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     etaner34 antwortete vor 2 Jahren, 7 Monate 8 Teilnehmer · 16 Beiträge
  • Unbekannt

    Unbekannt
    15. August 2021 um 16:30

    „Einschlafen dürfen, wenn man das Leben nicht mehr selbst gestalten kann, ist Erlösung und Trost für alle.“

    Hermann Hesse

    Quelle im Internet: Gute Zitate › Autoren › Hermann Hesse

    Dieses Zitat ein 1A Treffer! Mit so viel Weisheit und Lebenserfahrung. Bemerkenswert die angesprochene Rücksicht auf andere, auf die Überlebenden. In der heutigen Ich-Zeit des oftmals schon narzisstischen Egotrips wirkt das wie aus der Zeit gefallen.

    Bin nun nicht gerade der Anhänger von Hermann Hesse. Diese Aussage in ihrer Kürze ist prägnanter als z.B. themenbezogene Ratgeberbücher (die bis auf Ausnahmen i.d.R. unsichere, ungestandene Zeitgenossen, ansonsten Autoren, Gurus, Verlage, Buchhandlungen votieren).

    Allerdings die Formulierung ‘Einschlafen’ behagt mir nicht, ist nicht meine Sprach- und Denkwelt. Auf mich wirkt die als um den Brei herumredende Bagatellisierung des unausweichlichen Endzustandes Sterben.

  • etaner34

    Teilnehmer
    15. August 2021 um 16:38

    Denkst Du an Sterbehilfe?

    Anders macht „Ratgeber“ keinen Sinn. Wir haben‘s ja nicht in der Hand.

    Und auch in der Frage, die ich aus deinem Beitrag herauszulesen glaube, kann niemand raten.

    etaner34

  • GSaremba61

    Teilnehmer
    15. August 2021 um 17:21

    Ich sehe es viel einfacher – einschlafen – bedeutet für mich ohne langes/ längeres Leiden oder dem Ruf nach “Erlösung” vom Leiden durch den Tod. Damit verbunden auch für die Angehörigen (alle) das Leiden nicht zu erleben oder anzusehen.

    Das hat nichts mit narzisstischen Egotrip (von wem?) zu tun. So wenig, wie die Palliativmedizin mit abschieben bzw. den Tod negieren. Im Gegenteil, die Palliativmedizin beinhaltet genau das, was ich bei Hesse verstehe – einschlafen ohne Schmerzen und mit Angehörigen, die dem Einschlafen und der Ruhe, die in dieser Zeit eintritt, beiwohnen können. Das zu erleben ist Trost.

    • Dieser Beitrag wurde vor 2 Jahren, 7 Monate von  GSaremba61 bearbeitet. Begründung: kleiner Nachtrag
  • Wattfrau

    Teilnehmer
    15. August 2021 um 17:39

    Ich lese dieses Zitat häufig als Trauerspruch in den Todesanzeigen.

    Manchmal wird noch hinzugefügt ‘und es ist eine Gnade’. Das sehe ich auch so.

    • Dieser Beitrag wurde vor 2 Jahren, 7 Monate von  Wattfrau bearbeitet.
  • etaner34

    Teilnehmer
    15. August 2021 um 18:30

    @70plus

    Wie @Wattfrau schreibt, ist das Hesse-Zitat durchaus bekannt.

    Es hat einen Wahrheitsgehalt, der jedermann einleuchtet und der kaum diskutierbar ist, wenn man in ihm eine Wunschvorstellung für den eigenen Tod und eine Erfahrung von Menschen versteht, die einen Angehörigen auf so sanfte und für sie tröstliche Art verloren haben.

    Deshalb habe ich mich gewundert, was dich dazu bringt, ihn hier ins Forum zur Diskussion zu stellen, und habe nach einem für dich existentiellen Grund gesucht, kam auf Suizid und demzufolge auf Sterbehilfe. Ich habe zur Kenntnis genommen, dass ich mich darin getäuscht habe.

    etaner34

  • Modesty

    Teilnehmer
    16. August 2021 um 19:12

    @etaner34

    Wir haben‘s ja nicht in der Hand.

    Doch, haben wir – jedenfalls die meisten!

    Falls der Satz wirklich von Hesse stammt, halte ich ihn für sein Bekenntnis zum Recht auf Suizid.


    Ein paar Tage vor seinem Tod schrieb er an folgendem Gedicht:

    KNARREN EINES GEKNICKTEN ASTES – Erste Fassung

    Geknickter Ast, an Splittersträngen

    Noch schaukelnd, ohne Laub noch Rinde,

    Ich seh ihn Jahr um Jahr so hängen,

    Sein Knarren klagt bei jedem Winde.

