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Das Lebenswerk
Ein Dichter – – voller Ausdrucks-Stärke
schrieb einstmals seine größten Werke ! – – –
Er war schon alt, doch insoweit
ließ er sich trotzdem – sehr – viel – Zeit.
Ist extra noch auf’s Land gezogen,
nur durch die Ruhe dort bewogen. –
Dann hat er Tag und Nacht geschafft :
Ein Werk voll Weisheit, Größe, Kraft,
ein Werk von schönster Poesie, – –
auch mit Humor und viel Esprit ! – –
Er tüftelte, – ganz ohne Eile, –
oft tagelang an einer Zeile,
erklomm dabei in den Gedichten
die allerhöchsten Geistesschichten.
Aus jedem Satz erstrahlt Erfahrung, – – –
die Reime, – eine Offenbarung !
So wuchs sein Epos, Stück um Stück.
Oft weinte er – in stillem Glück. – –
Und irgendwann einmal zur Nacht,
da war sein Werk komplett, – – vollbracht !
Er schloß es dann schnell ängstlich fort,
an einen sehr geheimen Ort : –
Vermächtnis, Schatz und Heiligtum
und Garantie für ew’gen Ruhm ! – – –
Ich sag’s Euch gleich – und unumwunden :
er hat sein Werk – – nie mehr gefunden
und Wochen später unterdessen
das Ganze sowieso vergessen ! – –
Erst viele, viele Jahre später,
ein Ur-ur-Enkel fand die Blätter,
ein Jung-Student der Germanistik,
doch mehr ein Freund von Belletristik !
Er las das ! – – – Und mit Zornesröte
rief er : „Oh Mann ! – Schon wieder Goethe !“ – – –
Hat’s dann zerrissen, – eng gedrängt
ins Häuschen mit dem Herz gehängt ! – – –
Damit ist klar, – ich sag’s mal harsch :
„Gedichte sind doch nur für’n
armen Poeten selbst von Interesse !“
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