NACH MALTA DER SPRACHE WEGEN 3

Auch jetzt vergeht die Zeit wieder so schnell, daß wir es gar nicht merken.Um halb eins verläßt sie uns mit den worten: "Good bye, have a nice day!", und als wir nur "Thank you" antworten, faucht sie uns in komischem Zorn an:" Is that all? Gentlemen answer: You too!" und rauscht hinaus. Wieder was gelernt.
Um 13.00 Uhr beginnt die letzte Unterrichtseinheit an diesem Tag, eine weitere Konverstionsrunde. Marbek, unsere dritte Lehrerin, ist eine liebenswürdige alte Lady, sehr lebhaft, steigt sofort ein mit einem Thema über unsere Charaktereigenschaften, z. B. , was wir in bestimmten vorgegebenen Situationen für Empfindungen haben., wie wir reagieren usw. So vergeht auch diese Zeit sehr schnell, und um 14.30 sind wir für heute fertig.
In einer kleinen Gruppe trinken wir an der Sea-front einen Kaffee und nehmen einen kleinen Imbiß. Danach marschiere ich ins Hotel zurück, schwätze ein wenig mit Ulrike, die schon da ist und gehe dann wieder in die Stadt, bummele ein wenig herum, verlaufe mich ein paarmal,finde aber meinen Weg wieder, trinke in einer Bar ein Bier und komme gegen 19.00 Uhr ins Hotel zurück.
Heute gibt es Fisch, sehr lecker, sehr reichlich. Ich bedauere bei gutem Essen immer, daß ich nicht so schnell essen kann, wie es kalt wird.
Nach dem Essen hocken wir in einer großen Runde (Ulrike, Karl, noch drei andere, die ich nicht kenne und ich) an der Hotelbar, trinken, schwätzen, rauchen. Leider sprechen wir alle Deutsch, der Barkeeper steht dabei und versteht uns nicht. Das muß noch anders werden.
Um 22.00 Uhr ziehe ich mich zurück, schreibe noch ein wenig Tagebuch und schlafe um halb zwölf schon.
Dienstag, 23.11.1993
Frühstück und Marsch zur Schule wie gehabt. Heute haben wir noch eine weitere Mitschülerin in der Klase., Christiane aus Nordrhein-Westfalen, jung, hübsch, intelligent. Sie arbeitet gut mit uns zusammen, und wir kommen vorwärts. Kitty verstehe ich heute schon besser, bei Gillian habe ich immer noch meine Schwierigkeiten. In den Pausen trinken wir in einer kleinen Snackbar einen Kaffee und essen eine Kleinigkeit. Im übrigen läuft der Unterricht ab wie gestern.
Am Nachmittag bringe ich endlich mein Goldarmband zur Reparatur. Dann bummele ich wieder durch die Stadt. Zu größeren Excursionen kann ich mich noch nicht entschließen, ich bin noch nicht völlig aklimatisiert. Auch werden meine Halsschmerzen nicht besser. Solange die Sonne noch scheint, sitze ich mit Ulrike auf der Dachterrasse des Hotels und arbeite das Gelernte noch einmal durch. So vergeht dieser Tag wie der gestrige mit Abendessen, Smalltalk an der Bar und Schlafen gegen elf.

Mittwoch,24.11.1993
Trübes Wetter und leichter Regen. Aber es ist warm, sodaß man den Regen ertragen kann. Ich habe sehr schlecht geschlafen, meine Halsschmerzen sind abends und nachts immer besonders schlimm. Mitten in der Nacht bin ich aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen. So setzte ich mir die Kopfhörer auf und übte mich in Autogenem Training. Das verhalf mir zu einem leichten Dahindämmern, bis es Zeit wurde, aufzustehen.
Frühstück wie gehabt. Der Unterricht war heute besonders interessant: Kitty nahm uns in Grammatik richtig ran, und Gillian, dieses Vollblutweib, wuchs über sich selbst hinaus, indem sie uns in eine Diskussion über Abtreibung, Euthanasie, christliche und ethische Glaubensgrundsätze verwickelte, bei der wir alle hart zur Sache gingen. Doch unmerklich führte sie uns aus diesen ernsten Themen wieder heraus, und plötzlich fanden wir uns in einer fröhlich lachenden Runde wieder, sodaß trotz der harten Debatte keine Verletzten auf der Strecke blieben.
Nach der Mittagspause wollte Marbek (eine willkürliche Kombination aus Mary und Rebekka, wie ich heute erfuhr) eigentlich viel mehr mit uns machen, aber wir blieben beim Thema Geld, Banken, Geschäfte und Transaktionen hängen, bis die Zeit um war. Einstimmiges Urteil: Heute hat es richtig Spaß gemacht.
Nach der Schule wollten Ulrike und ich eigentlich nach Valetta fahren, aber der Seegang war heute so hoch, daß die Fähre nicht anlegen konnte, Also suchten wir uns ein Lokal, aßen eine Kleinigkeit und schwätzten miteinander. Danach versuchten wir, unser Hotel auf einem anderen Weg zu erreichen, doch kamen wir wieder einmal ganz woanders heraus, als wir vermuteten. Ich fand aber auf diesem Irrweg einen Juwelierladen, der eine schöne kleine Eule aus Silber in der Auslage hatte.
Gesehen- gekauft. Ulrike kaufte sich in einem winzigen Laden eine Jeans, deren goldgelbe Farbe es ihr spontan angetan hatte, und dann marschierten wir bei immer noch leichtem Regen die Sea-Front entlang, bis wir wieder zu unserem Hotel kamen.
Das Abendessen war leider ungenießbar, ich ließ es stehen, bummelte noch ein wenig durch das abendliche Sliema und zog mich bald zurück. Der Klimawechsel macht mich in den ersten Tagen immer recht müde.
Fortsetzung folgt.

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