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Steuergerechtigkeit
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Ich möchte das Thema hier gerne einmal aufnehmen, da ich den Eindruck gewinne, dass das Thema irgendwie in der Öffentlichkeit nicht richtig gewürdigt wird.
So wird im Fernsehen kaum darüber berichtet. Aber auch die öffentliche Diskussion findet kaum statt.
Der Staat braucht Steuern.
Das ist klar, nachvollziehbar und korrekt, leistet der doch alles, was die Gemeinschaft grundsätzlich braucht.
Soweit so gut.
Schaut man sich jedoch die Belastung einzelner Mitbürger an, sieht das ganze etwas anders aus.
Z.B.:
Ein Arbeitnehmer bezahlt ab 57.052 EUR Jahreseinkommen den Höchststeuersatz in Höhe von 42% (sieht man von den zusätzlichen 3% „Reichensteuer“ ab, die erst ab 270.501 EUR einkommen gelten).
Das bedeutet, dass jeder zusätzliche EUR mit 42% Steuern belastet wird.
Hat man soviel Geld auf dem Konto, dass man nicht mehr arbeiten muss (also nicht erst als Rentner, sondern z.B. auch im Alter von 25 Jahren) und man legt sein Geld an, dann erhält man daraus Erträge, also z.B. Zinsen, Dividenden usw.
Also erhält z.B. das Geschwisterpaar Quant (BMW-Erben) aus dem ihnen gehörenden, geerbten Aktienanteil Dividenden in Höhe von ca. 1 Milliarde EUR pro Jahr.
Für Kapitalerträge gibt es jedoch keine (progressive) Einkommensteuer, sondern nur nur die sog. Kapitalertragssteuer. Diese beträgt pauschal 25%.
Das bedeutet:
Eine Person, die Einkommen i.H.v. 67.000 EUR erzielt, bezahlt also für die 10.000 EUR oberhalb von 57.052 EUR 42% Steuern. Ab 270.501 steigt der Steuersatz dann auf 45%.
Die Quants (und alle anderen Reichen) bezahlen jedoch nur 25% und zwar unabhängig davon wieviel Sie einnehmen (auch bei 100 Milliarden).
In Deutschland ist also ein Reicher jemand der mehr als 57.052 EUR pro Jahr verdient.
Ein tatsächlich Reicher wird steuerlich jedoch behandelt wie ein Armer.
Kann das jemand erklären oder verstehen?
Wo ist da die Gerechtigkeit?
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Gerecht daran ist, dass alle und nicht nur die Quants, die Erträge erwirtschaften gleich besteuert werden. Und alle, die ein Einkommen über einem guten Lebensstandard haben (nicht reich) ebenfalls gleich behandelt werden. Die, die als reich erkannt werden – also nicht die ab 57.053€ – zahlen alle nochmal mehr Steuern.
Fazit: Kein Reicher wird wie ein Armer behandelt. Wenn man dann noch die Steuerfreibeträge betrachtet, dann werden Arme nicht wie Reiche behandelt.
Ob der Steuersatz für Reiche ausreichend ist? Darüber könnte man nachdenken. Prozent ist Prozent = Berechnung auf 100 und das “100” der Reichen gibt sehr viel mehr her als das “100” der Armen bzw. Gutsituierten. Das gilt auch für die Kapitalertragssteuer.
Was gerecht ist bestimmt das Gleichbehandlungsgesetz und ich finde, unter Berücksichtigung der steuerfreien Niedrigeinkommen und der unterschiedlichen Steuerklassen z.B. mit Kindern, wird hier das Gesetz eingehalten.
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Erträge werden unterschiedlich besteuert:
Einkünfte aus Arbeit oder Gewerbebetrieb: Progressiv bis zu 45%
Kapitalerträge: 25%
Richtig ist, dass alle Bürger in diesem Punkt gleich behandelt werden.
Es ist jedoch so, dass man sich nicht aussuchen kann, ob man zu den Begünstigten zählt, die ihre Einkünfte aus Kapitalerträgen beziehen.
Dafür muss man bereits reich sein. Und in diesem Fall wird man steuerlich privilegiert.
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Der Unterschied @Herbert – Einkünfte aus Arbeit oder Gewerbebetriebe nennt man Einkommen. Erträge sind aus nicht erarbeitetem Geld.
Doch, Herbert, man kann es sich aussuchen. Wie heißt es: Spare in der Zeit – dann hast …….
Also mehr Steuern auf Einkommen nenne ich jetzt nicht privilegiert. Auch die Reichen haben sich ihr Vermögen irgendwann mal erarbeitet. Für mich ist das mehr eine Neiddebatte als eine Gerechtigkeitsdebatte.
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@Gsaremb61
Das hinkt. Die meisten Reichen sind durch Erbschaft reich geworden.
Sie haben das Geld also nicht selbst erarbeitet.
Vielmehr fließen Ihnen die Früchte des Erbes zu Lebzeiten zu.
Im Grunde unterscheidet sich dies nicht von anderen Formen des Geldzuflusses, wird jedoch unterschiedlich besteuert.
Und darin steckt die nicht nachvollziehbare Unterscheidung zugunsten von Menschen, die schon soviel Geld haben, dass sie nicht mehr arbeiten müssen (Reiche).
Und um Neid geht es nicht, sondern die Finanzierung des Staates und um Demokratie.
Denn wenn ein kleiner Teil der Bevölkerung einen großen Teil des Kapitals hat, ist diese gefährdet.
Durch dieses Steuermodell werden zudem Reiche immer reicher und die Mittelschicht immer ärmer.
Auch das ist problematisch.
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Auch ein Erbe wurde mal erarbeitet. Und mir ist lieber sie leben von den Erträgen der Arbeit ihre Ahnen, als wie z.B. Schlecker, ein Unternehmen zugrunde richten, weil sie keine unternehmerischen Fähigkeiten haben. Das schützt dann allem voran nicht die Reichen, sondern die Arbeitnehmer.
Du meinst also wenn man mehr Steuern auf Einkommen zahlt wird man reicher. Seltsam, da machen die Gutverdiener etwas falsch

