Startseite Foren Philosophie Stoizismus - Zeitverschwendung

  • Stoizismus - Zeitverschwendung

    Von NouveauVie am 9. Dezember 2021 um 9:23

    ZEITVERSCHWENDER

    »Selbst wenn alle Genies der Geschichte sich auf dieses eine Thema konzentrierten, könnten sie doch niemals Worte finden, die ihr Erstaunen darüber ausdrücken, wie beschränkt der menschliche Verstand ist. Kein Mensch würde auch nur einen Zentimeter seines Besitzes hergeben, und bei dem kleinsten Streit mit dem Nachbarn können höllische Kosten auflaufen; dennoch erlauben wir es anderen ganz selbstverständlich, in unser Leben einzugreifen – schlimmer noch, oft bereiten wir denen, die uns übel mitspielen, sogar noch den Weg. Niemand gibt einem anderen im Vorbeigehen eine Münze – aber wie viele von uns verschenken derart ihr Leben! Bei Besitz und Geld achten wir auf jeden Heller, doch über die Zeitverschwendung denken wir nicht nach – dabei ist sie das einzige, wo wir wirklich geizig sein sollten!«

    Seneca, Über die Kürze des Lebens, 3.1–2

    Heute wird es endlose Unterbrechungen geben: Telefonanrufe, E-Mails, Besucher, unerwartete Ereignisse. Booker T. Washington stellte fest, dass »die Anzahl der Menschen, die bereit sind, einem Zeit zu rauben, ohne jeden Zweck, schier endlos ist.«

    Philosophen dagegen wissen, dass ihre optimale Haltung Reflektion und nach innen gerichtete Aufmerksamkeit ist. Darum achten sie so sorgsam darauf, ihre Privatsphäre und ihre Gedanken vor äußerer Einflussnahme zu schützen. Sie wissen, dass einige Minuten der Kontemplation viel mehr wert sind als jedes Meeting oder jeder Geschäftsbericht. Sie wissen auch, wie wenig Zeit wir im Leben eigentlich haben – und wie schnell unser Lager leergeräumt sein kann.

    Seneca erinnert uns daran, dass wir vielleicht sehr gut darin sind, unseren materiellen Besitz zu schützen, aber uns überhaupt nicht gut genug um unsere inneren Grenzen kümmern. Besitz kann man wiedererlangen – es gibt noch ziemlich viel Land, das von Menschen unberührt ist. Aber Zeit? Die ist unwiederbringlich verloren, und wir können sie uns nicht zurückkaufen. Wir können nur versuchen, so wenig wie möglich zu verschwenden.

    Genuss antwortete vor 1 Jahr, 9 Monaten 10 Mitglieder · 30 Antworten
  • 30 Antworten
  • Genuss

    Mitglied
    10. März 2024 um 18:40

    @NouveauVie na dann los

  • NouveauVie

    Mitglied
    10. März 2024 um 17:55

    @Genuss: Wenn das jetzt ein lustiger Witz ist, dann kann ich nur den Kopf schütteln.

  • Genuss

    Mitglied
    10. März 2024 um 13:33

    Hallo @NouveauVie Auch ich glaube an die „Reinkarnation“ ich habe es erlebt, mein Nachbar hat sich einen Hund vom Tierheim besorgt und der hat den Namen Caesar

  • Mondin

    Mitglied
    10. März 2024 um 10:27

    „Die Arbeit läuft dir nicht davon, wenn du deinem Kind einen Regenbogen zeigst. Aber der Regenbogen wartet nicht bis du mit der Arbeit fertig bist“. (aus China)

    Mondin

  • Yossarian

    Mitglied
    10. März 2024 um 9:56

    Das mit dem übernächsten Leben ist mehr ein flapsiger Spruch, @NouveauVie . Ob es Reinkarnation gibt, ob wir in irgendeinen Himmel kommen oder mit dem Tod einfach verschwunden sind ist nichts, worum ich mir Gedanken mache. Es wären eh nur Spekulationen und damit Zeitverschwendung.

    Es gibt eine Lehrrede des Buddha, die es auf den Punkt bringt (sehr frei wiedergegeben): der Buddha wird gefragt, woher die Welt käme und antwortet darauf, der Schüler möge doch besser seine Zeit mit dem verbringen, für das er eine Lösung finden kann. Sich mit Problemen herumzuschlagen, für die man mit Sicherheit keine Antwort finden kann, sei Zeitvergeudung.

  • NouveauVie

    Mitglied
    10. März 2024 um 9:22

    Vielen Dank für Deine zusätzlichen Erläuterungen in Bezug auf den Buddhismus. Und wenn Du vom übernächsten Leben sprichst, dann ist für Dich Reinkarnation (auch mehrmals) keine Utopie?

  • Yossarian

    Mitglied
    9. März 2024 um 19:32

    Nein, @NouveauVie , die Erleuchtung ist frühestens im übernächsten Leben dran. Wink

    Erleuchtung, was auch immer man darunter verstehen mag, ist für mich kein Ziel. Es gibt aber faszinierende Parallelen zwischen der buddh. Lehre und dem, was ich über den Stoizismus gelesen habe. Ein großer Unterschied wiederum liegt in der Methode. Im Buddhismus wird großer Wert darauf gelegt, dass Lesen, Lernen und Nachdenken allein nicht reicht, sondern dass Meditation ein wichtiger Bestandteil des Weges ist – in diesem Fall die Vipassana- d.h. Achtsamkeitsmeditation. Was man über Nachdenken rational erfassen kann, zum Beispiel die Illusion des „Ich“, wird in der Achtsamkeitsmeditation direkt erlebt. Das ist eine eindrückliche Erfahrung, die aber eine Menge Übung erfordert.

    Was ich sage gilt nur für den Theravada-Buddhismus, die einzige Lehrart, mit der ich mich intensiver befasst habe. Da habe ich allerdings guten Kontakt zu jemandem, der auf Sri Lanka aufgewachsen ist, also von klein auf mit dem Theravada gelebt hat.

  • NouveauVie

    Mitglied
    9. März 2024 um 19:18

    Und wie ist nun heute Dein Verständnis zum Buddhismus? Bist Du erleuchtet?

  • Yossarian

    Mitglied
    9. März 2024 um 18:42

    @NouveauVie Es gibt tatsächlich Vieles, worüber Gerüchte, Redensarten, Vorurteile oder Ähnliches kursieren und bei dem sich ein Blick hinter den Vorhang lohnt. Ich bin Anfang der 90er aus Neugierde in der buddh. Pagode in Hannover gewesen und dann 15 Jahre bei einer Gesprächs- und Meditationsgruppe in einem buddh. Zentrum hängengeblieben. Die Neugierde, die Unzufriedenheit damit, nur Gerüchte, Redensarten und Vorurteile zu kennen, hat mich schon zu vielen interessanten Gruppen und Gesprächen geführt.

  • Cocco

    Mitglied
    9. März 2024 um 18:29

    Yossarian @Yossarian …so gesehen waren wir eben nur mal kurz „Gassi“

    🖐😅LG

Seite 1 von 3

Sie müssen angemeldet sein, um zu antworten.

Verstoß melden

Schließen