Ein Augenblick, festgehalten in Worten. Mit allen Sinnen gespürt, diesem Augenblick nachgespürt … eingefangen, so versuche ich, ihn wiederzugeben.
Aus einem Holunderbusch weht mir die duftende Wärme des Sommers in die Nase. Wie aus dem Nichts strömen Gedanken aus längst vergangener Zeit in meinen Kopf. Ich sehe mich unter weiß blühenden Dolden, mit den Beinen wippend am Bach sitzen. Ein glucksendes Schattenspiel. Der Geruch von Erde erinnert mich an Wiesen, die im Wind rollen. Ein Lächeln umspielt mein Gesicht, furchtlos sitze ich als Junge im Baum und schaue dem Bussard zu, wie er seine Kreise zieht. Der betagte Mensch auf der Hausbank winkt mir zu. Großvater? Ich höre das Rauschen des Winds in den Baumkronen, schaue den ziehenden Wolken am Horizont zu. Von fern klingt die Musik einer Mandoline. Vor meinen Augen fliegen die Zöpfe der Mädchen semmelblond, die Luft von den Bergen streift die Wange mit Zirbenduft.
Und dann kommt dieser Druck in der Brust. Das Atmen fällt schwer und ich spüre diesen stechenden Schmerz in meinem Inneren. Ich lass die lange unterdrückte Traurigkeit zu, die Mundwinkel zucken, ich spüre das Salz der Tränen auf den Lippen. Und fühle mich leer wie nie zuvor. Ich schlucke und weiß was es ist. Heimweh. Heimweh nach dem Duft der Kindheit, einem Du, einer Stadt, einer Liebe, einer Zeit …
©by Suffade (Ferdinand)