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  • Herbstgedichte gesucht

     fruchtzwerg antwortete vor 3 Jahren, 11 Monate 3 Teilnehmer · 8 Beiträge
  • fruchtzwerg

    Teilnehmer
    11. Oktober 2021 um 10:22

    „Oktoberlied“ von Theodor Storm

    Der Nebel steigt, es fällt das Laub;

    Schenk ein den Wein, den holden!

    Wir wollen uns den grauen Tag

    Vergolden, ja vergolden!

    Und geht es draußen noch so toll,

    Unchristlich oder christlich,

    Ist doch die Welt, die schöne Welt,

    So gänzlich unverwüstlich!

    Und wimmert auch einmal das Herz –

    Stoß an und lass es klingen!

    Wir wissen’s doch, ein rechtes Herz

    Ist gar nicht umzubringen.

    Der Nebel steigt, es fällt das Laub;

    Schenk ein den Wein, den holden!

    Wir wollen uns den grauen Tag

    Vergolden, ja vergolden!

    Wohl ist es Herbst; doch warte nur,

    Doch warte nur ein Weilchen!

    Der Frühling kommt, der Himmel lacht,

    Es steht die Welt in Veilchen.

    Die blauen Tage brechen an,

    Und ehe sie verfließen,

    Wir wollen sie, mein wackrer Freund,

    Fallen LeafMaple LeafFallen LeafMaple Leaf

  • etaner34

    Teilnehmer
    11. Oktober 2021 um 12:47

    Gottfried Benn

    Astern

    Astern – schwälende Tage,
    alte Beschwörung, Bann,
    die Götter halten die Waage
    eine zögernde Stunde an.

    Noch einmal die goldenen Herden,
    der Himmel, das Licht, der Flor,
    was brütet das alte Werden
    unter den sterbenden Flügeln vor?

    Noch einmal das Ersehnte,
    den Rausch, der Rosen Du –
    der Sommer stand und lehnte
    und sah den Schwalben zu,

    noch einmal ein Vermuten,
    wo längst Gewißheit wacht:
    Die Schwalben streifen die Fluten
    Und trinken Fahrt und Nacht.

    1935

  • Heide79

    Teilnehmer
    11. Oktober 2021 um 13:44

    Ende des Herbstes

    Ich sehe seit einer Zeit

    wie alles sich verwandelt.

    Etwas steht auf und handelt

    und tötet und tut Leid.

    Von Mal zu Mal sind all

    die Gärten nicht dieselben;

    von den gilbenden zu der gelben

    langsamem Verfall;

    wie war der Weg mir weit.

    Jetzt bin ich bei den leeren

    und schaue durch alle Alleen

    Fast bis zu den fernen Meeren

    kann ich den ernsten schweren

    verwehrenden Himmel sehn.

    Rainer Maria Rilke

  • etaner34

    Teilnehmer
    11. Oktober 2021 um 14:03

    Und noch einmal Theodor Storm

    Herbst

    Schon ins Land der Pyramiden
    Flohn die Störche übers Meer;
    Schwalbenflug ist längst geschieden,
    Auch die Lerche singt nicht mehr.

    Seufzend in geheimer Klage
    Streift der Wind das letzte Grün;
    Und die süßen Sommertage,
    Ach, sie sind dahin, dahin!

    Nebel hat den Wald verschlungen,
    Der dein stillstes Glück gesehn;
    Ganz in Duft und Dämmerungen
    Will die schöne Welt vergehn.

    Nur noch einmal bricht die Sonne
    Unaufhaltsam durch den Duft,
    Und ein Strahl der alten Wonne
    Rieselt über Tal und Kluft.

    Und es leuchten Wald und Heide,
    Daß man sicher glauben mag,
    Hinter allem Winterleide
    Lieg’ ein ferner Frühlingstag.

  • fruchtzwerg

    Teilnehmer
    13. Oktober 2021 um 10:57

    Dankeschön für die Gedichte Slight SmileRelievedSmiley

    Von Benn finde ich sehr schön und traurig.

  • fruchtzwerg

    Teilnehmer
    2. November 2021 um 10:24

    ∼ Herbstgedicht ∼

    Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
    Als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
    Sie fallen mit verneinender Gebärde.

    Und in den Nächten fällt die schwere Erde
    Aus allen Sternen in die Einsamkeit.

    Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
    Und sieh dir andre an: es ist in allen.

    Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
    Unendlich sanft in seinen Händen hält.

    Rainer Maria Rilke

  • etaner34

    Teilnehmer
    2. November 2021 um 11:17

    Herbsttag

    Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.

    Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,

    und auf den Fluren lass die Winde los.

    Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;

    gib ihnen noch zwei südlichere Tage,

    dränge sie zur Vollendung hin und jage

    die letzte Süße in den schweren Wein.

    Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.

    Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,

    wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben

    und wird in den Alleen hin und her

    unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

    Rainer Maria Rilke

  • fruchtzwerg

    Teilnehmer
    16. November 2021 um 12:08

    Schöööön, danke @etaner37

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