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Anstandsregeln.
Gibt es sie noch, mit denen meine Generation erzogen wurde?
Man sagt immer Bitte und Danke.
Beim Essen stellt man nicht den Ellenbogen auf den Tisch.
Wenn Mann und Frau die Treppe hochgehen, geht der Mann immer voraus, damit die Frau nicht das Gefühlt hat, er schaut ihr auf die Beine.
Gehen Mann und Frau auf einem Bürgersteig, geht der Mann immer auf der Seite, wo der Straßenrand ist, um sie vor dem Verkehr zu schützen.
Der Mann geht immer voraus, und öffnet der Frau die Tür.
Er betritt dann als erster das Lokal, um die Frau vor den neugierigen Blicken der Anwesenden zu schützen.
Er hilft ihr beim Ausziehen des Mantels, rückt für sie den Stuhl zurecht, damit sie sich setzen kann und bringt den Mantel zur Garderobe.
Nach dem Essen hilft er ihr wieder beim Aufstehen, indem er den Stuhl etwas nach hinten zieht und hilft ihr auch in den schon vorher geholten Mantel.
Er bezahlt immer die Zeche.
Beim Tanzen geht er zu ihrem Tisch, deutet eine kleine Verbeugung an und fragt: Darf ich bitten?
Wenn sie der Bitte zugestimmt hat, rückt er ihr den Stuhl so zurecht, dass ihr das Aufstehen leichter fällt. Nach dem Ende des Tanzes bringt er sie zu ihrem Tisch zurück, hilft ihr wieder
beim Hinsetzen und sagt Danke.
Falls Sie aber seine Bitte abgelehnt hat und anschließend mit einem anderen Mann tanzt,
kann der, dem sie einen Korb gegeben hat, zum Kapellmeister gehen und diesen den Vorfall schildern. Dieser unterbrach dann kurz die Musik und forderte die „Dame mit dem roten Pulli“ auf, die Tanzfläche zu verlassen.
Bei Tanzveranstaltungen waren deshalb die sogenannten Mauerblümchen nur Frauen.
Ein hey light für Männer war immer die Damenwahl. Da ging der ganze Vorgang umgekehrt.
Wenn da ein Mann von einer Frau zum Tanz aufgefordert wurde, endete dies nach Ende der Veranstaltung fast immer zu einem intimen Beisammensein im angrenzendem Park.
Eine Anstandsregel, die heute bei fast jeder Talkshow missachtet wird, ist: Man soll niemals
einen Anderen bei seiner Rede unterbrechen.
Viele Frauen sagen, durch die fürsorgliche Behandlung der Männer fühlten sie sich nicht für voll genommen. Andere wiederum sagen, es hat ihnen gutgetan, so respektvoll behandelt zu werden.
Als jugendlicher galt bei uns der Grundsatz. Eine Frau schlägt man nicht, wer dies tut, ist ein Feigling. Ich bin mein ganzes Leben, auch in unserer Ehe, diesen mir anerzogenen Verhaltensregeln treu geblieben und das sind jetzt am 30.04. 60 Jahre.
Zu der Feier im Freundeskreis habe ich ein kleines Gedicht geschrieben.
Liebe Rosi,
ob bei Tage oder Nachte,
ob ich schlafe oder wachte,
in meinem Kopf herrscht niemals Ruh‘
in meinem Kopf bist immer „Du“
Du viel geliebtes Eheweib,
du streichelst Seele mir und Leib,
beschenkst mich auch mit Liebeslust,
vergessen sind dann Leid und Frust.
Zwar ist dein Haar auch schon ergraut,
dein Antlitz hat auch Falten,
bist trotzdem meines Herzens Braut,
wie damals, als vor Gott getraut.
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Webra geändert.
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