Startseite Foren Themen des Tages Du oder Sie gegenüber lehrenden Personen - ist das gut?

  • Du oder Sie gegenüber lehrenden Personen - ist das gut?

     rooikat antwortete vor 2 Jahren, 6 Monate 4 Teilnehmer · 8 Beiträge
  • rooikat

    Teilnehmer
    16. Oktober 2021 um 11:33

    Wie ich Nachrichten entnehmen konnte, beantragten die Jusos und auch die Jungen Grünen, dass zwischen Schülern und Lehrenden das Du eingeführt werden sollte. Das schaffe angeblich eine vertrauensvollere Lernathmosphäre. Thinking

    Wenn ich an die Probleme schon seit einiger Zeit in manchen (vielen?) Schulen besonders in Großstädten, an Gespräche mit mir bekannten Lehrern (Plural, männlich UND weiblich) denke, dann bezweifle ich den Nutzen.
    Ganz selbstverständlicher Respekt gegenüber anderen, Älteren ist jetzt schon herzlich wenig festzustellen. Um vorbeugend zu betonen: Ich spreche von Ballungsgebieten(!) und nicht von Gegenden, wo es ein besseres Gemeinschaftsleben noch gibt.

    Ebensowenig verstehe ich die Diskussion seit Jahren, das Wahlalter auf 16, sogar auf 14 Jahre zu senken. Dann müsste meines Erachtens auch einerseits die Verantwortung für jede eigene Handlung eng daran gekoppelt sein und nicht andererseits noch lange Verantwortung Aufsichtspflicht, Finanzierung u.a. bei den Eltern bleibt.*

    Wird mit dieser zeitigen “Anerkennung” nicht auch ein wichtiger Entwicklungsteil des Lebens zur Festigung, zu Orientierung und Meinungsfindung, aber auch ein gewisses Behütet-sein weggenommen? Ohne Zweifel gibt es Jüngere, die eine Gewisse Reife haben – das betrifft m.E. jedoch nicht die große Masse.

    *Mir ist es jetzt schon unverständlich, dass ein 18- oder 20jähriger Mensch zwar alle Rechte eine mündigen Bürgers haben aknn, aber im Fall des Falles nach Jugendstrafrecht, also milder beurtelit werden kann.

    rooikat

  • rooikat

    Teilnehmer
    17. Oktober 2021 um 9:51

    Gibt es wirklich keine Meinungen dazu?

    rooikat

  • Constantia

    Teilnehmer
    17. Oktober 2021 um 10:12

    Doch @rooikat , mir fiel als Erstes ein, es sagt sich leichter “Du A…. als Sie A …

    Da das Duzen heute viel mehr verbreitet ist als in meiner Jugend habe ich mich entschieden, dass ich immer dann, wenn für mich eine rote Linie überschritten ist, zum “Sie” übergehe. Auch hier im Forum halte ich es so. Musste aber hier selten davon Gebrauch.

    Hatte gestern allerdings ein Gespräch mit einem Mann, Mitte 40, der mit erklärte dieses Siezen, wäre etwas geschichtlich völlig Überholtes. Diese Unterwürfigkeit wäre völlig fehl am Platze.

    So wird er die meisten so ansprechen, ich anders.

    Mich treibt zur Zeit allerdings die zur Zeit hochgekochte Zuordnung “eklige weiße Mehrheitsgesellschaft” um. Da diese Ausdrucksweise in dem Zusammenhang fiel, wäre der Zulauf von Greta Thunberg so groß geworden, wenn sie eine andere Hautfarbe gehabt hätte?

    Constantia

    • Dieser Beitrag wurde vor 2 Jahren, 6 Monate von  Constantia bearbeitet.
    • Dieser Beitrag wurde vor 2 Jahren, 6 Monate von  Constantia bearbeitet.
  • etaner34

    Teilnehmer
    17. Oktober 2021 um 14:40

    „Respekt muss man sich verdienen“ ist eine gegenwärtig weit verbreitete und publizierte Meinung. Sie richtet sich gegen Autoritätsanspruch, der allein aus der Stellung, dem Alter, der „Erfahrung“, dem erworbenen Wissen abgeleitet wird.

