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"Korrekte Literatur"?
Mir war es schon so allgemein aufgefallen, nun ist es auch in der Diskussion der Medien angekommen. Der Roman „Gittersee“ von Charlotte Gneuss erregt die Gemüter. Ihr Roman, der in den siebziger Jahren der DDR, genauer in Dresden, spielt, soll in seiner ursprünglichen Form Worte bzw. Episoden enthalten, die so nicht korrekt sind. Da wird mal wieder die „Plastiktüte“ statt die „Plastetüte“ z. B. bemüht. Und wie Ingo Scholz in einer internen Liste des S.Fischer Verlages bemängelt, in der Elbe hätte zu dieser Zeit niemand gebadet, nicht einmal eine 16jährige. Einige sind wohl inzwischen korrigiert.
Ich habe das Buch weder hier liegen noch werde ich es wahrscheinlich kaufen. Einfach weil mir der Titel etwas ganz anderes suggeriert. In Gittersee am Stadtrand von Dresden sollte 1989 ein Reinstsiliziumwerk zur Forcierung der Halbleiterindustrie entstehen. Eines der vielen Ereignisse im Jahr 1989, die letztendlich zum Fall der Mauer führten.
Somit ist der Buchtitel für mich eine Art Irreführung. Oder Schlampigkeit? Mir verspricht der Titel etwas anderes. Und ich finde als Beleidigung all dieser Menschen, die damals mutig protestierten.
Ich habe noch zwei andere Bücher in den letzten Wochen gelesen, in denen die Autorinnen (ja, es waren durch die Bank Frauen), da nahm frau es nicht so genau mit Fakten. Wenn im Roman „Muna oder Die Hälfte des Lebens“ (Therezia Mora) die Hauptfigur in den achtziger Jahren ein Gymnasium in der DDR besucht, werde ist stutzig. Erst nach der Wiedervereinigung ging es von der EOS (Erweiterte Oberschule) zum Gymnasium über.
Oder wenn Hera Lind in ihren seit einiger Zeit veröffentlichten Lebensgeschichten von Menschen, die sich mit ihrem Schicksal an sie wandten, in einem Interview sich hinter der künstlerischen Freiheit (sie habe ja einen Roman geschrieben) versteckt, schmerzt mich das. Fehler könnte man ihr mitteilen, in der nächsten Auflage würde das dann sicher korrigiert. Na aber Hallo, wer ist denn hier die Autorin?
Ich bin kein Fan von Hera Lind, nie gewesen. In dem Buch „Mit dem Buch zur Liebe“ erzählt sie das Schicksal des Dresdner Artisten Dietho Kretzschmar. Ich hatte beim Lesen viele Fragezeichen. Das Buch war ein Geschenk wegen des Dresden-Bezugs und ich war froh dafür kein Geld ausgegeben zu haben
Es scheint so als wäre die Nachlässigkeit nun auch in der Literatur angekommen. Oder aber, ich nehme eben alles viel zu genau. Dann ist es einfach blöd gelaufen für mich.
Das nächste Buch wird wieder ein Sachbuch sein, versprochen.
Constantia

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