[Unbekannt]

Es war kalt, sehr kalt – das Termometer war stark gesunken. Es hatte die Tage vorher geschneit, der Schnee lag sehr hoch.

Wir waren bei Willy und Gertrud in der Stadt eingeladen, um mit ihnen den Jahresübergang zu feiern und das Feuerwerk anzuschauen. Bei uns auf dem Dorf wurden nicht sehr viele Rakete in den Himmel geschossen, zu meinem Leidwesen. Ich liebe Feuerwerk.

Wir zogen uns schick an, das Auto wurde uns die 7 km, die wir fahren mussten, sicher hinfahren und mit der Heizung an brauchten wir nicht zu riskieren zu frieren.

Es wurde ein heiterer Abend, leckeres Essen, etwas zu trinken, viel gelacht und geredet. Uns gingen die Gesprächsstoffe nie aus. Fast automatisch kam irgendwann, wenn wir zusammen kamen, die Sprache darauf wie unsere Freundschaft zustande kam. So fängt eine Freundschaft selten an und für uns immer einen Grund zu lachen.

Willy war Gärtnermeister und Florist, sie hatten ein Blumengeschäft in der Stadt. Willy leitete einen Blumensteckkurs bei der Volkshochschule. Ich hatte mich zu so einen Kurs angemeldet. Nach jedem Kurzabend lagen abgeschittene Blumenteile auf den Boden. Einen der Frauen blieb noch länger im Lokal nach Kursende um mitzuhelfen sauber zu machen. So war auch ich an einem Abend geblieben.
Am Sonntag danach, ich weiß es noch – es war der 3. April – war mein Mann und ich im Blumenladen, wir wollten Blumen kaufen. Wir suchten aus was wir kaufen wollten. Dann wollten wir bezahlen, kassieren war die Aufgabe von Gertrud. Willy stand neben ihr. Irgendwie druckste Gertrud herum, als ob sie etwas sagen wollte. Ich sprach sie darauf an, nach längerem zögern fing sie an zu erzählen. Sie hatte am Tag davor einen Telefonanruf bekommen.

Eine ihr unbekannte Frau hatte ihr mitgeteilt, dass ihr Mann ein Verhältnis mit Frau X hatte. (Frau X war ich).

Die anonyme Anruferin bekam eine Antwort, die sie sicherlich nicht erwartet hatte:
“Ach so, ja wenn es nichts anderes ist!”

Das Resultat war, dass wir jetzt Jahre danach zusammensaßen und auf das neue Jahr warteten.
Zwölf Uhr näherte sich. Willy stand auf, er wollte den Sekt bringen, mit dem wir das neue Jahr begrüßen sollten. Er kam mit der Flasche hinein, hielt sie hoch. Ein ganz besonderer Sekt, einen Russischen.

Den hatte er jahrelang verwahrt – für einen besonderen Anlass.

Wenigen Minuten bis 12 Uhr, die Flasche wurde entkorkt und das kühle Nass in die Gläser gefüllt.
Wünsche für das neue Jahr, Küsschen – und dann einen Schluck in den Mündern geschüttet. Ausgespuckt!!!

Viel zu alt, hatte die lange Aufbewahrung nicht vertragen und war umgeschlagen.

Es war 1 Uhr vorbei, wir machten uns bereit wieder nach Hause zu fahren. Angezogen setzen wir uns ins Auto und wollten starten. Das Auto wollte nicht. Mehrere Versuche, das Auto verweigerte den Start.
Zu Fuß zu gehen, leicht bekleidet und absolut ungeeeignete Schuhe, wir mussten ein Taxi nehmen. Wieder hinein ins Haus, die Taxizentrale angerufen. 2 Stunden Wartezeit wurde uns gesagt. Wir haben gemeinsam diese Zeit auch gut verbracht.

Als das Taxi kam haben wir von dem Fahrer erfahren, ein Dieselauto will nicht starten wenn die Temperatur zu tief ist und es war unter -20° .

[Driftwood]

@Syringia Eine Geschichte, welche so lebhaft beschrieben ist, dass man sie ohne viel Nachzudenken, auch für sich anwenden könnte. Die zeit vor dem Jahreswechsel ist immer sehr ausgelassen und man freut sich auf Mitternacht. Verbringt diese Zeit mit Spiel, gutem Essen und viel Gelächter. Der Höhepunkt sollte dann Mitternacht sein, ein Neuanfang des Jahres, mit einem guten Schluck und vielen Wünschen. Nun, ich hoffe, es war noch reichlich anderes “Gesöff” vorhanden, als Ersatz für das wertvolle Ungenießbare. Das ein Diesel gefriert kenne ich auch. Mit einem Wohnmobil ist mir das einmal passiert. Vielleicht kann ich ja mal eine Geschichte daraus machen. Viele Grüsse und DANKE für diese Story, Driftwood