    So knarrt und klagt es in den Knochen

    Von Menschen, die zu lang gelebt,

    Man ist geknickt, noch nicht gebrochen,

    Man knarrt, sobald ein Windhauch bebt.

    Ich lausche deinem Liede lange,

    Dem fasrig trocknen, alter Ast,

    Verdrossen klingts und etwas bange,

    Was du gleich mir zu knarren hast.

    KNARREN EINES GEKNICKTEN ASTES – Zweite Fassung

    Splittrig geknickter Ast,

    Hangend schon Jahr um Jahr,

    Trocken knarrt er im Winde sein Lied,

    Ohne Laub, ohne Rinde,

    Kahl, fahl, zu langen Lebens,

    Zu langen Sterbens müd.

    Hart klingt, rauh sein Gesang,

    Klingt trotzig, klingt bang

    Noch einen Sommer, noch einen Winter lang.

    KNARREN EINES GEKNICKTEN ASTES – Dritte Fassung

    Splittrig geknickter Ast,

    Hangend schon Jahr um Jahr,

    Trocken knarrt er im Wind sein Lied,

    Ohne Laub, ohne Rinde,

    Kahl, fahl, zu langen Lebens,

    Zu langen Sterbens müd.

    Hart klingt und zäh sein Gesang,

    Klingt trotzig, klingt heimlich bang

    Noch einen Sommer,

    Noch einen Winter lang.

    Quelle: https://www.zum.de/Faecher/D/BW/gym/hesse/gedichte.htm

    M.

  • Modesty

    Teilnehmer
    16. August 2021 um 20:56

    @Fiets

    Wenn Suizid für jemanden eine Option ist, dann bedeutet ‘Trost und Erlösung für ALLE‘ in erster Linie, sich selbst einem Zustand zu entziehen, den man für sich nicht akzeptieren kann/will/möchte und gleichzeitig die emotionale Entlastung von Angehörigen, einem (möglicherweise) qualvollen und ggfs. würdelosen Sterben tatenlos zusehen zu müssen.

    Mein o.a. Beitrag darf in diesem Sinne verstanden werden.

    M.

  • etaner34

    Teilnehmer
    16. August 2021 um 21:20

    @SusiSoho

    Ich denke, @Susisoho, dass du das richtig siehst. Aber nicht alle lebenssatten (biblischer Ausdruck) Menschen können tatsächlich ihren Tod so „einrichten“ wie deine verstorbene Mutter. Man könnte es eine „Gnade“ nennen.

    @Modesty

    @Fiets

    Ein naher Verwandter hat bewusst vom Zeitpunkt der Diagnose an auf eine Behandlung seiner Krebserkrankung, eines langsam wachsenden Hautkrebs, verzichtet. Er hat noch 8 Jahre in gutem Zustand, von Ärzten unbehelligt, sehr aktiv gelebt. Die beiden letzten Jahre waren sehr schlimm.

    Er hatte schon früh im Einverständnis mit seiner Frau mit einer Schweizer Sterbehilfe Kontakt aufgenommen, und die Mittel zum Suizid standen bereit. Es war ihm dann am Ende nicht möglich, seinen Beschluss wahr zu machen.

    „Es ist gar nicht so leicht zu sterben“, sagte er einmal zu mir, sozusagen entschuldigend.

    Wir haben sehr mit ihm gelitten und wissen bis heute nicht, ob wir ihm seinen „Plan“ nicht hätten ausreden sollen.

    Aufgrund dieser Erfahrung bin ich nicht mehr sicher, ob der auf Zukunft gerichtete Plan, sich „notfalls“ selbst zu töten, nicht allzu kühn ist.

    Die religiöse Frage in diesem Zusammenhang klammere ich mal aus.

    etaner34

    • Dieser Beitrag wurde vor 2 Jahren, 7 Monate von  etaner34 bearbeitet.
    • Dieser Beitrag wurde vor 2 Jahren, 7 Monate von  etaner34 bearbeitet.
  • seestern47

    Teilnehmer
    18. August 2021 um 7:58

    Hallo @70plus

    Ich kenne den Spruch von Hesse wie folgt:Einschlafen dürfen, wenn man müde ist, und eine Last fallen lassen, die man sehr lange getragen hat, das ist eine wunderbare Sache.”

    Ich finde ihn sehr schön und tröstlich.

    Ich denke, man darf bei den Zitaten von Hesse nicht vergessen, dass es damals noch keine Diskussion über Sterbehilfe gab.

    VG

    seestern47

  • etaner34

    Teilnehmer
    18. August 2021 um 9:41

    @70plus

    Der Film ist hier zur Zeit seiner Sendung diskutiert worden

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