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  • Dieses Gedicht habe ich in der Schule gelernt,vielleicht kennt es jemand

      antwortete vor 2 Jahren, 6 Monate 2 Teilnehmer · 5 Beiträge
  • Unbekannt

    Unbekannt
    14. Oktober 2021 um 13:29

    Lulu von Strauß und Torney: `Schiff ahoi!´

    Lars Jessen, der ist vor siebzehn Jahren

    Mit der Anne Kathrin´ nach Rio gefahren,</p><p>Und dieAnne Kathrin´ ist nie wiedergekommen,

    Aber es weiß doch ganz Westerland,

    Wie er sein Ende genommen.

    Denn sein Bruder Jan ist in jenen Wochen

    Mit dem Heringslogger in See gestochen.

    Der Fisch, der zog in großmächtigen Scharen,

    Daß die Wasser auf Meilen graugewölkt

    Von den wandernden Zügen waren.

    Und es war ein Tag bei den Borkumer Bänken,

    An den wird Jan Jessen sein Lebtag denken!

    Sie konnten den richtigen Kurs kaum halten,

    Denn die See ging hoch, und der Wind sprang um,

    Daß die Segel in Fetzen knallten.

    Und auf einmal sahn sie, Gott soll uns bewahren

    Piel gegen den Sturm einen Segler fahren,

    Kein Mann auf Deck und keiner am Steuer,

    Und oben brannten auf Mast und Raa

    Fahle, flimmernde Feuer.

    Und als sie noch starrt vor Entsetzen standen,

    Kams „Schiff ahoi!“ über Gischt und Branden,

    Und noch einmal, dicht im Vorüberschießen,

    Eine Stimme, nicht wie aus Menschenmund:

    „Jan Jessen, ich soll dich grüßen!“

    Dann war es weg. Wie in Luft zerflossen.

    Was war das? Seespuk und Teufelspossen?

    Jan Jessen war still. Er brauchte nicht fragen.

    Er wußte: Mein Bruder Lars ist tot

    Und läßt es mir sagen.

    Und wie er zu Hause an Land gestiegen

    Und will in den Sandweg zum Dorfe biegen,

    Ist Lars Jessens Weib ihm entgegen gekommen

    Und hat ein schwarzes Trauertuch

    Über die Schultern genommen.

    Und sie sagte: „Jan, ich hab ihn gesehen.

    Meine Uhr, die blieb in der Küche stehen,

    Und als ich hinging, sie anzuticken,

    Da war mir auf einmal so seltsam kalt,

    Als stünde mir einer im Rücken.

    Ich sah mich um. Er stand aufr der Schwelle

    Und stand zwischen Dunkel und Feuerhelle.

    Er hat kein einziges Wort gesprochen,

    Das Wasser floß ihm aus Bart und Haar,

    Seine Augen waren gebrochen.

    Ich stand und hörte die Wassertropfen,

    Tapp, tapp, auf Diele und Schwelle klopfen,

    Und als ich stammelnd das Wort gefunden:

    „Gott sei deiner Seele gnädig, Mann!“

    Da war er verschwunden.

    Das eine grämt mich: Wo mag er wohl liegen?

    Und daß er kein Kreuz auf sein Grab soll kriegen, –

    Nur auf dem Platz, wo er Sonntags gesessen,

    Die Tafel da an der Kirchenwand:

    Verunglückt auf See. Lars Jessen.´“ …</p><p>Die Tafel hängt da. Verblaßt die Lettern,</p><p>Braun der Kranz mit verstaubten Blättern,</p><p>Und der Reeder wartet seit siebzehn Jahren,</p><p>Aber er hat von derAnne Kathrin´

    Nie ein Wort mehr erfahren …

    ich kann es heute noch auswendig, weil es mich tief berührt und mir noch immer Schauer über den Rücken jagt.

  • klabu

    Teilnehmer
    14. Oktober 2021 um 15:56

    Moin @lachegern , nein, das Gedicht kannte ich nicht. Mit ähnlicher Ausrichtung beschäftigt sich mein liebstes Gedicht. Meine Kindheit verbrachte ich an SH’s Nordseeküste, und da waren solche Themen wohl ein Muss. Hier ist es:

    Hermann Allmers

    Der Halligmatrose

    Kaptain, ich bitt’ euch, laßt mich fort,

    O lasset mich frei, sonst lauf ich von Bord,

    Ich muß heim, muß heim nach der Hallig!

    Schon sind vergangen drei ganze Jahr,

    Daß ich stets zu Schiff, daß ich dort nicht war,

    Auf der Hallig, der lieben Hallig.

    Nein, Jasper, nein, das sag’ ich dir,

    Noch diese Reise machst du mit mir,

    Dann darfst du gehn nach der Hallig.

    Doch sage mir, Jasper, was willst du dort?

    Es ist ein so öder, armseliger Ort,

    Die kleine, einsame Hallig.

    Ach, mein Kapitän, dort ist’s wohl gut,

    Und an keinem Ort wird mir so zumut,

    So wohl als auf der Hallig;

    Und mein Weib hat um mich manch traurige Nacht,

    Hab’ so lang nicht gesehn, wie mein Kind mir gelacht

    Und Haus und Hof auf der Hallig.

    So höre denn, Jasper, was ich dir sag’:

    Es ist gekommen ein böser Tag,

    Ein böser Tag für die Hallig;

    Auch die Schafe und Lämmer sind fortgespült,

    Auch dein Haus ist fort, deine Wurt zerwühlt;

    Was wolltest du tun auf der Hallig?

    Doch sollst du nicht hin, vorbei ist die Not,

    Dein Weib ist tot, und dein Kind ist tot,

    Ertrunken beid’ auf der Hallig.

    Auch die Schafe und Lämmer sind fortgespült,

    Auch dein Haus ist fort, deine Wurt zerwühlt;

    Was wolltest du tun auf der Hallig?

    Ach Gott, Kapitän, ist das geschehn!

    Alles soll ich nicht wiedersehn,

    Was lieb mir war auf der Hallig?

    Und ihr fragt mich noch, was ich dort will tun?

    Will sterben und im Grase ruhn

    Auf der Hallig, der lieben Hallig.
    * * *

    Gefällt mir immer noch.
    Halte es heute jedoch lieber mit Eugen Roth und Joachim Ringelnatz.Slight Smile

    -k

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