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  • Aus dem Verborgenen ins Wahrnehmbare

     realo antwortete vor 1 Jahr, 1 Monat 10 Teilnehmer · 58 Beiträge
  • Webra

    Teilnehmer
    14. September 2024 um 21:41

    Hallo Yossarian,

    du schreibst in deinem Kommentar über das fertige Gehirn bei dem man Veränderungen

    an der Struktur nachweisen kann.

    Ich schreibe über einen Plan, nach welchem das Gehirn beim Embryo im Mutterleib entsteht

    Die körperlichen und neurologischen Gene eines neuen Menschen entstehen nach der Verschmelzung von Samen und Ei. In diesen beiden Grundlagen des menschlichen Lebens sind Erbanlagen vorhanden. Der Zufall entscheidet jetzt, welche sich dominierend durchsetzen. Es ist aber auch möglich, dass sich Gene

    von der Frau und dem Mann verschmelzen und völlig neue Anlagen bilden. Nach diesem genetischen Plan entwickelt sich dann erst der Körper und später auch das Gehirn. Beim fertig entwickelten Menschen kann daran nichts mehr geändert werden.

    Man kann diesen Vorgang mit dem Bau eines Hauses vergleichen. Der Architekt entwirft den Pan und die Handwerker erstellen danach das Gebäude. An diesem Gebäude kann man nach der Fertigstellung später noch Veränderungen vornehmem, jedoch die tragenden Elemente kann man nicht mehr ändern ohne

    das Gebäude zu zerstören.

    In dem Link wird auch öfters auf die Wichtigkeit von Genen hingewiesen.

    • Dieser Beitrag wurde vor 1 Jahr, 1 Monat von  Webra bearbeitet.
  • Yossarian

    Teilnehmer
    14. September 2024 um 22:18

    @Webra schrieb: “du schreibst in deinem Kommentar über das fertige Gehirn bei dem man Veränderungen an der Struktur nachweisen kann.[…]”

    Nein, das habe ich nicht getan. Du hast den Text völlig falsch interpretiert. James Fallon ging davon aus, dass genetische Voraussetzungen ein typisches “Psychopathen-Gehirn” entstehen lassen. Das mag auch so ein, doch die entscheidende Entdeckung war, dass ein Mensch, der genetisch bedingt ein Psychopathen-Gehirn herumträgt, deswegen noch lange nicht so handelt, wie es für Psychopathen typisch ist.

    Von genetischen Voraussetzungen auf das Handeln von Menschen zu schließen ist ein Fehler. Es kann so sein, muss aber nicht. Die Genetik allein hat keine Aussagekraft über einen Menschen – abgesehen von Haarfarbe, Augenfarbe etc.

  • Yossarian

    Teilnehmer
    15. September 2024 um 9:39

    Tut mir Leid, @Webra , ich hatte den falschen link an meinen Beitrag angehängt. Es sollte der untenstehende sein. Im Begleittext zum Buch steht nämlich das Entscheidende:

    Ich habe das Gehirn eines Serienmörders”. Die genetische
    Veranlagung, nicht das soziale Umfeld prägt den Charakter eines Menschen
    – so die Überzeugung des Neurowissenschaftlers James Fallon. Im Rahmen
    einer Alzheimer-Studie entdeckt er jedoch unter den anonymisierten
    Hirnscans einen Scan, der die typischen Strukturen eines
    Serienkiller-Hirns aufweist. Noch größer wird der Schock, als er
    feststellt: Es handelt sich um sein eigenes Gehirn! Nun muss er seine
    These komplett hinterfragen: Anscheinend hat er die Anlagen eines
    Psychopathen, z.B. fehlende Empathie oder die Neigung zu
    Gewalttätigkeit. Aber seine Familie, Freunde und die von seiner Mutter
    ahnungsvoll dicht verplante Freizeit haben ihn offenbar davor bewahrt,
    dass seine dunkle Seite zum Ausbruch kommt. Diese Erkenntnis stellt
    nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch die komplette Wissenschaft
    auf den Kopf.

    (Begleittext zum Buch bei Amazon)

    James Fallon glaubte, dass die genetische Veranlagung einen Menschen prägt. Das glaubte er solange, bis der Scan seines eigenen Gehirns ihm vor Augen führte, dass er total falsch lag.

  • Cocco

    Teilnehmer
    15. September 2024 um 9:57

    Es kommt sehr auf äußere Einflüsse an, ob sich ein genetisches Merkmal durchsetzt oder nicht – positiv, wie negativ.

  • Webra

    Teilnehmer
    15. September 2024 um 12:50

    “Es handelt sich um sein eigenes Gehirn! Nun muss er seine
    These komplett hinterfragen: Anscheinend hat er die Anlagen eines
    Psychopathen, z.B. fehlende Empathie oder die Neigung zu
    Gewalttätigkeit. Aber seine Familie, Freunde und die von seiner Mutter
    ahnungsvoll dicht verplante Freizeit haben ihn offenbar davor bewahrt,
    dass seine dunkle Seite zum Ausbruch kommt. Diese Erkenntnis stellt
    nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch die komplette Wissenschaft
    auf den Kopf.

