Nochmals: die Wirklichkeit als Einheit

In der Geschichte der Philosophie spielte der Begriff der Natur und das Einssein mit der Natur oft eine zentrale Rolle. Besonders in der Stoa – ich denke speziell an Marc Aurel – ist stets die Rede von der Allnatur, in die alles eingebettet ist, und in der alles nach geordneten Regeln abläuft.

Für den niederländischen Philosoph Baruch de Spinoza hat die Natur Anteil am Wesen Gottes, und der Mensch ist Teil dieser Natur. Wie kommt es aber dann, dass das Handeln und das Begehren des Menschen oft im Widerspruch stehen zur göttlichen Ordnung, dass sich der Mensch gewissermaßen versündigt an der Natur? Anders formuliert: worin liegen die Ursachen, die falsches Bewusstsein bewirken? Wie ist Irrtum möglich? Diese Frage ist für ihn nur von der Natur des Menschen her zu beantworten, die selber als Teil der Gesamtnatur deren Gesetzen unterliegt.

Die Keimzelle dieses falschen Bewusstseins ist für Spinoza der Antropomorphismus. Er versteht darunter eine Denkweise, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt, und alles übrige auf ihn bezieht. Selbstverständlich fasst Spinoza den Menschen als das für ihn wichtigste Wesen, was Selbsterhaltung und Glück angeht. Aber gerade darum darf er sich nicht zum Maß aller Dinge machen, genau deshalb muss er sich als Teil der Natur verstehen, ohne die er nicht sein kann, die aber wohl auf ihn verzichten kann.

In einigen Weltinterpretationen ist diese Sichtweise offensichtlich verloren gegangen.

Ähnliche Beiträge

Kommentare

  1. @FlorianS Hallo Florian,

    jeder antwortet so wie er kann oder wie er möchte. DAS, was jemand sagt, und wie er es sagt, spiegelt auch immer sein Wesen u. seine Persönlichkeit wider. Das vorab.

    Wenn ich denn jetzt antworten werde, und ich weiß nie - wohin da meine Reise geht, wird man dem entnehmen, daß ich nicht - vertieft - von "der" Philosophie komme. (Dass es nun nicht DIE Philosophie gibt, das ist mir ja bekannt. Und dass sich sogar einige Strömungen gegenseitig "bekämpfen", ist mir auch bekannt.) Stoa, Monismus, hier erwähnt, ... sagen mir erstmal nicht sooo viel; Pantheismus ist mir bekannt. Jedoch bin ich keineswegs un-philosophisch, falls man das so ausdrücken kann.

    Was mich persönlich s e h r interessiert, wäre etwa der Bereich "Moderne Physik und Philosophie". Weil mich u.a. an der modernen Physik vor allem die Quanten-Mechanik ("Quantenphysik") fasziniert. Es ist eine sooooo andere unserem Gehirn nicht von Natur aus zugängliche da sehr abstrakte Verständnis-Welt. Sie scheint aber nur widersprüchlich zu sein !! Denn man kann sie ... in der Tat ... auch philosophisch verstehen. Da dieser so spezifische Interessens-Bereich nun sehr begrenzt ist, zudem noch Kenntnisse in der Physik des ganz Kleinen a bissl mehr voraussetzt, ... dürfte die Anzahl der Interessenten ebenfalls sehr stark eingeschränkt sein. Jedoch bin ich der Meinung, daß da (stets) gilt: "Weniger ist mehr". Also reicht da ggf. EIN Interessent aus, mit dem man sich diesbzgl. austauschen kann. [Übrigens: es kann sein, daß ich zu diesem "feinen aber kleinen" Thema eine GRUPPE eröffne.]

    Die Vorstellung des Natur-Philosophen Spinoza bzgl. des Einsseins mit der Natur und daß da ALLES (Welt) = EINS (Gott) ist, und damit alles auf diesen einen "Gott" zurückgeführt werden kann, also in Richtung Monismus gehend, ... die sagt mir sehr zu. Wenn also Gott = die Summe aller Atome ist bzw. (nach neuesten aktuellen wiss. Erkenntnissen des STANDARDMODELLS DER ELEMENTARTEILCHEN-PHYSIK / = die Bibel der Quanten-Welt!) Gott = die Summe aller Elementarteilchen ist ... dann ist auch EIN JEDER MENSCH EIN TEIL GOTTES. Tja - auch ich bin dann göttlich. Und Du auch. Ist das nicht wirklich göttlich? :-))) Wenn ich denn eine Gottes-"Vorstellung" überhaupt haben sollte, für mich ist es aber eher ein hypothetisches Konstrukt, das der Mensch dringendst braucht 😉 ;-), ... dann ist mir diese pantheistische Sichtweise SEHR sympathisch.

    Wenn ich jetzt bei Dir die Begriffe "Einssein" mit und in der Natur (genau das habe ich selber schon genau SO bei früherer Korrespondenz geschrieben) und "Allnatur" lese, so bin ich immer wieder begeistert von dieser Begriffs- oder Wortzusammenfassung. Da ist dann ja EINS und das ALL(es) enthalten. Und damit ist schon alles gesagt ;-). Der Begriff "Weltall" = "Welt-all" ist eigentlich - in d. Sinne - ein Pleonasmus. Denn das ALL beinhaltet ja schon selbsterklärend, daß nun alles dieser (unserer mateiellen und auch immateriellen) Welt damit be-nannt wurde.

    So, damit nun finito. Es wird ja sonst wieder zuuu lang. Werde aber ggf. später zu von Dir weiterhin erwähnten Punkten meine Sichtweise abgeben.

    Herzliche Grüße - Tiro

    1. @Tiro Hallo Tiro,
      dein Posting ist sehr lang, und ich kann es heute abend nur ganz kurz beantworten. Natürlich ist Spinozas Philosophie reine Spekulation, es ist keinesfalls eine Hypothese. Aber, seine Gedanken gefallen mir ... was auch immer das bedeuten soll ... sie faszinieren mich auf eine seltsame Weise.

      Der Grund für meinen Eintrag kannst du vielleicht darin suchen, dass aus meiner Sicht manche gegenwärtigen Probleme dadurch entstehen, dass wir Menschen glauben, wir wären die »Krone der Schöpfung«, dass wir uns gewissermaßen außerhalb der Natur wähnen. Deshalb auch mein Satz am Schluss: die Natur kann wohl auf uns verzichten.

      Mehr dann demnächst!
      Gruß/Florian.

    2. @Tiro Hallo Tiro,
      die Quantenphysik ist für mich eine Nummer zu groß. Ich habe mehrmals ohne Erfolg einen Einstieg versucht, eine Brücke zur Philosophie ist mir nicht gelungen. Es ist mir auch keine Literatur bekannt, die die Thematik in der Form behandelt, dass sie für mich von Interesse ist.

      In meinen Blog-Einträgen schreibe ich über das, was zur Zeit mein Lesestoff ist, oder was mich gedanklich umtreibt. Gegenwärtig ist es die Diskussion zur sog. Klimakrise in Verbindung mit der Lektüre von Spinozas Ethik.
      Gruß/Florian.

Verstoß melden

Schließen