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Große Literatur? - Bin mir nicht sicher
Von Ricarda01 am 20. Mai 2024 um 9:38Guten Morgen, liebe Lesefreunde – was lest ihr denn gerade so?
Ich kämpfe mich durch einen 700 Seiten starken Wälzer in Englisch: ‚Living History‘ by Hillary Rodham-Clinton, erschienen 2002. Ich bekam es 2005 von meinen Enkelinnen zum Geburtstag, habe es damals aber nur ‚angelesen’……
Es ist auf jeden Fall politisch sehr interessant, denn immerhin ist sie ja die Ehefrau des 42. Präsidenten der United States, d. h. die Affaire Lewinsky hat nicht zur Scheidung geführt, jedoch zu seinem Rücktritt.(Impeachment). Es sind ebenfalls sehr interessante Fotos zu sehen.
Ich weiß nicht, ob ich das ganze Buch ’schaffen‘ werde, aber auf jeden Fall trägt die Lektüre dazu bei, meine liebste Sprache nicht völlig zu vergessen. Allen Lesern einen schönen Pfingstmontag – Ricarda01
22..5. 10:53
Bitte, aus meinem Thread nicht wieder so ein Wessi:Ossi oder Ossi:Wessi Ding machen! Hier geht es um Literatur, um nichts anderes!
Constantia antwortete vor 1 Jahr, 2 Monaten 10 Mitglieder · 34 Antworten -
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@Heigi „Der Zauberberg“ – das Lesen war eine Aufgabe, nicht nur wegen der Länge des Buches. Aber ich bin noch heute verzaubert von der Fülle der deutschen Sprache. Ich hatte hier in Dresden das Glück, dass wir hier von 2001 bis 2009 Holk Freytag als Intendanten des Staatschauspiels hatten. Er hat es geschafft, in seiner Zeit vier Stücke auf dem Spielplan zu bringen, die auf die Familie Mann zurückgehen. „Der Zauberberg“, „Buddenbrooks“, „Fülle des Wohllauts“ und von Klaus Mann „Mephisto“. Für mich die reinsten Glücksjahre.
Aber nun zu „Claus und Claudia“ von Erik Neutsch. Gegenüber meiner Arbeitsstelle war eine Buchhandlung. Ich nutzte die Mittagspause zu einer Stippvisite. Gefühlt jeder Kunde hatte dieses Buch im Korb. Ein Zeichen, dass das eine wichtiges Buch ist? Erst einmal kaufen. Es war der Sommer und der Herbst eines Jahres, wo ich dann kaum zum Lesen kam.
Claus Salzbach, Diplomat der DDR im auswärtigen Dienst, erhält in Paris die erschütterende Nachricht, daß seine Tochter Claudia eine tiefen Nervenkrise durchlebt. Sofort kehrt er in die Heimat zurück, doch womit er dann hier konfrontiert wird, erscheint ihm zunächst unglaubhaft: …
Der überzeugte Genosse findet seine Tochter in einem katastrophale Zustand vor, heute würde man sagen Mobbing der schlimmsten Form. Er stößt auf eine Mauer des Schweigens, des Vertuschens. Er kann es nicht fassen, kämpft und kämpft, kann es nicht fassen.
Ein Buch hat ja immer einen bestimmten Vorlauf. Zwischen dem Schreiben und dem Erscheinen vergeht Zeit, eine Zeit, die dieses Land verändert. Als ich das Buch kürzlich noch einmal las, fand, ich Erik Neutsch hatte mit diesem Buch etwas vorweggenommen. Der letzte Absatz des Buches zeigt eine Ausweglosigkeit, die mich auch heute noch zutiefst berührt. – Aber es kam anders – ob auch bei Claus und Claudia?
Vielleicht war es die heftige Zeit, die diesem Sommer folgte, dass dieses kleine Buch (164 Seiten) so unbeachtet blieb. Ich habe nie eine Kritik darüber gelesen.
Constantia
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@Constantia: „Die Buddenbrooks“ war nicht so schwer, das Plattdeutsch ist schon ein Hinweis. Bei dem anderen Buch von Erik Neutsch (kannte ich noch nicht) halfen die Personennamen beim Googeln.
Mein Lieblingsbuch von Thomas Mann ist „Der Zauberberg“, mir gefallen aber auch die Romane von Heinrich Mann sehr gut.
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@Genuss: Ich hab‘ mal die KI befragt. Das soll 1605 so eine Art erste Zeitung gewesen sein, die wöchentlich erschien. Allerdings konnten im 17. Jahrhundert in Deutschland erst zwischen 5 und 15 Prozent der Menschen lesen. Gutenbergs Erfindung war sicher eine der wichtigsten überhaupt in der (westlichen/ europäischen) Kulturgeschichte.
