Rendsburg 2. Tag
Wasser wohin man blickt - unter uns, neben uns, über uns. Ich war den ganzen Tag nur einmal kurz außerhalb des Schiffes. Es regnete fast den ganzen Tag. Da hat man Zeit zum Lesen.
Mitsegler Christof fragte vor einiger Zeit an, welche Art von Romanen ich für Mußestunden und lange Freiwachen an Bord habe. Zu meiner Schande musste ich gestehen, dass außer technischer Segelliteratur nichts zum Lesen da war. Die Lösung dieses Problems fand ich in einem Buchladen in Greifswald. Dort stand eine riesige Wühlbox mit preisreduzierten Mängelexemplaren, Bücher, die im Druck etwas schief geraten waren, oder deren Paperbackeinband nicht so war, wie er sein sollte, das Stück zu 2,99 . Die schiere Masse der Bücher überforderte mich allerdings. Und so gab ich der Verkäuferin den Auftrag, mir 10 Exemplare herauszusuchen, die sie sich selbst kaufen würde. Das wiederum überforderte die Verkäuferin.
Es kam zum typischen Frage Antwort Verkaufsgespräch: Welcher Lesegeschmack? Für Männer oder Frauen? Thriller oder Liebe? Meine Antwort: Für Männer! Thriller! Ruck zuck waren 10 Bücher ausgewählt und ich hatte was zum Lesen auf der SAMANTA. Frau b. schnappte sich am gleichen Abend ein Buch und teilte mir am nächsten Morgen mit, dass sie gedenke, es mit nach Hause zu nehmen, weil es sehr spannend wäre. Da waren es nur noch neun.
Ich wählte mir vor einigen Tagen einen Thriller von einem finnischen Schreiberling aus. Die Story war platt und schlecht geschrieben, von Spannung keine Spur. Heute Nachmittag legte ich mich ins Bett und überflog die letzten Seiten. Nach der Lektüre überlegte ich kurzzeitig, ob ich das Buch gleich weg schmeißen sollte. Eigentlich müsste ich es tun. Warum soll sich noch ein weiterer Leser darüber ärgern.
Mir fiel aber ein, dass ich im Hafen einen Tisch mit Tauschbüchern gesehen habe. Dort bringe ich es hin und nehme mir dafür ein anderes mit, in der Hoffnung, dieses mal mehr Glück zu haben.
Die einzigen wirklich sinnvollen Beschäftigungen des Tages waren ein ausführliches und gemütliches Frühstück, ein schmackhaftes Abendbrot und die Installation der Fernsehantenne auf dem Deck des Schiffes, damit wir morgen Abend das Finale der Fußball Bundesliga schauen können.
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