Altwerden

Gleichmaß und Einförmigkeit bilden das bekömmliche Schwarzbrot des Alters. Die verbleibende Vitalität ist begrenzt und reicht weder weit noch lange. Vermutlich ist man klug beraten, sparsam damit umzugehen und sich einen Platz fernab aller Turbulenzen zu suchen. Von dort kann ich alter Tropf ungestört beobachten, wehmütig meine Erinnerungen abrufen und vor allem besorgt kommentieren und kritisieren. Denn mit dem Alter kommt gern die Besorgnis über den Stand der Dinge, und um die scheint es meist nicht gut bestellt zu sein. Wohin der Blick auch fällt – das hätte es in früheren Zeiten nicht gegeben. Werte, Sitten, Umgangsformen, alles ist offensichtlich im Niedergang. Wo soll das noch hinführen?

Allerdings: die Kinder und Enkel zeigen uns, dass hinter dem Rücken Neues entstanden ist, und an die Stelle unserer Vergangenheit scheint eine neue Lebensform getreten zu sein.

Das Altwerden ist weiß Gott nicht einfach!

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Kommentare

  1. "Allerdings: die Kinder und Enkel zeigen uns, dass hinter dem Rücken Neues entstanden ist, und an die Stelle unserer Vergangenheit scheint eine neue Lebensform getreten zu sein.

    Das Altwerden ist weiß Gott nicht einfach!"

    Ich finde, das hast Du wunderbar und sehr treffend formuliert!

  2. Ich bin auch eher der, der meint, "Altwerden ist nichts für Feiglinge". Aber, @FlorianS , mir liegt es weder, wehmütig Erinnerungen abzurufen, noch die Besorgnis über den Stand der Dinge. Weil die Zukunft gerade jetzt beginnt, finde ich ist ein schönes Motto. Der Verfall der Sitten, das meinte auch unsere Elterngeneration, zu unserem Verhalten. Das will und werde ich nicht nachahmen.
    Es sind die kleinen Dinge, die mir Mut machen. Die junge Frau, die sich stundenlang Zeit für mich nahm, als ich meinte, ich könne nach dem Tod der Liebe meines Lebens nicht mehr weiterleben. Das kleine Mädchen, dass heftig widersprach, als ich es mit "kleine Maus" anredete.
    Ja, ich blicke voll Vertrauen und Neugier in die Zukunft und sei es auch noch für kurze Zeit, bis sich mein Lebenskreis schließt.
    Gruß Bernd

    1. @BerndMoosecker
      Hallo Bernd.
      Ganz so bierernst war mein Eintrag nicht gemeint, vielleicht kann man auch das Augenzwinkern dahinter entdecken. Natürlich ist klar, dass hinter unserem Rücken Neues entstanden ist, und dass dies an die Stelle des Altbekannten getreten ist. Das Leben erlischt nicht. Es geht in anderer Form weiter.
      Mein Herumnörgeln wird jedoch vom Sohn und vom Enkel mit lässigem Desinteresse und verständnisvoller Nachsicht ertragen.
      LG Florian.

      1. Hallo Florian,
        danke für Deine Klarstellung.
        Auch ich übe mich natürlich im Herumnörgeln. Wie meine Tochter es erträgt? Das ist zwar ihre Sache, aber ich verlange Respekt und drohe bei Desinteresse mit Enterbung. Nun ja, sie erbt meinen ganzen alten Kram und darf die Kosten für die Entsorgung tragen 🙂
        Liebe Grüße Bernd

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