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Die Lebenskraft der Illusionen.
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Die Realität unseres Daseins können wir Menschen nur ertragen, in dem wir uns Illusionen
machen und vieles verdrängen. Verdrängen, damit bei uns keine negativen Emotionen entstehen. Die Fernsehsendung gestern Abend, Verstehen Sie Spaß, konnte man doch nur genießen, indem man das, was vorher in der Tagesschau gesagt wurde, aus seinem Bewusstsein verdrängt.
All die leckeren Speisen, die uns vorwiegend unser Mitglied GENUSS erklärt, kann man doch nur genießen, wenn man verdrängt, dass im selben Moment Millionen Menschen auf der
Welt hunger leiden. Mit den Kosten, die für solch eine Mahlzeit aufgewendet werden, könnte man sehr wahrscheinlich den Hunger von 2 Dutzend Menschen stillen. Normalerweise müsste doch dem Genießer der Bissen im Halse stecken bleiben, wenn er sich dessen bewusst wäre.
Eine große Liebe ist doch in Wirklichkeit großer Egoismus. Sie befriedigt in mir ein starkes Bedürfnis, körperlicher oder emotionaler Art.
Genau so ist es mit dem Tod. Er ist uns ab der Minute der Geburt gewiss. Selbst ab dem Zeitpunkt, an dem sich diese Realität in unser Bewusstsein geprägt hat, wird er von uns verdrängt. Wenn wir dieses Wissen in unserem täglichen Leben wirken lassen würden,
gäbe es keine Zukunftsplanung. Kann man aber ohne Zukunftsplanung glücklich leben?
Nach meiner Erfahrung nein. Ich habe mein ganzes Leben nicht nur wegen augenblicklicher
Glücksmomente gelebt, nein, ich hatte auch immer etwas für mich interessantes als Zukunft im Kopf.
DIES IST JETZT ABER NICHT MEHR SO!
Nach meinem 90. Geburtstag im September 2023 hat sich bei mir in meinem Denken etwas eingeschlichen, dass ich vorher nicht kannte. Die Realität meines Lebensendes.
Ich meine nicht das Lebensende aufgrund einer Krankheit oder eines anderen, auf meinem Körper mit tödlicher Wucht einwirkendes Ereignisses. Ich war fest überzeugt, dass mir so etwas nicht passieren würde. Eine Erklärung für diese Überzeugung habe ich aber nicht.
Nach dem 70. war ich sicher, du wirst auch noch 80. Nach dem 80. war ich mir sicher, du wirst auch noch 90. Jetzt zu denken, ich werde auch noch 100, erkenne ich als sehr, sehr unwahrscheinlich, ja fast unmöglich. Wenn aber solch ein Wunder geschehen sollte, in welchen körperlichen und geistigen Zustand befindet sich man dann? Was erzeugt dann noch Lebensfreude?
Ich bezeichne mich als religionslos Glaubender. Ich glaube an ein Etwas, dass man nicht begrifflich erklären kann, nenne es aber auch Gott. Es ist schon einige Jahre her, da habe ich für mich ein Gebet zu diesem Gott erdacht. Die Kraft des Glaubens an so ein Etwas kann man nicht wissenschaftlich erklären, aber der wirklich Glaubende spürt sie.
DER ATEM GOTTES
Komme zu mir, Atem Gottes
gib mir deine Lebenskraft.
Gib mir Energie und Stärke,
dass das Altsein ich noch schaff.
Dringe ein in alle Poren,
stärke Körper, Seele und Geist.
Das was Starkes wird geboren,
dass man Lebensfreude heißt.
Wie als Kind in frühen Tagen,
will ich fröhlich singend geh’n
will der ganzen Welt es sagen:
Auch das Altsein ist noch schön.
Aber, wenn ich ehrlich bin, empfinde ich es jetzt von Tag zu Tag mehr, dass es nicht so ist.

Wünsche allen einen guten Rutsch ins Jahr 2025
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Dir auch einen guten Rutsch, lieber @Webra!
Auch wenn ich mir gut vorstellen kann, dem Leben noch 20 Jahre treu verbunden zu bleiben, scheint es mir nie zu früh, deine Fragen an dich selbst auch mir für mich selbst zu stellen. Ich glaube gar nicht mal, dass es viele Illusionen braucht, um glücklich zu sein mit dem, was jetzt und heute ist. Und ob der Augenblick dadurch wirklich besser würde, dass wir noch jung sind oder unsere Lebenserwatung noch lang? Ist nicht der Augenblick dadurch kostbar, dass ihm eben nicht mehr “beliebig” viele andere folgen werden? Und ebenso bedeutsam scheint mir auch, dass der Zugang zu einem persönlichen Glauben sich öffnet und immer wieder verändert. Mit dem entsprechenden Auf-und-Ab verbunden, klar…
Jedenfalls beglückwünsche ich dich zu deiner geistigen Form und deiner Suche nach dem Schönen (vielleicht auch dem Bleibenden?) in deiner heutigen Lebensphase!
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lieber webra, dein beitrag wirkt auf mich ein bißchen traurig und hoffnungslos. ich empfinde das letzte drittel unseres lebens so ähnlich wie du. viele unangenehme situationen in meinem leben verdrängte ich so gut ich konnte, “nur nicht länger darüber nachdenken” karren laufen lassen, viele vor uns haben es auch geschafft, ich denke auch nicht mehr über den sinn des lebens nach, ich lebe nur noch im jetzt, denn in der nächsten stunde kann sich das leben schon wieder verändert haben, egal in welche richtung. streicheleinheiten hole ich bei meiner katze ab, denn die sind immer echt. schön finde ich auch mit tiefgründigen menschen gespäche zu führen, die können nahrung für die seele sein.
ansonsten gebe ich meine ängste gedanken und vorstellungen ans universum ab
ich wünsche dir und anderen ein hoffnungsvolles und zufriedenes jahr 2025


 
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