Schreibfreunde
Öffentlich / Hobby & Freizeit
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Gibt’s noch mehr Foristen hier, die – wie ich – in Ihrer Freizeit schreiben? Ich würde hier gern über Selbstverfasstes reden, Ideen entwickeln oder auch einfach nur mal “lesen”. Schreibst du gerne Geschichten? Lass uns daran teilhaben.
Nur ein Schuh
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Nach drei Regentagen war endlich wieder einmal ein schöner Morgen erwacht und das am Wochenende. Ich beschloss, im nahegelegen Wald walken zu gehen.
Ich packte also meine Walkingschuhe nebst etwas zum Trinken, Geldbörse und Schlüssel in den Rucksack und fuhr los.
Es war herrlich, auch wenn die Wege noch feucht waren. Nach zwei Stunden wurde es Zeit zurückzufahren, hungrig war ich auch. Also parkte ich in der Nähe einer Bäckerei. Ich brauchte nur die Straße zu überqueren und je näher ich an mein Ziel kam, umso verlockender spürte ich den Duft gebackener Brötchen und frischem Kaffee in meiner Nase. Gut, dass ich Wechselschuhe mit hatte.
Es geht doch nichts über ein leckeres Frühstück am Samstagmorgen. Ich stand wieder an der Kreuzung, musste warten. „Habe ich meine Geldbörse eingepackt?“, schoss es mir durch den Kopf. Rucksack auf, durchgewühlt . „Ja, hier ganz unten, wie immer. Grün! Aber nun los!“
Zu Hause angekommen, ging es unter die Dusche, danach packte ich den Rucksack aus: Leere Trinkflasche, Geldbörse und … nur noch ein Schuh. Wo war der andere? Der muss wohl beim Suchen nach der Geldbörse herausgefallen sein. Vielleicht liegt er ja noch an der Ampel.
Als meine Haare getrocknet waren, ging ich zurück und überlegte, was ich wohl tun werde, wenn ich den fehlenden Schuh nicht finden kann. Was soll ich mit nur einem Sportschuh? Wie wäre es mit Hüpfübungen auf einem Bein?
Aber welcher Finder kann etwas mit nur einem Schuh anfangen? Das könnte höchstens jemand sein, der den gleichen Schuh wie ich verloren hat und nun wieder ein Paar vereinen kann. Was für eine alberne Idee. Wer hofft schon auf einen Ersatzfund?
An der Ampel lag nichts, nichts am Rande des Fußweges, nichts auf der kleinen Mauer auf der gegenüber liegenden Straßenseite. Im Papierkorb, in der Mülltonne? Ich riskierte einen Blick – nichts. Ich blickte gründlich umher, konnte aber keinen einsamen linken Schuh entdecken. Wäre auch zu schön gewesen. In Gedanken nahm ich jetzt doch Abschied. Es war ja kein neuer Schuh, aber so schön bequem. Also, mach`s gut, wo immer du jetzt sein wirst.
Wieder daheim, nahm ich den noch mir noch verbliebenen Schuh in die Hand und fragte ihn: „Na, was machen wir jetzt mit dir?“ Dabei schaute ich Gedanken verloren in meinen Garten und plötzlich hatte ich eine Idee. Ich füllte Erde in den Schuh und setzte zwei kleine Pflänzchen hinein. Mit einem Faden hängte ich mein Kunstwerk an den Zaun. Das sah ganz toll aus.
Am nächsten Tag kam meine Nachbarin mit ein Paar nicht mehr neuen Schuhen in der Hand. „Vielleicht brauchen Sie noch etwas für ihren Zaun, bevor ich die Schuhe komplett entsorge.“ Keine schlechte Idee. Bald hingen da schon 3 Pflanzschuhe und nach wenigen Wochen war meine ganze Zaunreihe bunt beschuht – ein echter Hingucker nun.
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Das mit den Schuhen als Pflanzdekoration habe ich auch schon gesehen.
Es ist wirklich ein Hingucker!
Aber das nächste Mal bring doch bitte beide Schuhe wieder nach Hause! 🥾
Ist besser für deinen Geldbeutel! 🙄
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Liebe etaner,
einen Schuh habe ich irgendwann einmal verloren, und die Idee, im Garten etwas Besonderes zu machen, gab es auch, doch zur Umsetzung kam es nicht wegen meiner Erkrankung – dafür blieb die Fantasie, die in die Geschichte mündete.
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Jemand schrieb mir privat etwas, dass er/sie Verarschung nicht mag. Ich wollte fragen, was er/sie damit meint, kam aber nicht auf seine/ihre Seite, eventuell geblockt. Jedenfalls erscheint „Seite nicht gefunden“ beim Anklicken. Da frage ich hier, was er/sie gemeint haben könnte. Vielleicht hat jemand eine Idee.
Es kann sein, er/sie meinte die Geschichte, die ich in der Ich-Form schrieb. Ein Ich in der Literatur muss nicht das Persönliche Ich sein, es kann etwas, viel oder nichts von der schreibenden Person enthalten – so ist das in der Literatur. Es ist nur eine Formsache, eine erdachte Erzählperspektive, in Gedichten spricht man vom lyrischen Ich. Man darf also nie den Erzähler mit dem Autor verwechseln oder 1:1 gleichsetzen. Die Perspektive entscheidet der Schreiber. Manchmal wähle ich auch die dritte Person – meist dann, wenn gar kein persönlicher Touch vorhanden ist oder nur Mini-mini-mini-mal.
Wenn ich den Weihnachtsmann in der Ich-Form sprechen lasse, dann glaubt ja auch niemand, dass „ich“ es bin. Oder ist ein Schauspieler, der eine kriminelle Figur spielt, ein Krimineller in wahren Leben? oder historische Romane in der Ich-Form, die ein Autor hunderte Jahre später schrieb – wie kann der Autor das Ich sein, wie kann das Ich der Autor sein? Niemand käme auf die Idee Autor und Figur gleichzusetzen.
Das Forum verlangt keine absolut wahren biographischen Geschichten, sondern ermuntert jene, die Lust am Schreiben haben, etwas einzustellen. Oder verstehe ich das falsch? Wenn ja, dann bin ich hier falsch und werde mich wohl fernzuhalten haben. Es war nie meine Absicht, irgendjemanden zu „verarschen“.
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@Paesi – 17. Juni 2022 um 8:18 –
erst mal danke, liebe Paesi, dass du hier diese Geschichte erzählt hast. Gesehen habe ich das leider noch nicht, doch die Idee mit dem Schuh gefällt mir gut …
Auch ich habe hier schon hin und wieder Reaktionen auf meine Geschichten erhalten, wo nur eines hilft: nicht ärgern, nur wundern. – @Fagus schrieb es bereits…
VG happyday
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Wie du bemerkt hast, habe ich deine Erzählung zunächst auch für autobiographisch gehalten. Dass alle Leser hier im Forum gleich die Distanz einhalten, die sich gegenüber den Inhalten literarischer Texte gehört, kannst du nicht erwarten. Andererseits gibt Goethe seiner Autobiografie den Titel “Aus meinem Leben Dichtung und Wahrheit”, damit nicht ein Leser fotografisch genaue Erinnnerungen erwartet.
ich fands nicht schlimm, als du mich aufgeklärt hast. Höchstens schade, dass nicht wirklich ein bllumengeschmücktes Schuhensemble bei dir zu Hause hängt.
Dass weniger im Umgang mit Literatur Geübte sich verar…fühlen oder dieses vorgeben und sich auch noch empört melden, solltest du als Lob für lebensnahe Darstellung nehmen.
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