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  • Das Grüne Gewölbe

     Fischersfruwe antwortete vor 5 Jahren, 11 Monate 4 Teilnehmer · 7 Beiträge
  • Constantia

    Teilnehmer
    8. Dezember 2019 um 10:16

    Ein paar dreiste, unverschämte und brutale Diebe bringen mich dazu mein Bücherregal zu durchforsten. Und siehe da, ich habe es noch. Dieses Buch aus dem Jahre 1968 (meines ist aus der dritten Ausgabe 1974). Der damalige Chef des Grünen Gewölbes Joachim Menzhause hat es herausgebracht.

    Das war in der Zeit als das Residenzschloss noch eine Ruine war und ein Wiederaufbau keinesfalls eine beschlossene Sache war.

    Mir fällt auf, da gibt es so eine Lücke. August der Starke, dieser unendliche Schatz, der Stolz und mit der Zerstörung Dresdens ist eine Lücke. Schätze waren ausgelagert oder irgendwelche Nazi-Größen hatten sie sich unter den Nagel gerissen. Auch die Wettiner hatten einiges in Sicherheit gebracht oder bringen lassen. Ein Teil der Kunstwerke war auch als Kriegsbeute verschwunden.

    Das Schloss völlig zerstört. Wer interessierte sich überhaupt in dieser Zeit für Kunst?

    Es gab sie, die Unermüdlichen. Das heutige Albertinum, ein ehemaliges Arsenal, später schon Museum, konnte zur Unterbringung genutzt werden. Langsam tauchte das eine oder andere wieder auf. Mitte der fünfziger Jahre gab die damalige Sowjetunion eine Reihe von Kunstwerken zurück. Ich will es mal salopp sagen. Es muss wohl so ein bisschen wie in einem Gemischwaren-Laden zugegangen sein. Der Zwinger nahm nach seinem Wiederaufbau die eine oder andere Sammlung wieder auf. Und im Albertinum wurde umsortiert.

    In der Zeit als das o. g. Buch erschien, bekam das Grüne Gewölbe auch seinen festen Platz im Albertinum. Für damalige und DDR-Verhältnisse mit einer Sicherungsanlage. Wie auch immer das ausgesehen haben mag. In dem erwähnten Buch ist ein Foto zu sehen und von der späteren Pracht ist nicht einmal andeutungsweise etwas zu sehen.

    Als mit der Wende der Aufbau des Residenzschlosses konkrete Formen, Belegungspläne und Gestaltungsträume aufkamen war auch irgendwann der Zeitpunkt für Pläne für den kostbarsten Schatz angezeigt.

    Zwei Schatzsucher fanden 1996 bei Schloss Moritzburg einige Schätze der Wettiner. Die Kunstwelt kann schon richtig spannend sein.

    Wer nun ins Grübeln kommt, die kostbarsten Stücke im Erdgeschoss? Ja, der gute alte August hatte es so geplant. Er ließ bauliche Veränderungen vornehmen. In dem o. g. Plan ist ein Foto mit eigenen Ergänzungen zum Bau von August dem Starken persönlich. So wie es einige von euch vielleicht sogar gesehen haben, war es angedacht, geplant und gestaltet.

    Kurz vor seinem Tod erließ der Kurfürst eine Verordnung, die u. a. erlaubte, dass "frembden sowohl als einheimischen" für einen Dukaten der Besuch erlaubt sei. Natürlich schon damals unter strengen Auflagen.

    Als es im Jahre 2006 wieder eröffnet wurde, war der Andrang groß. Anmeldung in einem Zeitfenster im Internet. Manchmal konnte man, wenn man Glück hatte, noch eine Karte so ganz zufällig im Besucherzentrum des Kleinen Schlosshofes ergattern. Ich hatte mal das Glück.

    Allerdings war ich nach kurzer Zeit so geblendet von all den Ausstellungsstücken, von der Ausstattung der Räume. Für mich war es schlicht und einfach zu viel, meine Sinne waren überfordert. Ich weiß schon, warum ich öfter und in kleinen Stippvisiten im Residenzschloss halt mache.

    Zur Zeit bleibt der Besuch im Neuen Grünen Gewölbe in der ersten Etage. Dort wartet auf mich "Der Hofstaat zu Dehli am Geburtstag des Großmoguls Aureng-Zeb". Mein Lieblingstück – eine "Puppenstube" aus Gold, Edelsteinen, Diamanten und viel Phantasie.

    Constantia

  • Fischersfruwe

    Teilnehmer
    8. Dezember 2019 um 12:16

    Danke Constantia, für deinen tollen Beitrag. So hat man doch auch etwas von der Geschichte und dem Umfeld erfahren und kann den Wert des Verlustes – auch den ideellen – viel besser einordnen.

    Einen gemütlichen zweiten Advent wünsche ich dir und allen Mitleser*innen.
    Fifru

  • Constantia

    Teilnehmer
    8. Dezember 2019 um 12:45

    Dabbes, Du verwechselst da was. Frau Biedenkopf war Fan eines schwedischen Möbelhauses und wollte dort Rabatt. Das fanden man nicht so lustig. Auf Diamanten steht sie weniger.

    Constantia

  • Constantia

    Teilnehmer
    8. Dezember 2019 um 17:14

    @ fischersfruwe

    Ich war selbst überrascht, was ich so alles an Material über diese Zeit gefunden habe. Muss dann beim Schreiben aufpassen, dass ich mich nicht gänzlich in solchen Geschichten verliere.

    In Thüringen sind gestohlene Gemälde jetzt wohl wieder aufgetaucht und auch vom 1977 gestohlene Sophienschatz sind Teile wieder ans Licht gekommen. Aber da waren wohl die Auftraggeber andere.

    Constantia

  • Fischersfruwe

    Teilnehmer
    8. Dezember 2019 um 19:08

    Na, solange es so informativ ist, kannst du gwerne "mäandern", liebe Constantia : )

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