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... soviel zur "ostfriesischen Sturheit"
Moin,
für den Fall, dass ich später mal in einem Pflegeheim landen sollte, habe ich mir eine Packung Betablocker zurück gelegt, um das zu vermeiden. Meine Einstellung hat sich geändert.
Sei ca. 1/4 Jahr ist meine Partnerin aufgrund eines Schlaganfalls und seinen Folgen ( massive körperlichen Einschränkungen, an den Rollstuhl gebunden) in einem solchen Heim. (10 min Fußweg von meiner Wohnung) Sie ist glücklicherweise nicht dement, so dass wir gut miteinander kommunizieren können. Und – was uns beiden das Leben sehr erleichtert – es gefällt ihr dort gut. Auch das Essen schmeckt ihr bis auf ganz wenige Ausnahmen gut , und auch mit der Betreuung ist sie weitgehend zufrieden. (Aufgrund der Personalsituation (Erkrankung) gibt es bei pflegerische Versorgung wohl mal Einschränkungen, die aber schnellstmöglich überbrückt werden.)
In der letzten Woche waren alle Bewohner, die Lust hatten, und dazu in der Lage waren, von der Heimleitung zu einem Rundgang auf dem Gallimarkt, dem größten Volksfest Ostfrieslands eingeladen. (Als „Rollstuhlschieber“ war ich auch dabei.)
Um 10.30 hat sich die ansehnliche Rollstuhlkarawane in Bewegung gesetzt. Wenn es irgendwo schwierig wurde, war sofort jemand helfend zur Stelle.
Unsere erste Station: Stärkung an der Wurstbude (Bratwurst/Currywurst/Schaschlick, Pommes und Getränk.) Das Riesenrad war gleich in der Nähe, und viele Rollstuhlfahrer wollten mitfahren. Mittels 2-3 Helfern wurde ihnen in die Gondeln geholfen. Es berührte mich, in glückliche Gesichter zusehen, als die Fahrt zu Ende war.
Danach bummelten wir mit Schaupausen und einem Zwischenstopp bei einer Berg- und Talbahn, (wieder ließen sich einige Rollstuhlfahrer dort hinein verfrachten) ins Festzelt, um uns dort mit Kaffee/Tee, einem großen Berliner, und Erfrischungsgetränken nach Wahl verwöhnen zu lassen.
Ein Musiker mit seinem Equipment machte „Stimmungsmusik“ und es dauerte nicht lange, bis sich einige von übrigen Gästen auf die Tanzfläche begaben, und sich irgendwie im Kreis zur Musik bewegten. Nach und nach kamen immer mehr dazu, dann formierte sich eine Polonaise, die wurde immer länger, so es zwei wurden. Es waren auch Rollstühle auf der Tanzfläche zu sehen.
Auf dem Rückweg durchs Gelände noch ein Stopp bei eine Bude (Pferderennen), bei der auch Teilnehmer aus dem Rollstuhl heraus die Würfe tätigen konnten.
Ich habe mit mit sehr gemischten Gefühlen auf die Veranstaltung eingelassen, weil so etwas überhaupt nicht „mein Ding“ ist.
Das hat sich jetzt geändert, nachdem ich gesehen habe, wie die Teilnehmer es ausnahmslos genossen haben, und wie glücklich und dankbar sie waren (mich eingeschlossen)
Fagus
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Wenn andere das nicht können, dann sollte dich das nicht irritieren! Ihr hattet allesamt einen schönen Tag – darauf kommt es an! Die Erinnerung daran wird euch noch eine ganze Weile begleiten.
