Herr Fisch und das Chaos

Herr Fisch und das Chaos (Baro)

Herr Fisch, stets auf der Suche nach dem angeblich schwächeren Geschlecht, bereitet sich auf den ersten Hausbesuch bei seiner neuen Angebeteten vor.
Leichter gesagt, als getan. Gezwungenermassen Single, da zu hause in Unehren entlassen, fristet er nun ein Dasein zwischen abzuwaschenden mehrmals gebrauchtem Geschirr, nicht mehr wohlriechenden Handtüchern, herumliegenden Einzelsocken, nicht auffindbarer Unterwäsche und irgendwie abhanden gekommene Fernbedienung.
Kurz vor dem Duschen muss er noch die in der Wanne stehenden verschmutzten Schuhe herausnehmen und sie auf die Fensterbank stellen. Von einem ehemaligen Arbeitskollegen erbittet er telefonisch eine Krawatte und geht endlich frisch rasiert, geschniegelt und gebürstet aus dem Haus, stolziert auf die Garage zu, greift in die Jackentasche und bemerkt, er hat den Autoschlüssel in der Wohnung liegen lassen, ebenso den Hausschlüssel.

Er beschliesst, den Bus zu nehmen, nur.wo ist die nächste Haltestelle ?
Erkundigung einholen bei Nachbarin Frau Schmitz, " oh Herr Fisch, was besonderes vor heute ?" nach der nächsten Busstation. Kurz vor Erreichen derselben fährt der Bus an ihm vorbei, ein Fahrplan ist nicht vorhanden.
Kurzentschlossen hält er eine vorbeikommende Taxe an, dessen Fahrer mit wenigen deutschen Sprachkentnissen ausgestattet, ob Absicht oder nicht ist nicht zu erkennen, auf einigen eurobringenden Umwegen das angegebene Fahrziel erreicht. Erleichtert verlässt Herr Fisch das Fahrzeug, eilt auf das Haus seiner Angebetenen zu , bleibt ruckartig wie erstarrt stehen.

Er hat vergessen, Blumen mitzubringen. Ein Blumenladen ist nicht in Sicht, dafür eine weit sichtbare Tankstelle. Eiligen Schrittes erreicht er diese, kauft drei gleichaussehende in einem Eimer stehende Sträusse zu je ZweiEuroFuffzich und spurtet mit wehenden Haaren zur Einganstür zurück. Unter 34 Klingelknöpfen findet er nach einigen Minuten den richtigen, drückt diesen und wartet hoffnungsfroh auf das Surren des Türöffners. Vergebens. Nochmaliges drängenderes Klingeln. Ohne Erfolg. Die Tür geht auf, eine Frau kommt heraus. Herr Fisch versteckt die Blumen schnell hinter seinem Rücken.
Zu wem er denn wolle. Er nennt den Namen der ihn Erwartenden.
" Wenn Sie von den Stadtwerken sind," teilt ihm die Frau in vertraulischem Ton mit, "müssen sie morgen nochmal kommen, aber kommen Sie bitte vormittags".
Mit einem wissenden Lächeln fügt sie leise hinzu: " Kommen Sie aber am Vormittag, nachmittags bekommt sie Besuch von ihrem neuen Freund ".

Herrn Fischs Erfahrung: Auf Armbanduhrenkalender ist auch kein Verlass mehr

Eine Geschichte von: Baro

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