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Hallo @Heigi leg noch so ungefähr 200 Jahre drauf dann bist Du in der Nähe des ersten bezahlbaren Buches der westlichen Welt es war 1605 als das erste Buch nach der „Gutenberg-Technik“ erschienen ist.
Siehe auch hier: https://www.flyeralarm.com/blog/de/geschichte-des-drucks-teil-1-gutenberg-und-der-buchdruck
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Ein Buch in der Sprache zu lesen, in der es erschienen ist, ist viel bereichernder als eine Übesetzung. Natürlich gibt es sehr gute Übersetzungen, aber manche Dinge lassen sich einfach in einer anderen Sprache nicht genau so ausdrücken. Zeitweilig habe ich englische und französische Autoren auch nur in Englisch und Französisch gelesen. Das ist mir heute als Grundsatz zu anstrengend. Aber immer wieder findet ein französisches Buch doch wieder in meine Hände. Englisch kann ich nicht so gut. Und beide Sprachen habe ich ja gelernt, um in der entsprechenden Umgebung besser komunizieren zu können.
Ich war übrigens mehrmals eine Woche in Straehlen im Übersetzerseminar. Da habe ich am Rande mitbekommen, wie sorgfältig gute Übersetzer arbeiten. Sie haben meine ganze Hochachtung.
Mondin
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@Heigi , wie Du selbst schreibst, das Erscheinen des Buches ist 250 Jahre her. Dies wurde ausführlich gewürdigt – auch mit dem Zitieren von Passagen. So war es mir sofort präsent.
Ich glaube, den Weg zu den Inhalten solcher historischer Bücher muss jede(r) selbst finden. Eine Grundbetrachtung im Literaturunterricht kann nicht schaden. Wann es dann zum Leser oder der Leserin findet, sollte man dem/der Einzelnen überlassen. Um so größer könnte die Liebe dazu werden.
Der Beginn meines Lieblingsbuches und vor Jahren in einer Umfrage der beliebteste Beginn eines Buches:
„Was ist das. – Was – ist das …“
„Je, de Düwel ook, c’est la question, ma très chère demoiselle!“
Ich habe auch noch einen bewegenden Schluss eines DDR-Buches, welches im Sommer 1989 erschien.
„Manchmal rieten bereits die Ärzte, sie in ein Heim einzuweisen, wo sie sie ständig unter Beobachtung hätten. Aber Claus Salzach, aus Furcht, sie dann endgültig zu verlieren, konnte sich dazu noch nicht entschließen.
Und so schien Claudia dahinzudämmern. Und ob sie je wieder genesen würde – man wußte es nicht.“
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Bravo, @Constantia! Das war für dich natürlich ein Klacks. 😉 Meinst du auch, dass es Große Literatur ist? Noch einen schönen Abend dir und allen Leseratten.
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Ein Rätsel: Das Buch feiert in diesem Jahr seinen 250. Geburtstag. Zu seiner Zeit machte es Furore, ist also leicht zu erraten. 😉 Ein kleiner Ausschnitt aus der Mitte des Werks:
„Ein Kanarienvogel flog von dem Spiegel ihr auf die Schulter. – Einen neuen Freund, sagte sie und lockte ihn auf ihre Hand. Er ist meinen Kleinen zugedacht. Er tut gar zu lieb! Sehen Sie ihn! Wenn ich ihm Brot gebe, flattert er mit den Flügeln und pickt so artig. Er küßt mich auch, sehen Sie! Als sie dem Tierchen den Mund hinhielt, drückte es sich so lieblich in die süßen Lippen, als wenn es die Seligkeit hätte fühlen können, die es genoß.“
Große Literatur? Ich denke schon, jedenfalls wird es auch heute noch in Schulen behandelt.
@realo: Das Original ist auf deutsch, hatte aber auch international großen Erfolg, bzw. wurde in viele Sprachen übersetzt.
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Als nicht so gut in Englisch bewandert kann ich das nicht beurteilen, aber ich denke mir, dass für jemanden, der mit Deutsch als Muttersprache aufgewachsen ist, das Buch in Deutsch geschrieben am authentischsten ist. Jedoch ich kenne Menschen, die mit Deutsch groß geworden sind und sich lieber mit englischer Literatur befassen und sogar einen YouTube-Kanal haben, bei dem sie englische Bücher vorstellen. Die Vorliebe für englischsprachige Literatur gibt es auch im Deutschen. Ich finde den Ausdruck im Deutschen in jeder Hinsicht erschöpfend für das menschliche Gemüt, nur international hat es kaum die Bewandtnis.
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