Meine Kindheit verlebte ich in einem Berliner Dorf: Heiligensee. Die Dorfaue flankiert vom Heiligensee und der Havel. Ende der 50er war das Leben dort als Kind einfach grandios. Mit dem Kahn auf der Havel rumschippern und ins Wasser springen im Sommer, im Winter in Kolonne – wenn die Havel zugefroren war – auf Schlittschuhen bis raus aus der Stadt, und erst in der Dämmerung wieder zurück. Wie gefährlich das sein konnte, wurde mir erst Jahre später bewusst. Bei uns war die Havel auch Grenzgebiet zur DDR. Wenn man uns dann auf der anderen Seite erwischt hätte…. auf weia. Oder wenn wir auf DDR-Gebiet waren und zwischenzeitlich ein Eisbrecher eine Fahrrinne gebrochen hätte…. oh nein.
Unsere Dorfclique traf sich immer zum Völkerball auf den Grünflächen oder wir fuhren zu den Maisfeldern… was machten wir da wohl? jaaaaa, lecker
und unseren Dorfbewohnern machten wir gern Streiche, egal ob Klingelstreich oder eine ehemalige Grundschuldirektorin auf dem Friedhof einschließen…
Aber erst kam die Pflicht: abends 18 Uhr wurden die Kühe beider ansässiger Bauern gemolken. Dann hieß es, mit der Milchkanne anstehen und einen Teil der kuhwarmen frischen Milch nach Hause bringen, der größte teil wurde schon unterwegs getrunken.
Ich wohnte damals gegenüber der Dorfkirche. Der sonntägliche Kindergottesdienst war Pflicht. Auch wenn es Berlin war, gelebt wurde wirklich dörflich, jeder kannte jeden, die Bibelstunden (immer mittwochs) war die Schaltzentrale für Dorftratsch. Naja… es war eine so tolle Zeit für Kinder, immer draußen sein zu können, natürlich wenn es die Familienpflichten erlaubten. Es tut mir leid, dass heutzutage Kinder in Berlin sowas nicht mehr erleben können. Neben unserem Wohnhaus war auf dem Nachbargrundstück die Grundschule. (Klassenfoto Grundschule/Dorfschule)