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Herr Prantl und der Internationale Frauentag
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Heribert Prantl (*1953), ehemals Mitglied der Chefredaktion und immer noch Kolumnist der Süddeutschen Zeitung, fand klare Worte zum Internationalen Frauentag am 08.03.2022, der – und das füge ich jetzt an – natürlich wegen der ‚Männer-Sache‘ in der Ukraine kaum beachtet wurde.
Kurzfassung:
Es ist Weltfrauentag in einem Jahr, in dem in der Ukraine Frauen mit ihren Kindern in den Bombenkellern hocken und Angst haben müssen – um tags darauf zu fliehen, Hals über Kopf, weg von Putin, weg von der Gefahr, weg aus der Todeszone – während ihre Männer und Gefährten derweil versuchen, Putins Armee irgendwie aufzuhalten.
Der internationale Frauentag 2022 steht im Schatten des Krieges, eines Krieges mitten in Europa. Er schreit nach Frieden, weil Frieden die Voraussetzung für Recht und Rechte ist, auch für Frauenrechte.
Krieg ist eine maskuline Disziplin. Wir brauchen deshalb nicht nur einen Weltfrauentag im Jahr, wir brauchen 365 internationale Frauentage.
Putin hat diesen Krieg verbrochen und mir fällt immer, wenn ich ihn sehe, ein Buch ein, das der Kulturtheoretiker Klaus Theweleit vor über 40 Jahren publiziert hat. Es ist unlängst neu aufgelegt worden, 1200 Seiten dick. Im aktuellen Nachwort schreibt Theweleit, es sei leider genau so aktuell wie eh und je….
Das Buch heißt ‚Männerphantasien‘ und Theweleit beschreibt darin Männer vom Typus Putin, die eine 12.000-jährige Gewaltgeschichte in ihren Körpern tragen, die ihnen Dominanz verleiht und die von den Gesellschaften gepflegt und gefördert wird.
Theweleit spricht von einem Typus, der den Faschismus ermöglicht und Krieg als Mittel der Politik betrachtet.
Mann war Macht – Mann ist Macht – und Macht war und ist Gewalt!Putin ist ein Mann genau so, wie ihn Theweleit beschreibt.
Putin ist ein Vergewaltiger, er ist ein Brutalist, er ist die Verkörperung der patriarchalischen Gewalt – einer Gewalt, die sich als Liebe tarnt, in diesem Fall als Liebe zum russischen Volk.
Zum Schluß sagt Prantl: Der internationale Frauentag ist dafür da, diesem Typus und diesen Typen das Wasser abzugraben.
Ich kenne das Buch, hab’ es schon 1978 gekauft und gelesen. Die Erstausgabe ist 1.100 g schwer und – egal ob sitzend oder liegend – sehr unbequem zu lesen. Aber das vergisst man, wenn man erst einmal angefangen hat und sich auf Theweleits “literaturwissenschaftlich-historisch-psychoanalytische Untersuchung von Männern und ihren Phantasien“ einlässt.
Und wahrlich – es hat sich seit damals kaum etwas geändert….!
M.
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