Schreibfreunde
Öffentlich / Hobby & Freizeit
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Gibt’s noch mehr Foristen hier, die – wie ich – in Ihrer Freizeit schreiben? Ich würde hier gern über Selbstverfasstes reden, Ideen entwickeln oder auch einfach nur mal “lesen”. Schreibst du gerne Geschichten? Lass uns daran teilhaben.
Geschichten aus vergangenen Tagen
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Geschichten aus vergangenen Tagen
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Ich war im Urlaub, nicht weit wie sonst in vergangenen Jahren.
Pandemie – das entzauberte Wort mit der Notwendigkeit, neue Horizonte zu erkunden. Horizonte, die “um die Ecke” liegen. Ecken, die man sich für später aufheben wollte, wenn`s mal aus ist mit dem Treiben zu fernen Gestaden. Nun lagen die Welten des Erkundbaren nahe und waren doch weitestgehend unbekannt. Raum für neue Horizonte, ohne Zeitverschiebung, ohne Fremdsprache und ohne Klimawechsel.
Es war Urlaub mit dem Rad und eine Zeit, die sich doch so abenteuerlich gestaltete, dass ich eine Fernreise nicht vermissen sollte. Der Spreewald!
Es gab dort ein Museum, wie es wohl viele dieser Art gibt – mit Geschichte und Geschichten aus der Vergangenheit derer, die hier ihr Leben lebten und somit ihre Spuren hinterließen. Stille Zeitzeugen eines Seins, welches sich in Epochen erschöpft und abzuschreiten galt. Ich hatte Zeit, und ließ in Gedanken Geschichte lebendig werden. Hier lagen vergilbte Seiten von Briefen aus kargen Lebenstagen, aus Zeiten, als die Welt noch viel größer erschien und Reisen ein Unterfangen höchster Mühen war. Dort stand eine Gruppe von Menschen, eine Familie aus Tagen, die ich nur aus betagten Büchern kenne. Sie waren ebenso gekleidet und ließen mich förmlich an ihrer bevorstehenden Reise teilhaben. In einer großen Halle dann eine Lokomotive mit Wagen, die ich noch aus Kindheitstagen erlebte – kalter Stahl auf blanken Schienen, gepaart mit hölzernen Abteilen. Der Hauch von Abenteuer und Reiselust war wieder da – ohne Fremdsprache und ohne Klimawechsel doch mit einer Zeitverschiebung zu neuen Horizonten.
Ich saß da und war allein. Ich saß da und ließ der Geschichte ihren Lauf, geprägt durch betagte Bücher, der Familie und all den Dingen, die zur Geschichte dazu gehören:
Begegnungen
Zäh tropfte die Zeit, wie Harz aus einer gekerbten Rinde.
Der Geruch des alten Tages, mit vom Mühsal verschwitzten Leibern, abgestandenem Wasser und einem Hauch verblassendem Parfüms – dieser Tag paarte sich mit der Gewissheit von Abkühlung und etwas Ruhe in der Nacht, – einer kleinen Insel im Treibsand dieses fremden Landes.
Der alte Bahnhof war müde ob der hilflos Ankommenden, und entließ träge diejenigen, welche nach ihrem Abteil suchten, auf leiser Flucht zu besseren Gestaden.
Was er von beidem wollte, oder vielleicht schon war – wollte er dem Zufall überlassen, dem Wink des Lebens oder eines Augenblicks.
Eher zufällig, oder war es aus einem unerklärlichen Zwang heraus, hob er den Kopf und löste sich von den vergilbten Seiten des alten Buches.
Die Zeit tropfte zäh – doch dieser Augenblick gerann zur Ewigkeit, als er sie sah.
P.s.: Das Foto ist selbst aufgenommen und komponiert. Es besteht aus mehreren Teilen. Es ist eine Art von Zusammenfügen von Motiven. In der Fotografie nennt man es “Composing”, wenn es interessiert.
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@Driftwood , wunderbar anschaulich, so als ob der/die LeserIn dabei war auf deiner Reise in vergangenen Zeiten, hast du es beschrieben. Zwar habe ich 14 Jahre in Senftenberg, also nicht weit entfernt vom Spreewald, gelebt. Doch wie es manches Mal so ist, war ich leider nie im Spreewald. Habe mir das für “später mal…” aufgehoben.
Von Foto-Techniken habe ich null Ahnung. Das Foto mit der Technik “Composing” gefällt mir sehr gut.
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Es war eine Reise in den tiefen Westen der USA. Es war Herbst, und ich ließ die aufkommenden Wetterunbilden zuhause – ließ mich auf einen Herbst ein, der trocken war und heiß.
