen könne, sie würde in den Süden fliegen. Schade nur, dass sie dann allein sei, sagte sie noch.
Wieso fragst du mich nicht, fragte ich ? – Dich ? Wieso dich ? Klar, wieso nicht du. Würdest du denn mitkommen? Es schien, dass sie überhaupt nicht auf die naheliegende Idee gekommen war.
Wir kannten uns seit der ersten Klasse und seitdem waren wir beste Freundinnen. Viele Höhen und noch mehr Täler durchs Leben haben wir gemeinsam gemeistert. Und sie war nicht mal auf die Idee gekommen, mich zu fragen. Daran wollte ich mich nicht festhalten, sondern jetzt ging es um die Planung unseres gemeinsamen Urlaubs. Das Ziel stand für sie schon fest, es war Gran Canaria.
Beide tanzten wir sehr gern. Sie gab sich manchmal schüchtern, war es aber nicht, sondern nutze es, um so manchen Mann zu umgarnen. So strahlte sie den jungen Mann an der Rezeption unseres Hotels an, um zu erfahren, wohin wir zum Tanzen gehen könnten. Als wichtig erwies sich der Tipp, dass erst gegen 23 Uhr das Nachtleben auf Cran Canaria beginnen würde. – Wir zwei zogen los, um einen schönen Tanzabend zu erleben.
Das Lokal war ein wenig im Stil von Belle Epoque, dunkelrote Plüschsessel, und es spielte eine Liveband. Wir fanden einen freien Tisch und harrten der Dinge, die da kommen sollten. Meine Freundin wurde zuerst zum Tanz aufgefordert und ich sah eine Weile zu. Dann beschloss ich, mal durch das Restaurant an der Bar vorbei zu schlendern.
Wow, was war das? Mein Blick versank in unglaublich blauen Augen, die mich wohl schon eine Weile fixiert hatten.
Beinahe erschrocken über diesen intensiven Blick, ging ich erst mal zur Toilette. Als ich zurück an meinen Tisch ging, saß der Fremde nicht mehr an der Bar. Und dann stand er vor mir und forderte mich zum Tanz auf, in englisch. Er konnte tanzen, das war schon mal eine guter Anfang, dachte ich mir. Wir kamen schnell ins Gespräch, im Gegensatz zu mir, schien für ihn die Unterhaltung in englisch überhaupt kein Problem zu sein. –
Später verabredeten wir uns wir uns für den nächsten Tag zur gleichen Zeit am gleichen Ort.
Als ich das auf dem Heimweg meiner Freundin erzählte, kam von ihr die Antwort, du glaubst ihm doch hoffentlich kein Wort. Der war weder Schwede, noch wird er am nächsten Abend da sein. – Was war los mit ihr, kam da ein wenig Eifersucht ins Spiel ? Sie war verheiratet, ich war Single. Es gab keinen Grund für Eifersucht.
Am nächsten Tag waren wir zur gleichen Zeit wieder im Tanzlokal. Meine Freundin sah sich kurz um und sagte dann zu mir, na bitte, er ist nicht da… Doch ich hatte ihn schon entdeckt. Kurz danach kam er an unseren Tisch.
Das war der Beginn einer einige Jahre dauernden Liebe zu Tommy, dem Schweden.
LG happyday
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@happyday 30.Dezember um 18:32 Liebe Happyday – es ist eine Geschichte, die nie alt werden wird, auch wenn sie vor mehr als einem Vierteljahrhundert stattfand. Du hast sie szenenreich und anschaulich beschrieben, als wäre sie gerade erst zur Geschichte geworden.
Same time same place – same feeling but another outcome. Als “gostwriter” wäre ich verführt, diese Geschichte zu einer intensiven Story werden zu lassen. Doch es ist deine, und du hast ja schon weitere Kapitel dieser “schwedischen Liebe” zu erkennen gegeben. Nun hat sie den Anfang all dessen. Ich danke dir und hoffe, deine Freundin freute sich ebenfalls für dich, – nachdem auch sie ihn entdeckte. Liebe Grüße, Driftwood
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@Driftwood – 3. Januar 2022 um 13:59 –
Danke, lieber Driftwood, für deinen Kommentar. Freut mich sehr, dass du die Urlaubsgeschichte anschaulich beschrieben findest.
Meine Freundin haben wir später als schwedisch-deutsches Paar eine Woche lang in Berlin besucht, viel gemeinsam unternommen, viel gelacht, und der Schwede hat gestaunt…Fotos vom Trabant als Zapfsäule und dem “Meter Bier” hatte ich in einer anderen Geschichte hier schon gezeigt. – Da funkt gerade etwas in meinem Kopf, aus der Berlin-Woche wird wohl auch eine Geschichte.
Liebe Grüße happyday
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