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  • Herbst

    Von Mondin am 25. Oktober 2025 um 9:13

    Astern blühen schon im Garten;
    Schwächer trifft der Sonnenpfeil
    Blumen die den Tod erwarten
    Durch des Frostes Henkerbeil.

    Brauner dunkelt längst die Heide,
    Blätter zittern durch die Luft.
    Und es liegen Wald und Weide
    Unbewegt im blauen Duft.

    Pfirsich an der Gartenmauer,
    Kranich auf der Winterflucht.
    Herbstes Freuden, Herbstes Trauer,
    Welke Rosen, reife Frucht.

    Detlev von Liliencron.

    Mondin antwortete vor 2 Wochen, 2 Tagen 6 Mitglieder · 23 Antworten
  • 23 Antworten
  • Mondin

    Mitglied
    30. November 2025 um 17:03

    Noch eins zum Abschluss des traurigen November:

    November

    Das Licht erlischt.
    Die Nacht wird lang, es wachsen die Schatten,
    Der Welt wird kahl, leer werden die Matten.
    Wir essen Asche ins tägliche Brot gemischt –
    Das Licht erlischt.

    Das Licht ist tot.
    Still sind die einst so fröhlichen Gassen,
    Wieviel haben uns auf immer verlassen,
    Die am Tisch mit uns saßen, mit uns brachen das Brot –
    Das Licht ist tot.

    Das Herz ist schwer.
    Wo sind die vor uns dahingegangen?
    Das Licht am Himmel wird neu erprangen,
    Die toten Menschen kommen nie mehr – nie mehr –
    Das Herz ist schwer.

    Ricarda Huch (1864 – 1947),

  • Mondin

    Mitglied
    29. November 2025 um 9:38

    Der Herbst neigt sich dem Ende zu. Der Winter schickte seine Vorboten schon. Und ich hab mich nach passenden Gedichten umgeschaut. Was ich fand, war häufig traurig. Und so warte ich mit dem Einstellen vielleicht bis es passt, dem Frühling entgegen zu sehen.
    Jetzt geht es erst einmal mit Riesenschritten auf Weihnachten zu.

    Mondin

    • Diese Antwort wurde in vor 2 Wochen, 4 Tagen um  Mondin geändert.
  • Mondin

    Mitglied
    22. November 2025 um 15:11

    @Maedchen sei willkommen in unserer kleinen Runde! Danke für deine Gedichtzeilen.

    Gehört habe ich das auch schon mal. Das Haus- und Heimatlose scheint im Herbst besonders weh zu tun. (Rilke: wer kein Haus hat, baut sich keines mehr . . )

    Mondin

  • Maedchen

    Mitglied
    22. November 2025 um 7:54

    Immer im Herbst fällt mir diese Strophe eines langen Gedichtes von Nietzsche ein. Meistens wenn ich, raus aus der Stadt, stehen bleibe und über Felder schaue:

    Die Krähen fliegen schreiend

    flugs ab zur nächsten Stadt.

    Bald fängt es an zu schneien,

    weh dem, der keine Heimat hat.

    • Diese Antwort wurde in vor 3 Wochen, 4 Tagen um  Maedchen geändert.
  • Mondin

    Mitglied
    21. November 2025 um 14:23

    Nun hab‘ ich ja den Rilke doppelt eingesetzt! Macht nichts. Es ist schön genug, um doppelt genossen zu werden.

    Herbstgedicht, die an den Tod gemahnen gibt es sehr viele. Es ist halt die Jahreszeit, die uns alle daran erinnert.

    Mondin

    Sommerbild Ich sah des Sommers letzte Rose stehn,
    Sie war, als ob sie bluten könne, rot;
    Da sprach ich schauernd im Vorübergehn:
    So weit im Leben ist zu nah am Tod!
    Es regte sich kein Hauch am heißen Tag,
    Nur leise strich ein weißer Schmetterling;
    Doch ob auch kaum die Luft sein Flügelschlag
    Bewegte, sie empfand es und verging.

    Friedrich Hebbel (1813 – 1863), Christian Friedrich Hebbel, deutscher Dramatiker und Lyriker

    In Französich gibt es ein ähnliches Gedicht. Muss mal sehen, ob ich es finde!

    • Diese Antwort wurde in vor 3 Wochen, 5 Tagen um  Mondin geändert.
  • seestern47

    Mitglied
    14. November 2025 um 11:49

    Danke @Mondin, dass Du mich an Rilkes Herbstgedicht erinnert hast. Es ist lange her, dass ich es gelesen habe.

    Ich habe auch noch eines gefunden:

    Verklärter Herbst

    Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten,

    Folg ich der Vögel wundervollen Flügen,

    Die lang geschart, gleich frommen Pilgerzügen,

    Nach Süden ziehn, dem heiligen, dem weiten.

    In diesen Stunden steigt aus unserm Leiben

    Empor ein Traum, der unsre Seele dehnt:

    Daß wir, den großen Vögeln einverwandt,

    Der Sonne nach, dem Tode zu entschweben scheinen.

    (Georg Trakl)

    • Diese Antwort wurde in vor 1 Monat um  seestern47 geändert.
  • Mondin

    Mitglied
    13. November 2025 um 0:09

    Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
    Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
    und auf den Fluren lass die Winde los.

    Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein;
    gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
    dränge sie zur Vollendung hin, und jage
    die letzte Süße in den schweren Wein.

    Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
    Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
    wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
    und wird in den Alleen hin und her
    unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

    Rainer Maria Rilke

  • Mondin

    Mitglied
    12. November 2025 um 13:47

    Hihihi! Das wollte ich als nächstes einstellen!Laughing

    Mondin

  • seestern47

    Mitglied
    12. November 2025 um 9:06

    Und kennst Du dieses Gedicht schon, liebe @Mondin ?

    Herbstbild

    Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!

    Die Luft ist still, als atmete man kaum,

    und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,

    die schönsten Früchte ab von jedem Baum.

    O stört sie nicht, die Feier der Natur!

    Dies ist die Lese, die sie selber hält;

    denn heute löst sich von den Zweigen nur,

    was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.

    (Friedrich Hebbel)

    • Diese Antwort wurde in vor 1 Monat um  seestern47 geändert.
  • Mondin

    Mitglied
    11. November 2025 um 11:15

    Danke, @Seestern47 dieses Herbstgedicht kannte ich noch nicht!

    Mondin

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