Bauch hinein!
Bauch hinein! (belami)
Herrlich, wunderbar, heiß, erlebnisreich war er, der Sommer 2009. Und obendrein mit zahlreichen Höhepunkten verbrämt. Aneinander gereiht, ein buntes Kaleidoskop unzähliger mehr oder minder erfreulicher Ereignisse, ungezählter mehr oder minder erfreulicher Begebenheiten. Eine davon sei hier stellvertretend erwähnt.
Schon am frühen Vormittag wabbert hochsommerliche Hitze durch Gassen und Wege, lastet eine sonnendurchglühte Dunstglocke über der kleinen Stadt. Wen wundert es da, dass das nahe gelegene Freibad schon am frühen Vormittag überbelegt ist. Und, obwohl der zu einem Badesee umfunktionierte Schotterteich an vielen Stellen arg verschlammt, drängeln Männlein wie Weiblein, wie Kids dem kühlen Nass entgegen, was angesichts subtropischer Temperaturen ja auch verständlich ist. Mitten unter ihnen, dränge auch ich mich der Erfrischung entgegen, komme jedoch nur ein paar Schritte vorwärts, um gleich wieder mit einer galanten Verbeugung der holden Weiblichkeit den Vortritt lassend. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, des ewig Nachgebens überdrüssig, lehne ich mich an die Wand der Umkleidekabinen und gucke dem Badetreiben zu. Hoch interessant, aber auch hoch pikant, liegt das badesüchtige Volk höchst dürftig - halt nur notdürftig würde ich es bezeichnen - bekleidet unter- oder neben dem Sonnenschirm. Oben ohne ist vornehmlich bei der jüngeren Generation In, bei mir erzeugt es naturgemäß Stielaugen. Naja, sieht man ja auch nicht alle Tage.
Linkerhand des Sees erweckt eine flüchtige Bewegung mein Interesse. Hockt da tatsächlich ein Mensch im halbhohen Gebüsch, den Feldstecher am Auge.
Was der wohl zu gucken hat, murmle ich halblaut im Selbstgespräch. "Na die Nackerten da drüben", antwortet ein Badegast grinsend, der meine halblaute Frage gehört.
"Sind FKKler." Just in dem Moment als ich antworten will, geht die Tür der Umkleidekabine, und heraus strömt eine Anzahl weiblicher Schönheiten. Sofort gehe ich in Angeberstellung, auf gut deutsch: Bauch hinein, Luft anhalten. Ich nenne das so, weil mein alter Körper ja doch nie und nimmer einen Waschbrettbauch zu fabrizieren imstande ist.
Kichernd huschen die Teenager vorbei. Dicht dahinter folgt ein etwa fünfjähriges Mädchen an der Hand eines graumelierten Mannes. "Guck Onkel", gluckst die Kleine, "der Mann hat aber einen Sonnenbrand, der ist doch butterrot im Gesicht." Schwupps, fährt der Bauch heraus, was die Kleine postwendend zu der Feststellung veranlasst: "Onkel, platzt jetzt der Mann wie der Froschkönig?" Schnapp, die Luft raus, den Bauch wieder einfahren. "Onkel, der Mann hat schon wieder so ein rotes Gesicht, und die Luft ist ihm auch ausgegangen." Schwupps, den Bauch raus. Da geht die Umkleide Kabinentür. Schnapp, Bauch rein und Luft anhalten.
Tritt eine silbergrau melierte Dame aus der Kabine, guckt mich an, tippt mir auf den Bauch. "Manno, kannste ruhig rauslassen, ich weiß Bescheid." Schwupps, traurig hängt der Bauch über die Badehose, verkriecht sich Momente später schamhaft in den ihn einhüllenden Bademantel.
Ein Text von: belami
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