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  • Plötzlich ein anderer Blick

     philosophin antwortete vor 3 Jahren, 10 Monate 3 Teilnehmer · 6 Beiträge
  • Constantia

    Teilnehmer
    11. Juni 2020 um 8:38

    Der Tod von George Floyd hat uns auch hier im Forum beschäftigt und gehört auch nicht ins Forum Film und Kultur.

    Aber wie der Zufall es so will bekam ich dieser Tage ein Buch, einen Bildband in die Hände. Titel “Schöne Frauen – Von Haut und Haaren, Samt und Seife – die gepflegte Frau in der Kunst”. von Karin Sagner, herausgegeben im Elisabeth Sandmann Verlag im Jahre 2011.

    Ich schlage das Buch auf und schaue auf dieses Bild

    https://www.kunstkopie.de/a/debat-ponsan-edouard/the-massage.html&KK_COLLECT_ID=241

    Die Massage, von Edouard-Bernhard Debat-Ponsan (1847-1913)

    Die Massage (Türkische Badeszene) 1883, Toulouse, Musée Augustins

    Während der Text zu dem Bild in eine ganz andere Richtung geht, ich zunächst auch den Hintergrund intensiv betrachte, überlege ich plötzlich, wie sehe das Bild aus, wenn die farbige Frau auf der Liege wäre und von der weißen behandelt würde? Zur Zeit des Entstehens sicher ein nicht einmal denkbarer Gedanke.

    Das aktuelle Geschehen verändert mit einem Male auch den Blick auf Kunstwerke der Vergangenheit.

    Geht das nur mir so?

    Ich wünsche euch einen schönen Tag und wo es der Kalender erlaubt, einen schönen Feiertag.

    Constantia

    PS.: Gerade bin ich auf diese Meldung gestoßen.

    https://www.zeit.de/kultur/film/2020-06/hbo-streamingdienst-vom-winde-verweht-rassismus

    Eine Lösung gegen den Rassismus? Für mich nicht. Aber ich werde erst einmal mehr nachdenken darüber.

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  • seestern47

    Teilnehmer
    11. Juni 2020 um 9:29

    Sehr lesenswert, liebe Constantia, Dein Text! Ich muß erst mal über ihn nachdenken…Thinking

    Allerdings habe ich spontan über die Reaktion von Netflix und den Film “Vom Winde verweht” gedacht, dass dies “zu schnell” geschehen ist, denn der Film ist ein Stück Kultur bzw. Filmgeschichte, auch wenn er teilweise problematische Stellen beinhaltet.

    Hab einen schönen Tag!

    S. Bouquet

  • Constantia

    Teilnehmer
    11. Juni 2020 um 9:38

    Guten Morgen Seestern,

    mein Nachdenken bezieht sich wie bei Dir auf den Fakt Film- bzw. Kunstgeschichte. Ich vertraue da mehr auf den Menschenverstand, der beim Ansehen sich die Veränderungen im Zeitgeschichtlichen vor Augen führt. Aber vielleicht bin ich da zu optimistisch. Im Übrigen würde ich den Film gerade unter dem Aspekt des Rassismus noch einmal ansehen. Das stand beim Ansehen vor langer Zeit ganz sicher nicht bei mir im Vordergrund.

    Constantia

    • Dieser Beitrag wurde vor 3 Jahren, 10 Monate von  Constantia bearbeitet.
  • philosophin

    Teilnehmer
    11. Juni 2020 um 15:28

    @Constantia,

    der Titel des Bildes ist für mich irreführend, denn eigentlich ist es ein Doppelakt. Die weiße Frau sieht leichenweiß aus , finde ich.

    Ich meine, deine Assoziation wär mir nicht gekommen, weil die Gegenüberstellung des weißen und des dunklen Frauenkörpers für mich die Spannung ausmacht ohne politische Gedanken. Aber das Umgekehrte dürfte hier schon Realität sein ebenso wie das im Bild gezeigte.

    Weiße sind auch oft neidisch auf die dunklen Körper und Gesichter, in denen so viel mehr Kontrast ist. Oder manche afrikanische/arabische Typen haben so unglaublich schöne Körper und manche der “frischen” Afrikaner, die ich hier sehe einen so unglaublich elegenten, leichten, ausbalancierten Gang. Wenn sie eine Weile hier sind, latschen sie oft wie die Einhimischen in ihren dämlichen Sneakern, die jeden Gang versauen.

    Außerdem legt man hier grad nicht soviel Wert auf Körperhaltung usw. . Nennt man Ausdruck der Freiheit, ist aber nur die Voranmeldung zum Orthopäden.

    Da ist es eher die Ausnahme, solche Anmut zu sehen. Es tauchen – und das ist ein Fortschritt- immer mehr Schwarze(alsSynonym für Unterschicht) auf in Bereichen, die eigentlich Ober- und Mittelschicht sind.