    „Sie spielen in unfairer Weise Ihren Wissensvorsprung uns gegenüber aus“, wurde einem Lehrer schon Ende der 60er von Schülern und Schülerinnen der 13. Jahrgangsstufe vorgeworfen.

    „Frontalunterricht“ heute? Ein „No-Go“! Das spricht einem weniger erfolgreichen ehemaligen Schüler, der es dennoch „zu was gebracht“ hat, aus dem Herzen.

    Aber die Nebelkerze „Augenhöhe“ kann doch nichts an dem Unterschied zwischen dem, der sein Fach jahrelang studiert hat, und dem, der es gerade ansatzweise begreifen soll, ändern.

    Es ist für einen Schüler/eine Schülerin keine Schande, naturgemäß weniger zu wissen. Es ist falsch, Begriffe wie“Herrschaftswissen“, gar „Ausbeutung“ auf das Lehrer-Schüler-Verhältnis anzuwenden. Der Lehrer ist kein Unternehmer und Arbeitgeber, und Schulnoten müssen nicht aus Gerechtigkeitsgründen in gleicher Höhe ausgezahlt werden.

    Nach meiner Erfahrung ändern „Du“ oder „Sie“ nicht viel am Lehrer-Schüler- Verhältnis. Die Rollenverteilung bleibt gleich, und Schulnoten werden nur von der einen Seite vergeben, Umgekehrtes ist manchmal versucht worden, aber natürlich ohne größere Reichweite geblieben.😀

    Wahrscheinlich schadet gegenseitiges Duzen ebenso wenig wie das gegenseitige Siezen, wie es früher ab der 10./11. Jahrgangsstufe praktiziert wurde.

    Ein erhoffter Respekt ergibt sich – wenn überhaupt – aus dem Grad der Zuwendung von beiden Seiten. Auch der unwissende Schüler hat Anspruch auf Respekt vor seiner Person.

    Respekt vor der zu lehrenden „Sache“ sollte auf beiden Seiten vorhanden sein.

    Ob verdient oder nicht – die Wertschätzung von Schule in unserer Gesellschaft ist nicht überwältigend groß. Das merken (sich) natürlich auch die Heranwachsenden.

    etaner34

  • rooikat

    Teilnehmer
    17. Oktober 2021 um 15:23

    @retaner34, “Respekt muss man sich verdienen“, wieso muss sich jemand Respekt verdienen?

    Da stimme ich eher Deiner Feststellung zu: Respekt vor der zu lehrenden „Sache“ sollte auf beiden Seiten vorhanden sein.

    Ich sehe Respekt als eine selbstverständliche Grundhaltung im Umgang mit Anderen und anderem, Respekt vor Personen, deren Haltung, Glauben, und anderem, vor deren ehrlich erworbenen Leistungen.

    Eine mir fremde Person einfach zu duzen würde mir nicht im Traum einfallen. Lerne ich jemanden dann näher kennen und möglichst auch einschätzen, dann kann aus dem Respekt sogar Achtung werden. Ein Du ergibt sich bei mir aus der gegenseitigen persönlichen Haltung, aus beiderseitiger Zustimmung.

    Den Respekt kann m.E. jemand nur verlieren.
    Aber vielleicht bin ich da altmodisch?

    (Manchmal bin ich doch sehr froh über mein Alter)

    rooikat

  • etaner34

    Teilnehmer
    17. Oktober 2021 um 16:39

    @rooikat

    „Manchmal bin ich doch sehr froh über mein Alter.“

    Da habe ich direkt noch 9 Jahre Vorsprung.😀

    Man spricht, glaube ich, von Respekt in leicht unterschiedlicher Bedeutung.

    Es gibt den Respekt, den jeder jedem Menschen, eigentlich sogar allen Mitgeschöpfen, schuldet.

    Der macht keinen Unterschied zwischen einem Respekt Gebietenden und einem Respekt Erweisenden.

    In meiner (unserer) Jugend gab es „Respektspersonen“, und diesen Anspruch konnte nicht jeder für sich erheben. Keine Spur von „Gleichberechtigung“.

