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Feinde: eine Geschichte, zwei Perspektiven
Von seestern47 am 2. Januar 2021 um 11:17TV-Events hat es in der Geschichte der ARD schon viele gegeben. Aber dieses ist eine Premiere. „Ferdinand von Schirach: Feinde“: ein Kriminalfall – zwei Filme mit unterschiedlichen Perspektiven. Und alles geschieht gleichzeitig – am Sonntag, 3. Januar 2021, um 20:15 Uhr im Ersten und synchron in allen Dritten Programmen der ARD und bei ONE. Begleitet wird das an diesem Abend zudem von einer Dokumentation, die die übergeordnete Frage nach Recht und Gerechtigkeit aufwirft.
Ich werde schauen…https://www.daserste.de/unterhaltung/film/ferdinand-von-schirach-feinde/index.htmlnordlichtw antwortete vor 4 Jahre, 11 Monaten 11 Mitglieder · 28 Antworten -
28 Antworten
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Der Fall der Familie von Metzler ist m.E. juristisch nicht ohne weiteres vergleichbar mit dem fiktiven Fall des Schirach-Dramas.
- der Mord ist bewusst vollzogen, nicht ungewollte Folge der Entführung.
- Der Täter hinterlässt eindeutige Spuren/Indizien für die Tat.
- Folter wird angedroht, aber nicht tatsächlich vollstreckt.
Der Anwalt im Schirach-Drama kann darauf verweisen, dass eine Überführung und Verurteilung des Täters ohne das durch Folter erpresste Geständnis absolut unmöglich gewesen wäre. Schon die Androhung von Folter ist nicht durch das Gesetz gedeckt. Der Kommissar im Schirach-Drama hat sich durch den Vollzug der Folter so weit ins Unrecht gesetzt, dass das Geständnis für die Beweisaufnahme wertlos ist. Darüber hinaus gibt es keinerlei Beweise für die Tat. Also Freispruch. Das war im Fall von Metzler wegen der überwältigenden Indizien, wie gesagt, nicht möglich, auch wenn das Geständnis des Täters ungültig, weil durch Folterdrohung erpresst war.
Jeder, der vom geschriebenen Recht immer Gerechtigkeit erwartet, muss enttäuscht werden.
(Soll keine neue „Volksweisheit“ sein!)😉
Ich fand übrigens auch die geballte Ladung bedenkenswerter Filmhandlung auf allen öffentlichen Sendern unerklärlich übertrieben.
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In diesem Kontext möchte ich noch Mal das Buch „Kaffee und Zigaretten“ von Schirach empfehlen. Das Buch ist so klug und schön geschrieben und es liest sich so leicht. Ein wunderbarer Erzähler ist von Schirach.
Auszug von Amazon:“Es geht um prägende Erlebnisse und Begegnungen des Erzählers, um flüchtige Momente des Glücks, um Einsamkeit und Melancholie, um Entwurzelung und die Sehnsucht nach Heimat, um Kunst und Gesellschaft ebenso wie um die großen Lebensthemen Ferdinand von Schirachs, um merkwürdige Rechtsfälle und Begebenheiten, um die Idee des Rechts und die Würde des Menschen, um die Errungenschaften und das Erbe der Aufklärung, das es zu bewahren gilt, und um das, was den Menschen erst eigentlich zum Menschen macht. In dieser Vielschichtigkeit und Bandbreite der erzählerischen Annäherungen und Themen ist »Kaffee und Zigaretten« das persönlichste Buch Ferdinand von Schirachs. „
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Tatsächlich, die Geschichte war angelehnt, aber wirklich nur angelehnt.
In der Realität wurde der Entführer und Mörder lebenslang weggesperrt mit Sicherungsverwahrung.
Im Film war der Fall anders gelagert und der „Entführer“ wurde frei gesprochen.
„Feinde“ war letztendlich nur ein theoretisches und intellektuelles Schauspiel zum Themenkomplex Folter/Rechtsstaatlichkeit.
Aber das haben andere vielleicht nicht so gesehen. Ich habe auch nur Teil 2. geschaut.
Ich fand es es sehr typisch für Schirach, der ja sehr gerne auf einer Metaebene über Themen wie Ethik, Moral, Recht und Rechtsstaatlichkeit etc. philosophiert.
Und Brandauer war genial!
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@seestern47 , Vielen Dank für Deine kurze Rückmeldung. Ich hatte ja angekündigt, nicht zu schauen. Mir ging aber gestern Abend folgendes durch den Kopf:
Auch wenn die Personen gestern wohl andere waren, ging ja der Film auf die tragische Geschichte der Bankiersfamilie Metzler zurück. Wie mag sich diese Familie fühlen, ihr Schicksal so verarbeitet zu erleben? Gab die dazu ausgestrahlte Doku eine Auskunft?
Ich habe dazu noch eine Menge Gedanken, aber da ich nicht geschaut habe, behalte ich die vorerst für mich.
Constantia
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Hat jemand geschaut?
Wir haben uns den Prozessteil (2.Teil) angeschaut und fanden ihn, wie erwartet, didaktisch einwandfrei. Ein Plädoyer auf den Rechtsstaat.
Klaus Maria Brandauer fanden wir super gut. Und das mit 77 Jahren. Sehr beieindruckend.
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seestern, er sagt: „Man kann das immer weiter treiben mit dem Neid. Ich kann absolut zu
den Gehältern stehen. Man kann immer sagen ‚weniger, weniger‘ , dann landen wir am Ende
bei den Milliardären, die den Job ehrenamtlich machen.“ Ob das gut ist für den öffentlich-
rechtlichen Rundfunk, bezweifelt er.
Was für eine Erklärung, peinlich, peinlich!
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