Schreibfreunde
Öffentlich / Hobby & Freizeit
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Gibt’s noch mehr Foristen hier, die – wie ich – in Ihrer Freizeit schreiben? Ich würde hier gern über Selbstverfasstes reden, Ideen entwickeln oder auch einfach nur mal “lesen”. Schreibst du gerne Geschichten? Lass uns daran teilhaben.
Eine Begegnung
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Unbekannt
Teilnehmer14. Juli 2021 um 14:292008 verbrachte ich die Zeit über Weihnachten und Neujahr in Side in der Türkei.
Ich erfuhr aus Gesprächen von Gästen, die mehrmals dort gewesen waren, dass in der großen Stadt Manavgat ein riesengroßer Markt stattfand, es war ein fast unbedingtes Muss diesen Markt zu besuchen. Nächster Tag war Markttag, fast direkt vor meinem Hotel war die Endhaltestelle für den Dolmuş, der bis zu dem Markt fuhr.
Ich stellte mich an der Haltestelle und warte bis der Dolmuş in nicht zu ferne Zeit kommen würde, als der ankam stieg ich vorne ein. In der Hand hatte ich schon Geld um zu bezahlen. Der Fahrer wollte das Geld nicht annehmen, sondern deutete nach hinten, ich sollte mich irgendwo hinsetzen. Ich setzte mich und wir fuhren los.
Nach einer Weile wurde ich von hinten an der Schulter angetippt, das typische Zeichen für Geld, Finger an aneinder reiben, machte mir klar, dass ich zahlen sollte. Also legte ich das Geld in die offene Hand. Reihe nach Reihe wurde von den Fahrgästen Geld eingesammelt und landete schließlich beim Fahrer.
Kurz danach sah ich schon den Marktplatz. Der Dolmuş hielt an und alle stiegen aus, strömten zum Markt. Ich strömte mit. Es war ein sehr großer Platz, vollgestopft mit Verkaufsstände, viele Waren einfach auf eine Decke am Boden ausgebreitet. Ich schlenderte durch die Reihen mit den ausgestellten Waren. Welche Vielfalt an Obst und Gemüse, Waren des täglichen Lebens, Farben über Farben, die Waren wirkungsvoll aufgebaut. Dazu die Menge an Menschen, viele Urlauber, leicht zu erkennen an ihre leichte Kleidung. Musik aus Lautsprechern gemischt mit dem Geschnattere von Tier und Mensch. Ja, auch Tiere gab es, die verkauft werden sollten. Geflügel, Hunde, Esel und auch Kälber.
Irgendwo lief mir eine Frau hinterher, drückte mir von hinten einige rote Beeren in die Hand. Ich dreht mich um, sie war blitzschnell verschwunden. Diese Beeren kannte ich gar nicht. Ich probierte, sie waren süß-säuerlich und schmeckten sehr gut.
Wer je in der Türkei war, weiß wie eifrig die Händler sind die Kunden zum Anhalten zu bringen. Die Aufforderungen die Waren zu besichtigen ständig mit der Einladung zu einem Chai begleitet.
Es ist eine Kunst sondergleichen weiter zu gehen. Es war mir lange gelungen. Auf einmal war es mit meinem Davonlaufen vorbei. Ich wurde angehalten. Ein Händler sprach mich an – auf Deutsch. Ich hatte einen Geistesblitz, schalte schnell und sagte auf Schwedisch, dass ich ihn nicht verstehe. Er zeigte auf seinem Stand mit Gemüse und ich sollte dorthin gehen – sagte er auf fast perfektem Schwedisch- er möchte mich zum Chai einladen.
Irgendwie gelang es mir, mich von ihm zu trennen und weiter zu gehen. Ich war erschüttert. Zum Einen diese Überraschung und dann auch noch über die Sprachkenntnisse.
Es dauerte nicht lange, ich wurde wieder angesprochen, wieder auf Deutsch. Ich wollte doch nur in Ruhe durchschlendern, so antwortete ich diesmal auf Spanisch, dass ich ihn nicht verstehe. Er legte den Kopf zu Seite, schaute mich eindringlich an – DAS glaube ich dir nicht! auf Deutsch. Ob sein Zweifel kam weil ich Spanisch mit chilenischer Sprachmelodie gesprochen hatte? Ich weiß es nicht.
Ich hatte jetzt genug vom Trubel, kam von ihm weg und eilte schnell über den Markt Richtung Fluss. (der Markt liegt auf der einen Seite des Flußes Manavgat)
Dort stehen grau gemauerte Büdchen, an der Seite zum Marktgeschehen offen, Händler verkaufen darin Fische.
