Der Fremde im Schaukelstuhl

  • Der Fremde im Schaukelstuhl

     Driftwood antwortete vor 4 Jahren, 6 Monate 8 Teilnehmer · 30 Beiträge
  • happyday

    Teilnehmer
    25. April 2021 um 10:49

    Diese Geschichte hat sich tatsächlich so zugetragen.

    Zusammen mit meinem damals 15-jährigen Sohn bewohnte ich eine Neubauwohnung in der fünften Etage, ohne Fahrstuhl.

    Die Wohnungstür hatte außen eine Türklinke ohne Schnappschloss. So konnten wir uns zwar nicht ungewollt aussperren, weil man zuschließen musste. Allerdings auch von innen, um vor unerwünschten Besuchern sicher zu sein. Die meisten Mieter hatten die Türklinken längst gegen einen Türknauf mit Schnappschloss ausgetauscht. Das hatte ich immer wieder verschoben. Dieser Umstand bescherte mir eines Morgens eine unliebsame Überraschung.

    Als der Wecker schrillte, war ich völlig benommen und hatte das Gefühl, eben erst eingeschlafen zu sein. Die ganze Nacht hatte ein starkes Gewitter gewütet, und meine Nachbarn hatten lautstark gefeiert.

    Es war kurz vor sechs Uhr früh an einem Sonnabend im August. Mein Sohn hatte Schulferien wollte seine Großeltern in Mecklenburg besuche. Bevor mein Wochenenddienst in der Klinik begann, wollte ich meinen Sohn noch zum Bahnhof bringen.

    Ich quälte mich aus dem Bett, um Teewasser aufzusetzen. Auf dem Weg zur Küche stolperte ich im Flur über große, nasse Schuhe. Woher hatte mein Sohn diese Dinger ? Bevor ich der Frage nachgehen konnte, hörte ich merkwürdige Geräusche. Das kam aus dem Wohnzimmer. Da schnarchte jemand. Unmöglich ! Das kann nicht sein ! Ganz leise und vorsichtig öffnete ich die Tür und mir wehte eine Alkoholfahne entgegen. Da saß ein Fremder in meinem Schaukelstuhl und schnarchte. Für einen Moment war ich wie erstarrt und spürte Panik in mir hoch kriechen. Dann zwang ich mich, genauer hinzusehen, überblickte das ganze Zimmer. Es schien nichts zu fehlten. Nur der Fremde im Schaukelstuhl gehörte da nicht hin.

    Fortsetzung folgt…

  • Momo37

    Teilnehmer
    25. April 2021 um 15:05

    @happyday

    …jetzt wird’s spannend …..und du hörst auf………

    das geht ja gar nicht !!!!

    Momo

  • happyday

    Teilnehmer
    25. April 2021 um 17:11

    @Momo37 ein alter Schreibertrick, um den Spannungsbogen hoch zu halten. Morgen geht es weiter…Relaxed

  • Xelena

    Teilnehmer
    25. April 2021 um 18:53

    Haha, toller Trick! Frowning2

  • happyday

    Teilnehmer
    25. April 2021 um 18:56

    @Xelena der “Trick” ist nicht von mir, leider…Wink Sicher erinnerst du dich, wie SchreiberInnen, deren Geschichten früher in Zeitungen erschienen, an einer spannenden Stelle aufhörten. Vermutlich auch deshalb, damit die nächste Ausgabe gekauft wurde. – Mir war die Geschichte zu lang, um sie in einem “Ritt” einzustellen. Morgen Vormittag geht es weiter, falls nicht mein PC streikt…

  • happyday

    Teilnehmer
    26. April 2021 um 10:38

    1. Fortsetzung…

    Die Wohnungstür ! Sie muss offen gewesen sein. Den Abend zuvor war mein Sohn später als ich nach Hause gekommen und hatte ganz offensichtlich nicht abgeschlossen. Und ich hatte die Tür vorm zu Bett gehen nicht überprüft.

    Wie werde ich den Mann los, ohne dass er sich zu wehren oder gar zu randalieren beginnt ?Leise schlich ich zurück ins Schlafzimmer und zog mich an. Dann versuchte ich, meinen Sohn zu wecken. Als ich kurz und knapp sagte, dass im Wohnzimmer ein Fremder im Schaukelstuhl sitzt und schnarcht, erhielt ich eine kurze Antwort: “Scheiße…” Dann zog sich mein Sohn die Bettdecke über den Kopf. – Wer könnte mir sonst helfen, überlegte ich fieberhaft. Meine Nachbarin… Sie arbeitete als Kellnerin und würde mir sicher Hilfe leisten.

    Überm Treppengeländer hingen nasse Jeans und ein nasses Hemd. Ordentlich war der Fremde offenbar, nur seine nassen Schuhe hatte er in der Wohnung abgestreift. Vermutlich traute er sich auch nicht ins Schlafzimmer, wenn er getrunken hatte. So hatte er es sich in meinem Schaukelstuhl bequem gemacht, um seinen Rausch auszuschlafen.