    (Begleittext zum Buch bei Amazon)

    James Fallon glaubte, dass die genetische Veranlagung einen Menschen prägt. Das glaubte er solange, bis der Scan seines eigenen Gehirns ihm vor Augen führte, dass er total falsch lag.

    Auszug Yossarins Kommentar.

    Diese Erkenntnis bedeutet aber auch, dass jemand mit solch einer genetischen Prägung

    das Glück haben muss, in einem Umfeld aufgewachsen zu sein und zu leben,

    das den Ausbruch dieser Prägung verhindert.

    Bei der Überprüfung der Schuldfähigkeit eines Gewalttäters muss dann festgestellt werden, ob diese Voraussetzungen gegeben waren.

    Wenn dies nicht der Fall war, muss ihm Schuldunfähigkeit attestiert werden.

  • Cocco

    Teilnehmer
    15. September 2024 um 13:13

    12:50 Webra so lapidar scheint die Schuldfrage nicht lösbar.

    Letztlich spielt wohl auch die Fähigkeit zur Eigenverantwortung eine Rolle.

  • Yossarian

    Teilnehmer
    15. September 2024 um 13:16

    @Webra Du meinst, dass jemand mit schlechten genetischen Voraussetzungen und ebensolchen sozialen Voraussetzungen schuldunfähig sei? Nun, da besteht das Problem, dass du den Menschen damit den freien Willen und die Entscheidungsfähigkeit absprichst. Weiterhin stellt sich die Frage, wie denn mit Straftätern zu verfahren sei, wenn sie tatsächlich schuldunfähig sein sollten. Die Gesellschaft hat den Anspruch vor ihnen geschützt zu werden, insbesondere dann, wenn sie nur von ihren schlechten Genen und ihrer falschen Sozialisation gesteuert nicht einsichtsfähig sind.

    Im Übrigen wird das in dem Buch “Schuld oder Schicksal?” aufgearbeitet. Eine empfehlenswerte Lektüre:

    https://www.spektrum.de/rezension/buchkritik-zu-schuld-oder-schicksal/1426482

  • Zoe

    Teilnehmer
    15. September 2024 um 13:21

    Ich habe alle Eure Überlegungen gelesen -und gehe weiter meinen Gedanken nach. Das Gehirn produziert Botenstoffe/Hormone und vielleicht produziert es u.a. auch “Gedanken”. Wenn man versucht, nichts zu denken (z.B. bei einer Meditation) fällt einem erst auf, daß es höchstens für einige Sekunden möglich ist, nichts zu denken. Das Gehirn erzeugt einen ununterbrochen fließenden Gedankenstrom. Unter dieser Vorstellung kommt es mir nicht völlig abwegig vor zu denken, daß geistige und chemische Prozesse möglicherweise nicht sphärenweit getrennt voneinander sind. Vielleicht ist es ein Fehler “Geist” und “Stoff” zu trennen, um anschließend dann staunend vor dem Phänomen zu stehen, wie aus Gehirnzellen Gedanken hervorgehen können.

    Was mich an dieser Idee stört ist die ernüchternde Langeweile, die sie -bei mir zumindest- zur Folge hat. Gut, mein Gehirn produziert meine Gedanken wie es Hormone produziert … und was weiter? Nichts weiter. Ich kann mich nicht mehr als Schöpferin meiner Gedanken verstehen, weil tatsächlich mein Gehirn ihr Schöpfer ist – und das Gehirn bin nicht “ich”. Das Reizvolle am Denken verschwindet.

  • Yossarian

    Teilnehmer
    15. September 2024 um 13:54

    Ich sehe es ein wenig anders, @Zoe . Das Gehirn produziert pausenlos Emotionen und unser Denken ist eine Reaktion darauf. Andererseits können wir uns auf ein Thema konzentrieren und die Gedanken darauf fokussieren. Es entsteht also nicht jeder Gedanke ohne unser bewusstes Zutun. Der Buddha hat das Denken als Sinnesorgan betrachtet, mit dem wir unsere Emotionen wahrnehmen. Auch das ist eine Sichtweise, die eine Auseinandersetzung lohnt. (Zum näheren Verständnis: er hat Emotionen und Gefühle unterschieden. Gefühle sind das, was die Sinnesorgane präsentieren, also Temperatur, Berührung, Sehen usw. Emotionen dagegen sind die inneren “seelischen” Zustände)

    Ich empfinde die Unfähigkeit nicht zu denken nicht als ernüchternd, sondern spannend. Die Erfahrung der Meditation ist für mich wie das Erforschen einer neuen und unbekannten Maschine, deren Funktion ich zu ergründen versuche. Im Übrigen kann man mit sehr viel Geduld und Übung das Erlöschen des bewussten Denkens erleben. In der buddh. Definition ist das in der Meditation der Übergang vom zweiten ins dritte Jhana.

    https://www.palikanon.com/wtb/jhana.html

  • Webra

    Teilnehmer
    15. September 2024 um 14:36

    Hallo Cocco,

    das ist es, Cocco. Der Wille des Betroffen alleine schafft es nicht.

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