Startseite › Foren › Literaturzirkel › Jenny Erpenbeck
-
Jenny Erpenbeck
Von Constantia am 24. Mai 2024 um 8:14Kaum habe ich rumgetönt, DDR-Literatur steht selten auf meiner Liste kommt die Meldung über Auszeichnung von Jenny Erpenbeck für ihr Buch „Kairos“. Da komme selbst ich nicht vorbei. Inhaltsangabe klingt nicht uninteressant für mich.
Nun frage ich mal @seestern47, Du bist ja bewanderter als ich – weißt Du mehr und kannst mich und auch die anderen Bücherfreunde schlauer machen? – Nicht, dass ich nichts zu lesen hätte
.Einen schönen Freitag und ein ebensolches Wochenende
Constantia
Heigi antwortete vor 1 Jahr, 5 Monaten 6 Mitglieder · 34 Antworten -
34 Antworten
-
J. Erpenbeck soll den Tod der Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek gepostet haben – was E. bestreitet. Es sei ein gefälschter Account. J. ließ mitteilen, dass sie, J. lebt. Ich weiß nicht, welches Smiley hier am besten passt.
-
@seestern47 da fällt mir aber ein Stein vom Herzen
. Du gehst von einer „Liebesgeschichte“ aus. Für mich aber war der ältere Mann auf sie angesetzt. Sie will doch zu ihrer Oma nach Frankfurt/M. fahren. Eine 19jährige bekam in den seltensten Fällen (wenn überhaupt) eine Genehmigung. Für ihn ist sie jedoch die Garantie für seine berufliche Karriere. Er musste alles tun, damit sie wieder zurückkommt in den Osten.
Auch vieles andere war für mich nicht unglaubwürdig, vielleicht nicht immer und überall, aber eben möglich.
So fügte sich dann für mich am Ende unter dieser Tatsache eines zum anderen und war für mich irgendwie schlüssig und damit glaubwürdig.
Constantia
-
Aber, aber, liebe @Constantia, wir können durch auch mal unterschiedlicher Meinung sein. Das finde ich ja gerade spannend!

Ich finde diese Liebesgeschichte eben einfach unglaublich unglaubwürdig.
Und ja, das „Abdriften“ von Tellkamp habe ich auch verfolgt.
GlG

seestern47
-
@seestern47 , jetzt bin ich platt. Nicht, weil das Buch Dir nicht gefallen hat. Sondern über die Strenge Deiner Ausführungen.
Mitlesende hier könnten auf den Gedanken kommen wir haben unterschiedliche Bücher gelesen.
Die Bilder, die ich beim Lesen vor Augen hatte, zeigten nicht den verbildlichten Roman, sondern zeigten mir Bilder aus meinem Leben, die weit über das Buch hinausgingen. Auch spielt da wohl auch das „Zwischen-den-Zeilen-Lesen“ (was man den Ostdeutschen ja nachsagt) eine Rolle. Alles was ich schon anfangs vermutete, hat sich bestätigt.
Und wenn ich nun noch schreibe, dass ich „Der Turm“ nicht empfehlen würde. Wer möchte, mag es lesen. Inzwischen gab es hier eine Reihe von Vorkommnissen, mit denen ich von Uwe Tellkamp in jeder Beziehung Abstand nehme.
Ich hoffe, soviel Gegensätzlichkeit wird unseren gelegentlichen Austausch hier nicht zu Bruch gehen lassen.
Constantia
-
Nun mein Fazit zu diesem ostalgischem Roman:
Der Roman, der mit dem Booker-Preis ausgezeichnet wurde, hinterlässt bei mir gemischte, eher negative Gefühle. Die Liebesgeschichte zwischen einer 19-Jährigen und einem älteren Schriftsteller (54) wirkt schwach, ermüdend und redundant. Sie wird mit viel Bildungs- und Berlinflair garniert, was unglaublich betulich wirkt. Die ausführlichen Sexszenen betonen nicht die Liebesgeschichte der Protagonisten, sondern wirken inszeniert.
Der viel gelobte Stil des Buches konnte mich nicht überzeugen. Die sprachliche Eigenwilligkeit und die stakkatoartigen „er denkt, sie denkt“ Sätze machten das Lesen zu einer wenig erfreulichen Erfahrung.
Die Darstellung der DDR als idyllisches Paradies und die Kritik an den Westdeutschen, die nach der Wiedervereinigung als herzlose Konsumfetischisten dargestellt werden, ist ziemlich naiv. Das Buch scheint eine idealisierte Version der DDR zu beschwören, während die Westdeutschen als unempathische Konsummasse dargestellt werden, die letztlich für alles verantwortlich gemacht werden.
Nach der Lektüre dieses sprachlich bescheidenen und ermüdenden Romans, der ab der Mitte in triviale Liebesklischees abgleitet, stellt sich die Frage, warum diese Autorin überhaupt als preiswürdig betrachtet wurde.
Wer wirklich die letzten Jahre der DDR literarisch verarbeitet lesen möchte, dem empfehle ich „Der Turm“ von Uwe Tellkamp. Und wer sich mit der deutsch-deutsche Befindlichkeit befassen will, sollte unbedingt „Unterleuten“ von Juli Zeh lesen!
„Kairos“ hat sich keinen Platz in meinem Regal verdient. Nicht zu empfehlen!
-
@seestern47 , die Doku über den „Maler des Jahres“ habe ich gesehen. Außerdem gibt es immer mal wieder Meldungen, wie z. B. das kürzlich entdeckte und versteigerte „Karlsruher Skizzenbuch“, dass mit der Dresdner Ausstellung im Kupferstichkabinett gezeigt wird.
An drei Terminen zeigt mein Kino den Film „Caspar David Friedrich – Grenzen der Zeit“ von Peter Schamoni aus dem Jahre 1986. Habe ich, glaube ich, schon mal irgendwo erwähnt. Zwar spät entdeckt, aber für den Termin im September habe ich mir eine Karte reservieren können.
Schönes Wochenende
Constantia