    Nachdem ich bei meinen Nachbarn Sturm geklingelt hatte, öffnete sich endlich die Tür einen Spalt breit. Mein Nachbar, ein Bulgare, erkannte mich zwar, verstand aber nicht, was ich wollte. “Bitte, holen Sie Ihre Frau, es ist wichtig”, bat ich eindringlich, “ich brauche Ihre Hilfe.” Er verschwand und erschien kurz darauf mit seiner Frau.

    Sie sah zum Fürchten aus. Das Make up war im Gesicht verschmiert, die Wimperntusche verlaufen und die Lockenwickler baumelten kreuz und quer im Haar. Ich starrte sie an, kannte ich sie doch nur top gekleidet, frisiert und geschminkt. “Was ist passiert? Mein Mann sagte, Sie brauchen Hilfe…” Ich zeigte auf die Kleidungsstücke überm Treppengeländer. “Der Mann, dem das gehört, schläft in meinem Wohnzimmer, und ich habe Angst davor, ihn allein zu wecken. Bitte helfen Sie mir…” Sie sah mich fragend an: “Gleich so, wie wir aussehen und im Nachthemd…?” “Ja, gleich so…”,nickte ich. Beide folgten mir. Der Fremde schlief immer noch und schnarchte lautstark.

    “Also los, du rechts und ich links”, sagte sie zu ihrem Mann…

    Fortsetzung folgt…

  • happyday

    Teilnehmer
    26. April 2021 um 11:52

    @rooikat mit deinem Kommentar hast du mir den Montagsschmunzler geschenkt. Und ich freue mich auch, dass es doch paar Leser meines etwas schrägen Erlebnisses gibt…

    Mein akutes Problem: kleinere Beträge kann ich übers Smartphon schreiben, bei längeren Beiträgen muss ich am PC sitzen. Das ist mein eigentlichen Problem, weil ich schlecht sitzen kann…Pensive – Morgen folgt der Schluss…Relaxed

  • happyday

    Teilnehmer
    26. April 2021 um 17:04

    @Syringia wenn ich sooo nett gebeten werde, dann “liefere” ich schon jetzt das Ende dieser wahren Geschichte. Relaxed

  • happyday

    Teilnehmer
    26. April 2021 um 17:12

    2. Fortsetzung…

    Meine Nachbarn hievten den fremden Schläfer aus dem Schaukelstuhl und bugsierten ihn in den Hausflur, wo ich ihm sein nassen Kleidungsstücke über die Schulter hängte. Die Schuhe hatte ich mit den Schnürsenkeln zusammengebunden und hängte sie ihm ebenfalls um.

    “Geh nach Hause, die Nacht ist vorbei, und lass dich hier nie wieder blicken”, drohte ihm meine Nachbarin mit beiden Armen fuchtelnd, während die Lockenwickler wird um ihren Kopf baumelten. Verstört zurück glotzend, nicht begreifend, wieso er vertrieben wurde, taumelte mein ungebetener Gast die Treppe hinunter.

    “Der muss mich für die Hexe persönlich halten, so wie ich aussehe, ich war heute Nacht zu müde zum Abschminken”, stieß meine Nachbarin hervor, während ihr vor Lachen die Tränen über die Wangen liefen. Nachdem ich mich für die Hilfe bedankt hatte, schloss ich meine Wohnungstür von innen und atmete erst mal tief durch.

    Einige Tage später hatte ich in der Klinik die Neuaufnahme, das hieß, alle unbestellten Patienten wurden von mir behandelt.

    “Herr Weber hat Schmerzen und große Angst”, sage meine Mitarbeiterin. “Waren Sie schon mal bei uns ?” fragte ich. “Nein, noch nicht.” Ich sah in ein blasses Gesicht mit dunklem Vollbart.

    “Moment mal, ich kenne Sie doch ! Erinnern Sie sich ? Vor paar Tagen haben Sie in meinem Schaukelstuhl geschlafen…” Entsetzen machte sich breit im Gesicht des Patienten und blitzartig war er durch die Tür verschwunden. Offenbar hatte er wohl das Gesicht der vermeintlichen Furie vor Augen, die seinen Schlaf so unsanft beendet hatte. Vermutlich glaubte er, das sei ich gewesen. Da zog er es wohl vor, die Flucht zu ergreifen und sich nicht von mir behandeln zu lassen.

    Wieder gesehen habe ich ihn nicht…

    – Ende –

    Abgesehen von mancher “Nachwirkung”: Noch längere Zeit wurde ich von meinen MitarbeiterInnen “geärgert” und von meiner Ex-Schwiegermutter immer wieder gefragt, ob wirklich alles in Ordnung sei. Zwar hatte ich meinen Sohn gebeten, nichts bei den Großeltern zu erzählen. Doch das hatte er wohl auf der langen Bahnfahrt bis nach Mecklenburg vergessen…Pensive

  • happyday

    Teilnehmer
    26. April 2021 um 17:18

    @rooikat @Momo37 und @Xelena und wer sonst noch die story verfolgt hat, wollte euch nicht länger warten lassen, und habe das Ende eben verraten…Wink

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