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  • Schuld und Sühne

     Constantia antwortete vor 4 Jahren, 10 Monate 3 Teilnehmer · 3 Beiträge
  • Constantia

    Teilnehmer
    1. Juni 2019 um 9:16

    Normalerweise gehe ich gut, naja zumindest vorbereitet, ins Theater. Gestern war das mal anders, völlig chaotisch und dementsprechend sitze ich nun hier und versuche mich zu sortieren.

    Das Schauspielhaus Dresden hatte gestern Abend Premiere "Schuld und Sühne". Eine Freundin schickte mir 3 Stunden vor Vorstellungsbeginn eine SMS, sie sei krank, ob ich … Ich war gerade unterwegs. Also schnell zu ihr, dann nach Hause, ein wenig Make up und Duftwasser aufgetragen, die Bluse gewechselt, und los.

    Spätestens im Theater und dem Blick ins Programm ahnte ich, mich würde ein ungewöhnlicher Abend erwarten. Dauer der Vorstellung ca. 2 Stunden ohne Pause, bei dem umfangreichen Werk?

    Endlich saß ich im ersten Rang, in der ersten Reihe, nah an der Bühne. Das Stück begann mit Musik und dem Gesang eines junge Mannes im Parkett. Auf der Bühne eine Frau, die sich mit unendlich langsamen Schritten nach hinten bewegte. Das Musikstück, das Lied gefiel mir gut. Allerdings wurde es immer lauter und kennt ihr das noch aus der Jungend, wenn man bei einem Rockkonzert zu nah an den Boxen stand? Nur bin ich eben 67 und nicht mehr 17. Mein Körper sah es ähnlich.

    Als die Schauspielerin im Bühnenhintergrund angekommen war begann sie zu sprechen. Keine Sätze – Worte, Worte, Worte. Monoton immer und immer wieder. Auf einer riesisgen Leinwand waren inzwischen Filmsequenzen zu sehen, Kriegsschauplätze, Hitler, Kim und wie sie alle heißen die Diktaturen dieser Welt. Spätestens hier wusste ich, auch wenn sich das Programmheft auf Dostajewski bezieht, hier geht es um anderes. Am unteren Rand der Leinwand waren Zahlen zu sehen. U. a. zeigten sie die reale Zeit an.

    Auf die Bühne kam zwar hin und wieder Bewegung aber sie blieb relativ dunkel. Musik war immer noch zu hören.

    Und nun kam mein Problem. Ich wollte diesem eigenartigen Text der Worte folgen, wollte Zusammenhänge erkennen. Es gelang mir nicht. Den Bildern auf der Leinwand konnte ich auch schwer folgen. Welche Aufnahmen waren das? Da hatte ich den Anschluss an die Worte verloren. Die Musik schmerzte zeitweise immer noch. Es gab ja auch noch ein Geschehen auf dieser dunklen Bühne.

    Ich hasse dieses Wort. Hier scheint es angebracht. Ich war schlicht überfordert.

    Dank der Zeiteinblendung konnte ich sehen, nach 38 Minuten verließen zwei Menschen die Vorstellung.

    Nach ca. 60 Minuten wäre ich auch ganz gern geflüchtet. Nur ich musste ja der Freundin Bericht erstatten und dann wurde ich neugierig. Wie geht das aus? Wie reagiert das Publikum? Inzwischen war wieder jemand gegangen.

    Die SchauspielerInnen schienen Akteure und Bühnenarbeiter gleichzeitig zu sein. Sie mussten auch eine individuelle punktuelle Beleuchtung übernehmen.

    Plötzlich nur noch einer auf der Bühne. Sein Statement ist wahrscheinlich die Rede zum unmöglichen Theater von Wolfram Lotz.

    Endlich Schluss. In mir hämmern noch immer die aneinander gereihten Worten. Ich sitze wie gelähmt. Nein, nach Beifall ist mir nicht. Meine Arme scheinen festgeschnallt auf der Lehne.

    Vorsichtig blicke ich über den Rand ins Parkett. Ich bin nicht die Einzige. Allerdings gibt es auch Beifall, meist wie mir scheint von jungen Leuten.

    Vermutlich war ich nicht die Einzige, die etwas anderes erwartet hatte.

    Das Stück durchaus aktuell, sogar hochaktuell. Vielleicht mit falschem Titel? Wer hat Schuld und wer muss sühnen? In der Übersetzung des Buches von Swetlana Geier heißt es "Verbrechen und Strafe".

    Als ich nach Hause kommen bin ich fertig und will schlafen, meinem Körper wieder in die Normalität zurückführen. Mitten in der Nacht werde ich munter. In meinem Kopf hämmert es "Theater, laute Musik, falscher Titel…" Immer wieder nur Worte, Worte, Worte. Ich habe das Stück mit nach Hause genommen. Zu nächtlicher Stunde hilft nur noch ein Tee.

    Vielleicht helfen mir die Kritiken der Fachleute in den Medien in den nächsten Tagen weiter.

    Ein spontaner Besuch kann zum Abenteuer werden.

    Constantia

    PS.: Die Kritik einer der Dresdner Tageszeitungen am darauffolgenden Montag. Den link habe ich wieder entfernt, da er leiider nicht für alle lesbar war und ist.

  • zigeunermaedche

    Teilnehmer
    11. Juni 2019 um 19:23

    schade Constantia, ich hätte gerne die Zeitungskritik auch gelesen, aber nur der erste Satz war lesbar, und danach stand dann,daß weiterlesen nur mit Abo erfolgen kann…
    Es wäre sicher interessant gewesen, Deine detailierte Beschreibung im Vergleich zur Zeitungskritik zu lesen, das sind ja meist junge Leute, die da schreiben.
    Die Insezenierung muß furchtbar gewesen sein, ich mag diese modernen Insenzenierungen überhaupt nicht.
    Ich denke mir dann immer dabei "so funktioniert auch Werbung", soll wohl ins Unterbewußte dringen.
    Gruß zi

  • Constantia

    Teilnehmer
    16. Juni 2019 um 8:32

    Name des Krtikers vergessen. Sebastian Thiele.

    Ordnung muss sein 🙂 .

    Schönen Sonntag

    Constantia

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