    Michaela Price(Ballerina) gibt es schon und andere Tänzer, “das fliegende Eichhörnchen” auch, die den Turnsport auf eine neue Stufe gehoben hat. Mal sehen wie es wird, wenn z.B. im Herrenturnen weniger die “asiatische Leichtbauweise” da ist, als dann die afrikanische. Der Ausdruck stammt von einem Turntrainer bezogen auf Marcel Ngyen. Ich hoffe, ich werde noch einen äthiopischen oder so Turnolympiasieger erleben.

    Andererseits werden blonde, blauäugige Kinder, Frauen und Männer in Gesellschaften mit eher dunklen Hauttönen für etwas besonders Schönes gehalten, angestarrt, angefaßt geheiratet usw..

    Hierzulande ist die blonde , gern deutsche Freundin für Araber, Türken oder Leute vom Balkan Trophäe oder auch Statussymbol. Türkische Frauen versuchen, ihr schwarzes Haar blond zu färben, was dann zu einem schmutzigen Gelb führt und für mich nicht schön aussieht. Japanische Frauen lassen sich die Augen operieren, damit sie europäischer aussehen. Koreanerinnen meiden die Sonne und haben bleichende Hautpflege, um einen weißen Teint hinzubekommen.

    Diesen moralisierenden Oberantirassismus halte ich für vollkommen falsch. Es bringt nichts, Dinge verschwinden zulassen. Sie sind ja doch da und/oder gehören zum kollektiven Gedächtnis.

    Was als Rassismus daherkommt, hat gerade bei den letzten Auseinanderstzungen mit Straßenkriminalität zu tun. Die Schwarzen und überhaupt Farbigen werden oft härter bestraft und sind dort deutlich überrepräsentiert . Die härtere Bestrafung ist der Rasismaus aus meiner Sicht und umgebracht werden darf natürlich keiner . Aber das versteht sich ja von selbst und gut ist, dass man diese Polizisten eingesammelt hat.

    Es stimmt nicht, dass Rassismus nur weiß ist. Er kann sehr wohl auch schwarz sein und ist dann nicht einfach eine Folge der Unterdrückung, auch, aber nicht nur. Es gibt unter Schwarzen mindestens ebenso viele spießig beschränkte Menschen wie unter Weißen.So habe ich das erlebt. Auch anders und dann macht es einfach Spaß, miteinander umzugehen.

    Interessant finde ich in dem Zusammenhang solche Filme wie -Rate mal wer zum Essen kommt-

    http://de.wikipedia.org/wiki/Rat_mal,_wer_zum_Essen_kommt

    oder -Monsieur Claude und seine Töchter- als großartige Komödie über Rassismus bzw. religiöse Toleranz.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Monsieur_Claude_und_seine_T%C3%B6chter

    Schönen Tag

    phil

    • Dieser Beitrag wurde vor 3 Jahren, 10 Monate von  philosophin bearbeitet.
    • Dieser Beitrag wurde vor 3 Jahren, 10 Monate von  philosophin bearbeitet.
  • Constantia

    Teilnehmer
    11. Juni 2020 um 16:26

    Hallo @ philosophin, zunächst einmal herzlichen Dank für Deinen umfangreichen Beitrag zu dem von mir benannten Bild. Natürlich habe und hatte ich noch eine Reihe anderer Assoziationen. Dazu gehört auch der Text in dem genannten Buch, der sich zum einen speziel auf die Massage bezieht, zum anderen den Kontrast der Hautfarbe der beiden Damen. Ein Kontrast, der zu dieser Zeit gern bei erotischen Szenen angewandt wurde (sagt der Text). Dazu kam im Hintergrund die Meldung zu dem Film “Vom Winde verweht”.

    Deine Ausführungen bringen es auf den Punkt, wie fast immer. Meine Erfahrung beim Betrachten von Bildern, wir sind so abhängig vom aktuellen Geschehen (persönlich und politisch/gesellschaftlich), von den äußeren Umständen (Museum/Galerie oder eben ein Bildband), manchmal auch von den räumlichen Lichtverhältnissen. Das konnte ich kürzlich bei einen in meinen Räumen seit zwei Jahrzehnten hängenden Bildes feststellen.

    Vielleicht erleben wir es noch, dass afrikanische Sportler auch in Sparten erfolgreich sein werden, wo sie heute kaum in Erscheinung treten. Ach was, was heißt vielleicht… Eigentlich bin ich mir sicher. So wie die Welt in Bewegung ist.

    Ich habe Deinen Beitrag jedenfalls mit Freude gelesen Bouquet.

    Liebe Grüße

    Constantia

  • philosophin

    Teilnehmer
    11. Juni 2020 um 16:48

    @Constantia, Vielen Dank . Ich fand deinen immerhin so inspirierend, dass daraus diese ausführliche Antwort wurde. Danke auch dafür.

    Schönen Abend

    phil

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