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Die Gemäldegalerie in Dresden bietet ihren BesucherInnen in diesen Tagen einen Kunstgenuss der ganz speziellen Art. Sie schaut auf 300 Jahre Bernardo Bellotto, den Dresdnern, Dresdnerinnen und darüber hinaus wohl besser bekannt als Canaletto. Wer kennt sie nicht, die wunderbaren Stadtansichten, auch Veduten genannt. Ich habe diese Bilder sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen.
Die Biografie dieses Malers macht es uns nicht ganz einfach. Geboren am 21. Mai – das scheint festzustehen – bei dem Jahr ist man sich nicht ganz so einig. Es könnte 1721 oder auch 1722 sein. Gefeiert wird dieses Jahr und all die Liebhaber dieser Städtemalerei sind eingeladen, Bekanntes und Neues zu genießen.
Ich erinnere mich an einen Besuch der Gemäldegalerie mit meiner Freundin Kristina. Wir entdeckten in der Abteilung des 18. Jahrhunderts Bilder, die uns an irgendwen und irgendwas erinnerten. Ja, sie sahen aus wie Canaletto. Der Blick auf das kleine Informationsschild belehrte uns eines Besseren: Giovanni Antoniio Canal. Eine freundliche Dame des Aufsichtspersonals erklärte uns. Das ist der Onkel von dem uns so bekannten Canaletto. Von eben diesem Onkel hat der Neffe und auch Schüler den NamenCanaletto übernommen.
Inzwischen nach einer grundlegenden Sanierung der Galerie gehört dem mit Dresden so eng verbundenen Canaletto eine eigene Abteilung. Ich kann den Bildern ziemlich nah kommen und all die Kleinigkeiten genauer betrachten. Noch vor wenigen Jahren hingen die berühmten und auch ziemlich großen Bilder an einem Treppenaufgang. Da war nur ein Supervisionsblick (hier aber von unten nach oben) möglich. Zwei Fotos der Treppe füge ich an, bei den Bildern halte ich mich lieber zurück.
Da gibt es “Der Markt in Dresden vom Jüdenhof aus”. Eine köngliche Kalesche als Sechsspänner ist auf dem Weg zur Gemäldegalerie. Heute ist das Gebäude das Verkehrsmuseum. Ich dachte immer, der Kutscher hat es etwas übertrieben, hoffentlich kippt die Kutsche nicht um. Irgendwo hörte ich in den letzten Tagen, die Kutsche hängt so schief, weil der König so schwer war. Es herrschte ein reges Leben auf diesem Areal. Es fanden, wenn auch sehr selten, noch Hinrichtungen statt. Ein Galgen ist bei genauem Betrachten des Bildes zu finden. Ein Kollege von mir hatte mal einen Artikel über die Grausamkeiten der Stadt veröffentlicht und dabei auf die Richtstätte hingewiesen. Jetzt war es genau zu sehen.
Ein zweites Bild zeigt “Der Neumarkt in Dresden von der Moritzstraße aus”. Markttreiben mit vielen Details. Gleich wird wahrscheinlich König Drosselbart um die Ecke kommen
.Naja, auf solche Gedanke komme wahrscheinlich nur ich.
Ein zweites Bild ragt für mich noch heraus “Die Trümmer der ehemaligen Kreuzkirche”. Der Ruinenberg mit den vielen Steinen und Balken ist ebenso beeindruckend wie auf der rechten Seite die riesige Leiter. Ich bin stets aufs Neue fasziniert. Parallelen zur Ruine der Frauenkirche viele, viele Jahre später tauchen auf.
Aber auch in all die anderen kann man eintauchen in das damalige Leben.
Schicksale der Stadt Dresden und das wieder Auferstehen gelang auch mit Hilfe Canalettos Bilder. Und damit war ein Grundstein gelegt für die heutige Liebe zu ihnen.
Für mich wird es ein schöner Sommer. Bis zum 28. August ist die Ausstellung “Zauber des Realen- Bernardo Bellotto am sächsischen Hof” zu sehen. Leihgaben aus Wien, Warschau, Washinton, Los Angeles, Dublin, Manchester und London werden mir Neues bieten. Sogar bis zum 25. September ist im Stadtmuseum Pirna die Sonderausstellung “Canalettos Blick” und eine Bellotto-Porträtvedute von Christoph Wetzel zu sehen (Da kann ich dann freudig das 9-Euro-Ticket nutzen). Auch diese Stadt hat Canaletto für die Ewigkeit festgehalten.
Ich weiß, wo ich den Sommer verbringe. lch bin dann mal weg.
Constantia

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