Das Telefon klingelt. Es möchte mich ärgern. Gerade hatte ich mich gesetzt und mein lädiertes Bein ausgestreckt, auf Erleichterung hoffend. Die Schmerzen vom Sturz werde ich wohl noch eine ganze Weile aushalten müssen.
Da schrillt es zum zweiten Male. Ich blicke hinüber zu der telefonbekrönten Stele und versuche in gedanklichem Schnelldurchlauf zu ergründen, wem es gerade jetzt beliebt meine Ruhe zu stören.
Zu noch keinem Ergebnis gekommen, lärmt das Gerät nun schon zum dritten Male. Ärgerlich ergreife ich meine Krücke und humple die drei Schritte hin zu dem Quälgeist. Im Moment des Abhebens erstickt ein letzter Ton.
Ich melde mich mit Namen. Das ist meine Art, ich mag es nicht wenn sich Angerufene nur mit “Ja?” melden, also tue ich es auch nicht. Am anderen Ende tönt es: “Hier ist Yüksel Özdamar, guten Tag!” O Schreck, wo bin ich jetzt hingeraten? Ein Ausländer! Man hört es an Dialekt und Namen. Will der mir einen Teppich verkaufen? Am besten, ich lege wieder auf. Da spricht mein Gegenüber weiter: “Ich bin der Freund von Eva Burghardt, sie erinnern sich?” Da fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Ja natürlich! Eva mit ihrem Freund hatten wir unlängst im Park getroffen. Ein wirklich sympathischer junger Mann. Die Beiden passen gut zusammen. Er hatte sogar meiner Frau die Hand geküsst. Mir will im Moment gar nicht einfallen, wann ich das letzte Mal einer Dame diese Ehre erwies. Yüksel entstammt eben einer anderen Kultur. Dann erklärt er sich: “Wir hörten, dass sie beide krank sind und möchten ihnen gern eine kleine Aufmerksamkeit bringen.”
Ist das nicht nett? Ach ja, wir haben wirklich sehr gute Freunde!