Die Mär der Gefährdung habe ich nie verstanden. Wenn ich in die Welt schaue habe ich eher den Eindruck pleite gegangen sind die Staaten, bei denen das Kapital in einer Hand (Staat) liegt/ lag und die Bürger alle gleichgeschaltet sind/waren.
Für mich wird die Mittelschicht nicht durch das Steuersystem immer ärmer, sondern weil die Bürger – Geiz ist geil – bevorzugen und damit die Löhne und Gehälter immer geringer werden. Wie z.B., wenn einem die Präsenz im Bankenbereich zu teuer ist und lieber ohne Beratung Online-Banken bevorzugt. Oder lieber bei Amazon bestellt (nachgewiesen Steuerentziehung im Land) statt den örtlichen Ladenbesitzer durch direkten Kauf zu unterstützen und damit auch wieder die Arbeitnehmer. Produktionen ins Ausland verlegt werden. Da gibt es noch viele Beispiele. DAS ist problematisch!
Ich bin überzeugt, wenn wir die Corona-Zeit einiger Maßen im Griff und einen Überblick über die Staatsschulden haben werden wir auch über Steuer reden. Ich bin gespannt wer dann als Erster wieder ein Problem erkennen wird.

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Die Belastung der Einkommen ist durch Steuern und Abgaben (nicht durch Lohnpolitik) seit 1976 von damals 30% auf heute 47% gestiegen.
Das kannst Du auf S. 12 des folgenden Dokuments nachvollziehen:
https://www.econstor.eu/bitstream/10419/226496/1/ecoaustria-rp03.pdf
Diese Belastung erfahren Kapitalerträge nicht, denn hier hat sich die Belastung nicht erhöht und hierauf werden auch keine Sozialversicherungsbeiträge fällig.
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Das Thema Steuergerechtigkeit ist ja ein ständiges Diskussionsthema. Um das mal zu versachlichen, hier 2 Hinweise (Quelle IWD): Mehr als 20 Millionen Menschen in Deutschland zahlen keine Steuern, wogegen die oberen 3,6 % allein mehr als 30% zum Steueraufkommen beitragen, G.
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Mmmmh @Herbert – in meiner Berufszeit sind die Steuern auf mein Einkommen von 56% auf 42% gefallen.
Vielleicht macht es Sinn, wenn Du Dich über die deutschen Steuersätze informierst und nicht über Österreich? In Deutschland war der Spitzensteuersatz von 58-64 = 53%. 1976 lag der Spitzensteuersatz bei 56% und das bis 1989.
Deine 30% sind in Deutschland nicht vorhanden, denn selbst der Einstiegssteuersatz war unter 30% – heißt zwischen 20 bis 25,9% in der Spitze. Heute liegt er bei 14%. D.h. Kapitalerträge werden weit höher besteuert als geringe Einkommen!
Jetzt noch Sozialversicherungsbeiträge – ja, klar Reiche sind ja sehr von Sozialgeldern abhängig. Die beziehen ja wirklich überproportional Sozialleistungen.
Sag mal hast Du nicht über Rendite schwadroniert? Möchte ich nicht lesen, wenn Deine Erträge entsprechend behandelt würden.Und nur so nebenbei – Erträge werden auch heute noch über die Steuererklärung je nachdem aus welchem Geschäft sie erwirtschaftet werden nachbesteuert – also über die 25% der Abgeltungssteuer, die nicht umsonst so heißt! Sie wurde übrigens eingeführt, um Steuerhinterziehungen (von allen Bürgern) einzudämmen bis abzuschaffen. Bis dahin wurde Besteuerung der Erträge über die Steuererklärung vorgenommen.
Also laß es gut sein, auch wenn Du sehr am Geld hängst und möglicherweise Dich immer irgendwie benachteiligt fühlst.
Schönen Tag noch
Nachtrag: @Syringia – schöner Einwand

@Geniesser – auch ein perfekter Einwand

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Das kommt daher, dass ganz oben am meisten verdient wird:
Der relative Bezug zum gesamten Steueraufkommen sagt daher isoliert nicht viel über die tatsächliche Steuerbelastung der oberen Prozent aus.
Zudem kommt es auch hier zu der Abgrenzung:
Ein Vorstand (z.B. Herbert Diess – 9,9 Mio. Gehalt / Jahr) zahlt 45% Einkommensteuer.
Der Erbe, welcher an VW Aktien hält und 9,9 Mio. Dividenden erhält, zahlt nur 25% Steuern.
Du schreibst:
“Kapitalerträge werden weit höher besteuert als geringe Einkommen!”
Das stimmt nicht, denn wenn der persönliche Steuersatz unter 25% liegt, werden Kapitalerträge zum persönlichen Steuersatz berechnet.
Das mit dem österreichischen Bezug war tatsächlich nicht korrekt.
Im Grunde ist es in Deutschland jedoch dass Selbe, vgl. S. 31 (jedoch nur bis 2009):
https://www.ifst.de/wp-content/uploads/2009/03/454.pdf
Die reine Steuerlast ist nur ein Teil der Gesamtbelastung
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