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Wohnungsnotstand in Deutschland…
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@Carlinette, das kenne ich als Hamburgerin aus eigener Erfahrung. Erst wenn die 42/46qm mit 4 Personen belegt war, wurde niemand mehr in die 1,5/2 Zimmerwohnung zwangszugewiesen.
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Ja, liebe @SFath, das relativiert unsere Ansprüche von heute doch ungemein…
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18:51 @Carlinette …lange her, dennoch unvergessen die Zeit, in der wir (3 Personen) 1952 als DDR-Flüchtlinge für ca 1 Jahr in Baden-Württemberg in einem 15qm-Zimmer einer Wohnung untergebracht waren, bis uns eine Wohnung zugeteilt werden konnte. Im Zeitalter der Selbstverwirklichung kann sich das wohl niemand mehr vorstellen…
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Als ich 18-jährig (da war ich noch minderjährig und nur mit Erlaubnis meiner Eltern)von Hannover nach Hamburg zog, war auch nur Geld für ein möbliertes Zimmer vorhanden. Ich erinnere mich – sogar gern – an mein erstes Zimmer bei einer 70jährigen Dame. Keine 10 qm, Bollerofen, fließend Wasser aus der Krukke und im Winter Eis in meiner Waschschüssel.
Ein Bollerofen der anfing zu glühen, wenn es mir mal wieder zu kalt war. Und die Toilette auf halber Treppe.
Aber jeden Morgen hat mir meine Vermieterin einen Kessel heißes Wasser vor die Tür gestellt und mir Frühstück gemacht. Als ich dann irgendwann wegzog, habe ich versprochen, sie zu besuchen. Ich habe sie nie wiedergesehen. Wenn ich daran denke, gefalle ich mir gar nicht.
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Dieser Beitrag wurde vor 5 Monate, 1 Woche von
Maedchen bearbeitet.
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Dieser Beitrag wurde vor 5 Monate, 1 Woche von
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Ich war 19 J. (1962) und noch in der Ausbildung, als im Haus meiner Eltern durch einen Todesfall ein Zimmer frei wurde, das ich bekam. Es lag unterm Dach, hatte keine Heizung, zum Duschen und zur Toilette musste ich in die winzige in die Küche eingebaute Dusche/Toilette bei meinen Eltern zwei Stockwerke tiefer. Ich war selig und wurde von meiner Freundin glühend beneidet. Sie schlief, wie ich vorher auch, auf der Wohnzimmercouch und hatte auf der Fensterbank im Schlafzimmer der Eltern ihren Arbeitsplatz.
Ich weiß nicht, wie lange es noch sog. Lehrlingsheime gab. Da hatten Jugendliche ab 14 Jahren die Möglichkeit zu wohnen, um eine Lehre zu machen, die es in ihrem Dorf/ihrer Stadt nicht gab. Es waren winzige Zimmer, Küche und Bad auf der Etage. Da gab es eine Aufsichtsperson und um 22:00 Uhr (?) wurde die Haustür abgeschlossen. Alles nicht ideal. Aber man kann auch nach der anderen Seitee übertreiben und dafür nach dem Staat schreien!Mondin
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Hallo @Mondin – solche Wohnheime habe ich sogar noch 2015 gekannt! Wenn wir als Lehrgangsteilnehmer zur Zentrale mussten, war das unser “Hotel”. Es gab für einen Teil des Publikums auch komfortablere Zellen, aber ich kenne noch Leute, die darin mehrere Monate gewohnt haben. Genau dasselbe Modell wie das von dir beschriebene Lehrlingsheim, außer dass die Haustür offen blieb, denn wir waren ja volljährig.
Übrigens habe ich dort immer wunderbar geschlafen, mich wohl gefühlt und es genossen, dass wir rundum in der Kantine verpflegt wurden. Faulheit ist manchmal leckerer als das tollste selbstgekochte Essen

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Es sind ja inzwischen interessante Beiträge entstanden in der Zeit, wo ich nicht hier war, aus einer Epoche in Deutschland, wo der materielle Besitz noch nicht im Vordergrund stand und an einen Wohnungs- oder Hausbesitz nicht zu denken war. Die Verhältnisse nach dem Krieg in Hamburg und in Berlin war es auch nicht anders. Jedoch war das vor meiner Zeit, ich bin erst in den 60er Jahren geboren, da war das Wirtschaftswunder in Westdeutschland schon in voller Blüte. In der DDR glaube man zu dieser Zeit, mit dem Sozialismus den Kapitalismus überwinden zu können.
Ich knüpfe sozusagen an die Hamburger Verhältnisse nach dem Krieg an und habe heute auch eine Untermieterin in der Wohnung. Ich kaufe nicht nur die Lebensmittel für sie ein, sondern koche ihr auch den Kaffee, hin und wieder wird sie zum Essen in der Gaststätte eingeladen. So ein Untermietverhältnis ist eine Geschäftsbeziehung mit sozialem Hintergrund. Genauso wie der Hausbesitzer in erster Linie ein Geschäftsmann ist, aber für bayrische Verhältnisse, mit sehr sozialen Zügen. Ich habe hier bei den Wohnverhältnissen im Allgäu sozusagen eine Mini-DDR aufgrund der sehr sozialen Umstände. Bin aktuell sehr dankbar dafür, aber wenn sich das mal ändert, bin auch ich auf den freien Wohnungsmarkt geworfen und muss schauen wie ich damit umgehen.
Ich habe die Geschichten über Zeiten und Wohnverhältnisse als der materielle Wohlstand noch nicht im Vordergrund stand, sehr gerne gelesen, es zeugt doch von einer Erfahrung und einer Gesinnung als sich noch nicht alles nur ums Geld und ums Geschäft drehte.
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Menschen, die menschlich sind, gibt es auf der ganzen Welt, das hat nie jemand bestritten, nur die Vorgaben der Gesellschaft sind unterschiedlich und darin unterscheiden sich die Rahmenbedingungen. Die Umstände nach dem Krieg, in der DDR und heute, sind völlig verschieden, so auch die Wohnungslage. Aus dem Unterforum Baden-Württemberg weiß ich, die Damen, die dort geschrieben haben, verfügen heute über Haus und Garten. Da gibt es kein Wohnungsproblem, da ist alles Eigentum. Ein Haus bauen ist doch für viele junge Menschen in der Gesellschaft heute das Normalste von der Welt. Da stellt sich die Frage Sozialwohnung nicht. So ein Haus einmal abbezahlt bleibt in der Familie über Generationen. Eigenheimbau, so nannte es sich, wurde auch in der DDR gefördert, nur das Material, oje. Haste einen Auspuff für den Trabi, bekommst Du einen Satz Fließen von mir und so ging das in einer Tour.
Aber heute, heute überschlagen sich die Superlative im negativen Sinn. Preissteigerungen wohin das Auge blickt, Wohnungsmangel, Wirtschaftsflaute, Flüchtlingswelle, Rechtsruck in Europa oder die wärmste Zeit seit Aufzeichnung der Wetterdaten. In all diesem Chaos leben wir und versuchen, das Beste daraus zu machen.
Da frage ich mich, ob es unter den einfachen Verhältnissen nach dem Krieg oder unter dem Mangel in der DDR nicht leichter und deshalb besser zu leben war, als heute. Macht die digitale Technik heute so viel aus, was die Lebensqualität angeht, dass wir alles Andere in Kauf nehmen?
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