Vielerorts brannten Wälder, vor allem in großen Teilen von Kalifornien. Da ist eigentlich nichts Ungewöhnliches dabei, solche Brände gibt es jedes Jahr. Die Natur reinigt sich selbst und lässt aus der Asche neues Leben entstehen. Es sind aber auch fast immer Menschen bedroht. Es sind ihre Häuser, ihr Hab und Gut – ihr Leben, was manchmal von den Flammen bedroht wird. Häufig entsetzen uns Bilder vom vermeintlich hoffnungslosen Unterfangen, die Brände unter Kontrolle zu bekommen und damit Schaden zu minimieren. Wir verfolgen beinahe hautnah die Geschehnisse und Bilder haften nach lange im Kopf. Warum bleiben sie? Weil es auch immer menschliches Leid bedeutet. Weil der Mensch, wie eine Spinne ihr Netz ausweitet – der Natur Land abrang und sich zu Untertan gemacht hat. Gefügig allerdings nicht, wie es diese Katastrophen zeigen. Kalifornien lag noch vor mir und ich wusste – wieder einmal, ich würde meine Route durch die Sierra Nevada ändern müssen. Ich würde die Nordpassage durch den Yosemite National Park nicht fahren können.
Reisen heißt auch immer Loslassen und sich den Gegebenheiten anpassen. Eine Lektion, die ich mir zu Eigen werden ließ, schon vor langer Zeit. Doch noch lag dieser Bundesstaat vielen Meilen in westlicher Richtung. Ich war in Arizona und an einem Höhepunkt auf dieser Camper Tour – am Grand Canyon und abseits der Pfade touristischer Ströme.
Manchmal entstehen kleine Geschichten aus einer kurzen Begegnung.
Und manchmal ist es wert, sie zu bewahren indem man sie aufschreibt, wie diese:
Regentanz am Grand Canyon
Kraftvoll stampfen seine Füße die rissig rote Erde.
Der tiefe Gesang lässt unbekannte Worte im Wind verhallen.
Alte, rissige Hände erheben sich flehend zum Himmel.
Dann – überziehen schwere Wolken das Land und Regen fällt in tiefe Schluchten.
Zu karg für den durstigen Boden.
Zu gering für die Wasser des Colorado River,
Zu wenig für das Volk der Havasupai.
Aponivi senkt sein Haupt und wendet sich ab.
“Vielleicht morgen”, sagt er und geht.
Aponivi nennt man ihn nur hier, und er bedeutet: where the wind blows down the gap.
P.s. Ein kurzer Eindruck über dem Grand Canyon, wenig später war es vorbei und Stille lag in der Luft
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@happyday @Hundefreund1 sowie alle Interessierten….
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….hast du wunderbar beschrieben, auch mit den Bränden. Sicher gab es die schon immer, aber es geht jetzt auf der ganzen Welt los, s. Griechenland, Italien, Türkei uvm. und sie werden immer mehr und grossflächiger, weil eben der Mensch alles zerstört. s.Amazonas, das ist das schlimmste aus meiner Sicht…
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@Hundefreund1 Ja, ich stimme dir zu – vollkommen. Wenn man sich vor Augen hält, dass 7/10tel der Erde Wasser ist und wir uns eigentlich und hauptsächlich in den Großstädten dieser Welt konzentrieren und leben, da andere Lebensbereiche entweder unwirklich sind oder nicht profitabel – ,dann erscheint es fast normal, dass wir von Natur aus “gefährdet” sind. Wir verlassen uns auf unseren Geist und die Technik – die Geschichte zeigt jedoch, dass Einklang mit der Erde unausweichlich ist. Wir haben nur die eine.
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@Driftwood , wieder sehr anschaulich beschrieben, auch der “Tanz des Schamanen”(?). Fühle mich von dir mitgenommen auf deine Reise(n). –
Den Worten von @Hundefreund1 stimme ich zu. Der Mensch scheint nicht lernfähig zu sein. Einstein hat wohl recht mit der “Unendlichkeit menschlicher Dummheit”…
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stimmt, hast es wieder gut beschrieben mit den Großstädten und dem unprofitablem Rest, von dem wir aber leben!!!
Und nicht nur im Einklang mit der Natur. WIR haben uns unter zu ordnen, denn wir stammen von ihr und leben von ihr……Wir haben sie zu achten….
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@happyday und @Hundefreund1 danke euch! Ja, es war ein Schamane und er hat mich mit seiner Art des Umganges mit der Natur und deren Gewalten beeindruckt. Von der “Unendlichkeit menschlicher Dummheit” hatte ich bis dato nicht gewusst, also ich meine, dass dieses Zitat von Einstein stammt. Doch es ist ihm zweifelsohne eigen, so manch sinnvolles Zitat getätigt zu haben. Er war nicht nur schlau, er war ein Genie und seiner Zeit um Lichtjahre voraus.
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@Driftwood , danke für diesen wunderbaren Text. Ich habe mich versetzt gefühlt in diese großartige Welt und auch die Bilder bewundert. LG Heide
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