-
Hallo @Constantia,
bald gibt es ein Feedback zu J.E. …
Das sind ja einige spannende Sachbücher auf Deiner Liste. Peter Frey mag ich gerne und klar, die Familie Mann ist ein unerschöpflicher Topf.

Hast Du diese Doku schon über Caspar David Friedrich gesehen? Ich finde sie erhellend, ohne belehrend zu sein. Vielleicht eine kleine Vorbereitung für die Ausstellung:
https://www.arte.tv/de/videos/112225-000-A/caspar-david-friedrich-die-entdeckung-der-unendlichkeit/
Schönes Wochenende!
seestern47
-
Ich habe in jungen Jahren Elke Heidenreich als Else Stratmann im Radio gehört , habe einige Bücher von ihr gelesen und bin zu einigen Lesungen von ihr gewesen .
Besonders nett war es mit ihr auf dem „Pabst“schiff während der litcologne in Köln , nach uns durfte der Pabst mit dem Schiff fahren während des Katholischen Kirchentages.
Bei den Lesungen mag ich vor allen ihre natürliche Ausstrahlung.
An die Kolumnen in der Brigitte erinnere ich mich auch gerne.
-
@nordlichtw , vielen Dank für den Hinweis. Habe gerade die Mediathek bemüht und bin nun gut vorbereitet für den Kino-Besuch nächste Woche.
Elke Heidenreich mag ich auch sehr. Als Neu-Bundesbürger gab es von ihr in der „Brigitte“ so kleine Beiträge, die ich gern gelesen habe. Wurden dann auch mal als Buch veröffentlicht. So bin ich damals auf sie aufmerksam geworden.
Da waren wir allerdings alle noch jung.
Nochmals Danke und noch einen schönen Rest-Mittwoch
Constantia
-
Constantia, gestern sass Fritz Karl ( der Hauptdarsteller in deinem angesprochenen Film ) auf dem Roten Sofa in N3.Dort haben sie auch einen Ausschnitt aus dem Film gezeigt .
Auf NDR Kultur liest Elke Heidenreich momentan jeden Morgen aus ihrem Buch “ Altern“ , da ich um 8Uhr30 nicht aufnahmefähig bin, höre ich im Laufe des Tages die Lesung .
Ich höre ihr gerne zu .
Liebe Grüsse vom Nordlicht
Sie müssen angemeldet sein, um zu antworten.