    Ich habe es mit dem Duzen sehr lange so gehalten, wie du es für dich beschreibst. Der erste Bruch mit dieser Gewohnheit ereignete sich, als ich mit 58 in eine 7-Parteien Eigentümergemeinschaft einzog und erfuhr, dass man sich im Hause grundsätzlich duzte. Um mich herum wuchs dann eine jüngere Generation von Kollegen heran, die nach angelsächsischem Vorbild das Duzen für angesagt hielt. Nach 1968 gab es Lehrer, die ihren Schülern ihrerseits das Du anboten, was dann dazu führte, dass ich von Schülern gefragt wurde, ob das nicht auch bei mir gelten könnte. Ich habe dann geantwortet, dass ich nichts dagegen einzuwenden hätte, dass das aber, in der Natur der Sache liegend, nichts an der Rollenverteilung ändere. Damit war das Thema vom Tisch. Dann wurde eines Tages in „meinem“ Oratorienchor der Vorschlag gemacht einander zu duzen. Ich habe verhalten reagiert und duze den Chorleiter noch immer nicht, aber die meisten Mitsänger(innen) Schritt für Schritt doch.

    Es wurde ein Gewöhnungsvorgang. Jetzt duzt mich sogar eine ehemalige Schülerin, die mit im Chor singt, ihrerseits aber zunächst vorsichtig war.

    Vorige Woche ergriff es auch meine kleine Senioren-Gymnastikgruppe.

    Wenn Duzen oder Siezen die einzige Tatsache wäre, die einem vor Augen führt, dass man nicht mehr ganz von dieser Welt ist – das wäre schön.😀😀😀

    etaner34

  • rooikat

    Teilnehmer
    18. Oktober 2021 um 8:58

    Guten Morgen, @etaner34, lieben Dank für Deine ausführliche Antwort, der ich weitestgehend zustimmen kann. An einer Arbeitsstelle vor Jahren wurde auch grundsätzlich geduzt. Ich war bereits etliche Jahre im Beruf, auch ab 40 und es machte mir nicht allzuviel aus. M.E. waren wir alle gleich, jeder in seinem Fach. Nur bei einigen viel älteren Kollegen, einem Pförtner z.B., weißhaarig, viele Lebensjahre – da hatte ich wirklich ein Problem, Respekt vor dem gelebten Alter, den gelebten Leistungen.
    Gernerell bedeutete eine höhere Position für mich lediglich ein anderer Platz in einer notwendigen Hierarchie im Interesse des glatten Arbeitsablaufes. Wo auch immer. Mehr nicht. wäre mir nie eingefallen, vor einem Vorgesetzten zu ducken, nicht meine Meinung zu sagen, wenn ich es für angebracht hielt, auch wenn das Sie die Regel war.

    Mein Vater lehrte mich “Einordnen, nicht unterordnen”.
    @Malonia, während meiner letzten Dienstzeit in der Sozialarbeit war es untersagt, die Heimbewohner ganz selbstverständlich mit Du und sogar mit Oma/Opa anzusprechen. Es waren Frau X, Herr Y und Sie. Ausnahmen waren gewachsene Beziehungen, die ein gewisses Vertrauensverhältnis von beiden Seiten geschaffen hatten, auf Wunsch beider Seiten!

    In einer gewissen Gruppierung wie z.B. ein Forum, eine Interessengruppe habe ich auch kein Problem mit dem Du. Von völlig Fremden zeugt es für mich nach wie vor von mangelnden Manieren – außer bei Fremdsprachlern, da es in vielen Sprachen diesen Unterschied ja nicht gibt.

    Beim Thema Schule und Du fallen mir nur die Berichte und Sorgen mir bekannter Pädagogen aus ihrem Alltag ein. Sie tun mir oft leid. (in Berlin)

    Mitunter scheint es doch fast ein Wunder, dass vergangene Generationen Geistesgrößen hervorgebracht haben, die Allgemeinheit nicht an Misstrauen eingegangen bzw. verdummt ist, obwohl Grenzen und Regeln das Heranwachsen bestimmten.

    rooikat

    • Dieser Beitrag wurde vor 2 Jahren, 6 Monate von  rooikat bearbeitet.
Beiträge 1 - 7 von 7

Sie müssen angemeldet sein, um zu antworten.

Hauptbeitrag
0 von 0 Beiträge June 2018
Jetzt

Verstoß melden

Schließen