Ein alter Mann mit runzligem, wettergegerbten Gesicht – vermutlich selbst ein Fischer – ging auf mich zu und sagte ganz ruhig auf Türkisch : Chai? Ich wollte schon ablehnen, er sprach jedoch weiter – alles auf Türkisch. Weil er so nett sprach, ganz ruhig, seine Augen waren so freundlich auf mich gerichtet, nickte ich und nahm seine Einladung an. Hocherfreut zeigte er wo ich mich hinsetzen konnte, ging weg und holte von irgendwo 2 Tassen Apfelchai. Wir tranken den Tee und als die Tassen leer waren stand er auf, deutete auf seine Fische. Ich verstand – er wollte mir etwas zeigen. Er nahm einen der Fische auf, einen mir völlig unbekannten Fisch, zeigte überall auf den Fisch und erklärte mir, das war unmißverständlich – obwohl ich kein Wort verstand – Besonderheiten von diesem Fisch. Heute weiß ich, welchen Fisch es war und hätte gerne seine Erklärung verstanden. Es war der Petersfisch.
Als ich schließlich gehen musste, um wieder zum Hotel zu fahren, verließ ich einen Mann, der über meinem Dableiben glücklich war. Ich hörte ihm mit Interesse zu. Obwohl wir uns sprachlich nicht verstanden hatten – wir hatten uns verstanden.
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@Syringia Vielen Dank für diese Geschichte, Syringia. Ich bin sicher, viele von uns, die schon einmal in einer Gegend wie dieser in der Türkei oder sonst wo waren, kennen solche Begegnungen nur allzu gut. Es ist immer auch eine Gradwanderung zwischen der Neugier auf andere Kulturen und dem Erkunden von örtlichen Gegebenheiten die typisch sind für ein Land und dem, was man dann manchmal “ertragen” muß, weil man sicherlich auch als Geldquelle und Geschäftsoption angesehen wird – manchmal recht drastisch oder zumindest recht lange und etwas aufdringlich. Demzufolge gibt es ganz sicher vielerlei Reaktionen seitens der Touristen.
Ich kenne die Szene, welche du beschrieben hast. Ich war auch dort auf diesem Markt, und nutzte vorab auch diese Art der Transports. Das allein war schon ein Erlebnis. Auf dem Markt wurde ich oftmals auf deutsch angesprochen; man wollte von mir wissen, woher ich in Deutschland komme und beinahe jeder war schonmal dort oder kennt jemanden dort. Und, jeder auf diesem Markt kennt jemanden, der einem etwas unvergleichlich tolles verkaufen kann, sofern man nicht bei ihm selbst kauft. Da ich langsam ging, wurde ich auch lange “verfolgt” mit einladenden Gesten und, natürlich der Offerte, nichts kaufen zu müssen, aber eine Tasse Chai wäre doch sicher nicht abzuschlagen. So trank ich im Laufe des späten Nachmittags eine Menge von dem köstlichen Nass. Meine Frau indes wurde “überzeugt” und kaufte einen langen Nappaleder Mantel, mit Kapuze. Und das im Sommer! Ich denke, ohne dem weiblichen Geschlecht zu nahe treten zu wollen – kann das nur einer Frau passieren. Ich indes ließ mir im Schatten sitzend, und bei so einigen Tassen Tee, vielerlei Teppiche zeigen. Wir, das heißt, ich steigerte mich mit gekonntem Interesse in diese Art von Webwaren hinein und ließ den Verkäufer Berge von Brücken und Läufern ausrollen. Immer begleitet mit einer neuen Tasse Tee. Als ich genug getrunken hatte, wollte ich einfach gehen. Doch das ging leider nicht so einfach. Schließlich hatte ich ja noch nichts gekauft. Um der ganzen Geschichte ein Ende zu bereiten sagte ich dem Verkäufer, dass ich womöglich einen fliegenden Teppich hätte käuflich erstanden, aber…nunja, der fehlte in seiner Präsentation. Ich weiß, es war sicherlich nicht fair, doch schließlich sagte ich ihm, dass sein Tee vorzüglich mundete und ich es gern weiter sagen würde.
Liebe Grüsse, Driftwood
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@Syringia und @Driftwood ,mit Vergnügen habe ich eure Marktabenteuer gelesen.
In der Türkei war ich zwar nicht, doch vor Jahren mit meiner besten Freundin auf Cran Canaria. Wir wurden im Hotel darauf aufmerksam gemacht, dass afrikanische Verkäufer uns überwiegend Uhren auf dem Weg zum Strand bzw. am Strand direkt andrehen wollen.
Schnell hatten wir die Idee, wir werden auf russisch antworten. Gesagt getan…An einem Tag hörten wir hinter uns in gepflegtem sächsisch von einem Afrikaner “...dääähmliche Weiiiber...”. – Wir liefen schneller bis wir los prusten konnten vor Lachen.
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@Driftwood , wir waren in Spanien und dort hatten wir nicht unbedingt vermutet, dass Afrikaner uns in sächsisch beschimpfen…In Deutschland ist das häufig, dass der Dialekt der Gegend übernommen wird…
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@Driftwood , genau davor wurden wir im Hotel gewarnt. Für mich war das mein erster Urlaub in Spanien und das mit “Folgen”…Doch das ist eine andere Geschichte…
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